Die ersten indirekt geheizten Röhren
Auch in den USA wurden indirekt geheizte Röhren zum Betrieb an Wechselspannung entwickelt, wofür 2,5V als Heiz- Wechselspannung eingeführt wurde. Schon im Mai 1927 erschien von RCA als erste Type dieser neuen Serie die UY-227.
Nach dem Vorbild dieser UY-227 brachte Philips die indirekt geheizte F215 mit ebenfalls 2,5V Heizspannung heraus. Bei Valvo erschien sie als A2200W.
Andere Hersteller in Europa folgten jedoch nicht dieser amerikanischen 2,5V- Heizspannungsnorm und führten ihre neuen indirekt geheizten Röhren weiterhin mit 4 V Heizspannung aus, wie schon zuvor bei Röhren für Batteriebetrieb, so auch Telefunken.
Nach der F215 ging auch Philips zur 4V- Norm über.
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REN1104k
Im Jahr 1927 brachte Telefunken die erste serienmäßige indirekt geheizte Triode REN1104k heraus, zunächst mit dem normalen 4-Stift- Sockel B4, wobei die Katode an einer Seitenschraube angeschlossen wurde.
Damit konnten weiterhin Fassungen für 4-Stift- Röhren verwendet werden. Auf die Heizungsverdrahtung wurde nun 4V Wechselstrom eingespeist, die neu hinzu gekommene Katode wurde über die Seitenschraube als Geräte- Masse, bzw. Erde, neu verdrahtet.
Begannen bisher die Bezeichnungen der direkt geheizten Telefunken – Röhren mit der Buchstabenfolge „RE“ für „Röhre – Empfang“, so war das neu hinzu gekommene „N“ ein Hinweis auf eine für Netzbetrieb geeignete Röhre, - also eine Röhre mit indirekter Heizung.
Das „k“ deutete bei der REN1104k auf eine Sockel- Seitenschraube, möglicherweise als Hinweis auf den Katodenanschluss. Bei späteren Röhren wurde eine Seitenschraube mit einem „d“ gekennzeichnet, wobei diese als Anschluss für Raumladegitter, Schirmgitter oder Anode dienen konnte.
Als Heizspannung wird 3,5 – 4V oder 3,8 – 4V empfohlen, wie schon zuvor für Batterieröhren. Hiermit wurde für die nächsten Jahre die Heizspannung 4V als Norm für indirekt geheizte Röhren gesetzt, bzw. für Röhren, die mit Wechselspannung geheizt werden.
Es gab auch noch eine REN1104w, auch mit 4-Stift- Sockel, aber mit 2 Seitenschrauben für den Heizfaden zum Nachrüsten vorhandener Geräte mit Batterie- Röhren.
Das Bild (links) wurde der Festschrift „25 Jahre Telefunken“ entnommen. Es scheint sich um ein universal- Musterbild oder Musterröhre zu handeln, wobei keine Details des Systemaufbaus zu erkennen sind. Dieser hatte sich aber wohl kaum von der 5-Stift- Version (folgendes Bild) unterschieden.
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1928
1928 erschien die REN1104 mit dem 5-Stift- Sockel B5, mit der Katode auf dem Mittelstift.
Die REN1104 ist universell für HF-, ZF- und NF-Stufen einsetzbar, in Audionstufen ist sie direkt geheizten Röhren deutlich überlegen.
Sie hat einen relativ niederen Verstärkungsfaktor µ von nur 10, aber auch einen niederen Innenwiderstand von nur 7 kΩ, so dass man sie vorzugsweise mit Transformatorkopplung betreibt, wobei die Spannung hochtransformiert wird. Steilheit = 1,5 mA/V.
Sie kann auch als Endröhre mit 0,22 W Sprechleistung betrieben werden, was jedoch gegenüber deutlich billigeren direkt geheizten Endtrioden ähnlicher Leistung wohl kaum in Frage kam.
Im Jahr 1927 kostete die REN1104k RM 19,-, während die direkt geheizte Endtriode RE134, welche mit 0,65 W die rund 3-fache Sprechleistung brachte, nur RM 10,50 kostete.
Äquivalent / ähnlich : Philips E409, Valvo L4100 .
Im gleichen Jahr erschienen die REN804 mit Verstärkungsfaktor µ = 17, Steilheit 2,3 mA/V, vorgesehen als Audionröhre mit Transformatorkopplung,
(Äquivalent / ähnlich : Philips E415, Valvo A4100).
Die Systemaufbauten der Röhren REN804, REN1004 und REN1104 sind praktisch gleich, nur die Steigung der Gitterwindungen ist unterschiedlich.
Die Gitterwindungen werden nur von einem einzelnen Stab gehalten.
In dem Katodenröhrchen befindet sich ein Keramikkörper, der zwei dünne Bohrungen enthält, durch die der Heizfaden haarnadelförmig hindurchläuft. Dadurch befinden sich beide Heizfadenenden auf einer Seite. Durch den hin- und zurück laufenden Heizfaden wird dessen vom Heizstrom erzeugte Magnetfeld größtenteils aufgehoben.
Das Katodenröhrchen wird oben nur durch das Anschlussband gehalten und unten nur durch die Heizfaden- Anschlüsse, d. h. die Enden des Heizfadens tragen das Katodenröhrchen !
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Ebenso erschien noch die REN1004 mit Verstärkungsfaktor µ = 33, Steilheit 1,5 mA/V, vorgesehen als Widerstandsverstärker.
Äquivalent / ähnlich : Philips E438, Valvo W4100 .
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Direkt geheizt : RE...
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Indirekt geheizt : REN...
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Die Sockelschaltung blieb wie zuvor, mit dem Gitteranschluss zwischen den beiden Heizfaden- Stiften, nur der Mittelstift mit dem nun separaten Katodenanschluss kam hinzu. Solange bisher Röhren mit Gleichspannung aus einer Batterie geheizt wurden, war dies kein Problem.
Da die neuen indirekt geheizten Röhren nun mit 4 V Wechselspannung geheizt wurden, war die Gefahr sehr groß, dass diese Heiz- Wechselspannung auf das Gitter kopplete und Brummstörungen verursacht. Daher wurde die Symmetrierung der Heizspannung dringend erforderlich, was durch ein „Entbrummer“ - Potentiometer oder Heizwicklungs- Mittelabgriff realisiert wurde.
Die Anordnung des Gitteranschlusses zwischen den Heizspannung führenden Stiften und Drähten innerhalb der Röhre blieben immer ein Problem, besonders wenn das Steuergitter hochohmig aufgehängt war, z. B. bei einer Gitter-Audion- Schaltung.
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Erstmals mit der Einführung des 7-Stift- „Hexoden“- Sockels C7A und danach mit den Außenkontaktsockeln kam man von dieser ungünstigen Anordnung ab und man verlegte den Steuergitter-Anschluss auf eine Gitterkappe auf dem Gipfel der Röhre. Diese Praxis wurde bei amerikanischen Röhren schon Jahre zuvor angewandt.
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1930
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Original REN904, grau, Zink-Metallisiert
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REN904 gold
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REN904 silber
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REN904 auf AC2- Basis |
REN904 (Valvo ~A4110, Philips ~E424N)
Triode, erschien 1930
Heizung Uf 4 Volt / If 1 Ampere, indirekt geheizt,
S 2,4 mA/V, D = 3,3 %, µ = 30
Ausgerechnet bei der wichtigsten Triode der frühen 1930er Jahre wurde versäumt, sie als neue Röhre in der Fachpresse vorzustellen.
In deutschen Fachzeitschriften findet man nichts über sie, nur in der Zeitschrift ÖRA = Österreichischer Radio Amateur, Folge 4, April 1930, wird sie erwähnt, in Deutschland findet man sie nur im Katalog der Radio-Zentrale Prohaska 1930/31.
Die REN904 wurde zu einer epochalen Universaltriode. Man findet sie ab 1930 in fast allen Anwendungen, in welchen eine Triode notwendig oder sinnvoll war.
Sie war auch vorgesehen als Ersatz für die Typen REN804, REN1004 und REN1104, die nicht mehr hergestellt wurden.
Man findet sie als Audionröhre, zur NF-Verstärkung, in Widerstands-, Drossel- oder Transformatorkopplung wie auch als Oszillator.
Im Volksempfänger VE301W war sie mindestens bis 1936 im Einsatz, bis sie ab 1937 im VE301Wn durch die Pentode AF7 ersetzt wurde.
Sehr wahrscheinlich erst nach 1945 erschien eine modernisierte Version der REN904 im Domkolben und einem auf 0,65A herabgesetzten Heizstrom, wie auf der Röhre vemerkt. Hierbei handelt es sich um die Nachfolgetype AC2, die als REN904- Ersatz mit einem 5-Stift Europasockel B5 versehen wurde.
Die zur REN904 erschienen Paralleltypen Valvo A4110 und Philips E424N sind nicht völlig äquivalent zur REN904, da sie einen Verstärkungsfaktor µ = 24 haben, im Gegensatz zur REN904 mit µ = 30. Im realen Betrieb ist dies jedoch wenig bedeutsam.
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Bei einer herkömmlichen Triode befindet sich in einem Vacuumkolben ein Elektrodensystem, bestehend aus Katode, Anode und einem dazwischenliegenden Steuergitter.
In der Arcotron- Röhre befinden sich jedoch im Kolben nur eine längs ausgespannte direkt geheizte Katode und eine Anode.
Statt des Steuergitters befindet sich auf dem Glaskolben eine Metallisierung, die als Steuerelektrode wirkt. Hierzu wurde der Kolben sehr flach gestaltet, damit die Steuerwirkung auf den Elektronenstrom zwischen Katode und Anode möglichst groß ist.
Da die Steuerwirkung kapazitiv erfolgte, war die Übertragung niederer Frequenzen mangelhaft. Dies kam zwar der Unterdrückung des Netzbrumms zugute, verschlechterte jedoch auch die Tonwiedergabe.
Alsbald traten jedoch Fehlfunktionen auf, insbesondere durch losgelöste Metallisierung und durch Fehler bei der Glasherstellung.
Diese Röhren waren zudem abhängig von statischen Aufladungen und sogar von der Luftfeuchtigkeit. Wurde in der Nähe ein Verbraucher ein- oder ausgeschaltet, verursachte der Schaltknacks eine negative Ladung des Steuer-"Gitters", wodurch die Röhre mangels Entladewiderstand kurzzeitig gesperrt blieb und damit störende Lücken während des Empfangs verursachte.
Diese Röhren wurden zum größten Flop, den sich Telefunken in den 1930er Jahren leistete.
Es ist erstaunlich, wie 1930 von Telefunken eine neue Röhrenart herausgebracht und groß als Sensation angekündigt wurde, die sich aber schnell als sehr unzuverlässig erwies und alsbald sang- und klanglos und ohne Nachruf von der Bildfläche wieder verschwand.
Die von Telefunken mit diesen Röhren bestückten Geräte wurden zurückgezogen und umgebaut oder gar vernichtet.
