Röhren 1934 in Europa, Teil III, C- und E-Röhren
CL1 und EL1, CL2, CY1, CY2, C1, C2, C3, EZ1 und FZ1. |
Fortsetzung von Teil II
CL1 und EL1 und das Vorbild, die 41 |
CL1 und EL1 Endpentoden für Allstrom- und Autoradio-Betrieb. Die Endpentoden EL1 und CL1 mit 5 W Anodenverlustleistung (250 V * 20 mA) entprechen noch am ehesten der ursprünglichen Cupra-Nf-Endpentode. Als Vorbild schien die amerikanische Autoradio- Endpentode Type 41 zu dienen, die schon im Vorjahr (1933) erschien, die jedoch 8 Watt Anodenverlustleistung hatte. Der CL1 und der EL1 traute man jedoch nur 5 W zu, wodurch die Sprechleistung von den 3,4 Watt der 41 auf maximal 1,8 W zurückging.
CL1 Endpenthode (gilt auch für die EL1, außer den Heizdaten 6,3 V / 0,4 A ) Die Philips Endpenthode CL1 ist eine 5-W-Endröhre. Die Heizleistung betragt 2,6 W, der Heizstrom 200 mA und die Heizspannung also 13 V. Deshalb kann man die Röhre nicht nur für G/W-Zwecke, sondern auch als 13-V-Autoradioröhre benützen. Für 110-V-Netze wird die Endleistung zu gering; für solche Netze kommt nur die Endpenthode CL2 in Frage. Bei der Anwendung der CL1 ist zu beachten, dass die maximale Spannung zwischen Kathode und Heizfaden 175 Volt nicht überschreiten darf. Der maximal zulässige Ohm'sche Widerstand im Steuergitterkreis bei automatisch regulierter Vorspannung beträgt 1,6 Megohm; bei fester Gittervorspannung 1 Megohm. Eine automatische Gittervorspannung liegt nur dann vor, wenn der die Gittervorspannung liefernde Kathodenwiderstand ausschließlich vom Kathodenstrom der CL1 durchflossen wird. |
CL2 Endpentode für Allstrombetrieb, speziell an 110V- Netzen. Da die CL1 schon bei 200 V nur eine bescheidene Leistung erbrachte, war sie zum Betrieb an 110V- Netzen ungeeignet. Daher wurde mit der CL2 erstmals eine Röhre geschaffen, die bei Ua = Ug2 = 100 V die Sprechleistung von 1,7 Watt erbrachte. Bei Ua = 200 V liefert sie theoretisch sogar 3 W, was jedoch in der Praxis jedoch nicht realisierbar ist : da die erforderliche Schirmgitterspannung von 75 V über einen Vorwiderstand gewonnen werden muss, bricht diese genau dann zusammen, wenn die Röhre bei Vollaussteuerung den höchsten Schirmgitterstrom benötigt. Dieses Problem besteht für alle Endröhren mit geringerer Schirmgitterspannung als die Anodenspannung, weshalb, wenn immer möglich, Schaltungen und Endröhren für Ua = Ug2 ausgelegt werden sollten. Daher folgten End- und Verbund-Endröhren wie CL4, CBL1 und UCL11 mit Ua = Ug2 = 200 V sowie CL6, CBL6 und UL12 für Ug2 = 100 V- Betrieb. Die CL2 ist ohne Vorgänger. |
CL2 Endpenthode
Dies ist eine indirekt geheizte 8-W-Endpenthode der G/W-Serie, welche auch bei sehr niedrigen Anodenspannungen noch eine reichliche Nutzleistung abgibt. In Anbetracht der großen Röhrenleistung musste die Heizspannung bei 200 mA Heizstrom auf 24 V festgesetzt werden.
Bei Veränderung der Netzspannung von 110/127 Volt auf 220 V muss die Primärwicklung des Ausgangstransformators für die richtige Belastungsimpedanz umgeschaltet werden. Dies darf jedoch nicht erfolgen, indem man einen Teil der Primärwicklung kurzschließt, ein Teil muss abgeschaltet werden für niedrige Netzspannungen.
Als günstigste Belastung ist bei 110/127 V 2000 Ohm anzuwenden. Besonders empfohlen wird hierfür der Philips Ausgangstransformator Type A, der für den hohen Anodenstrom speziell entworfen ist. Die negative Gittervorspannung wird mittels eines Widerstandes in der Kathodenleitung erzielt. Damit dieser Widerstand für verschiedene Netzspannungen nicht umgeschaltet zu werden braucht, können nachfolgende Spannungen verwendet werden.
- Bei Va = 100V muss Vg2 = 100 V und Ia = 50 mA sein.
- Bei Va = 200V muss Vg2 = 75 V und Ia = 40 mA sein.
Das Schirmgitter wird also bei höherer Netzspannung über einen Serienwiderstand gespeist. Obenstehende Tabelle gibt Aufschluss über die erzielbaren Ausgangsleistungen bei 5 und 10% Verzerrung. Die maximal zulässige Spannung zwischen Heizfaden und Kathode beträgt 175 Volt. Bei einer automatisch regulierten negativen Gittervorspannung ist der Maximalwiderstand im Gitterkreis 1 Megohm und bei fester Gittervorspannung 0,6 Megohm.
CY1 : Einweggleichrichterröhre für Allstrombetrieb zur Gleichrichtung der Anodenspannung direkt aus dem Netz. 250V, 80 mA. CY1 Gleichrichterröhre Die Philips CY1 ist eine Einweggleichrichterröhre mit einem Heizstrom von 200 mA und einer Heizspannung von 20 V. Sie hat einen sehr niedrigen inneren Widerstand, so dass beim Durchfließen des Anodenstromes nur ein sehr geringer Spannungsabfall verursacht wird; bei Verwendung an 110-V-Netzen ist dies von größtem Vorteil. Beim Anschluss des G/W-Gerätes an Gleichstrom verhindert sie das Durchfließen des Anodenstromes in falscher Richtung, so dass hierdurch die Verwendung von Elektrolytkondensatoren möglich wird. Bei Anwendung der CY1 ist zu beachten dass der Scheitelwert der Spannung zwischen Kathode und Heizfaden 350 Volt nicht überschreiten darf. Bei hohen Netzspannungen und Verwendung von Abflachkondensatoren mit großer Kapazität soll im Anodenkreis ein Schutzwiderstand verwendet werden, dessen Minimalwert in der Tabelle angegeben ist. Netzspannung, Abflachkondensator und entsprechender Serienwiderstand:
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CY2 : Gleichrichterröhre für Allstrombetrieb zur Gleichrichtung der Anodenspannung direkt aus dem Netz. CY2 Einweggleichrichterröhre und Spannungsverdoppler Die Philips CY 2 ist im Gegensatz zu der CY1 mit zwei isolierten Kathodenteilen und zwei Anoden ausgeführt. Demzufolge kann sie entweder als Einweggleichrichter oder als Spannungsverdoppler geschaltet werden. Bei Verwendung als Einweggleichrichter kann die Röhre einen Strom bis zu 120 mA abgeben. Als Spannungsverdoppler beträgt der maximale Anodenstrom 60 mA, während die Spannung dann nahezu das Doppelte wie beim Gebrauch als einfacher Gleichrichter beträgt. Sie enthält zwei Dioden zu je 250V, 60 mA, die nicht für Zweiweggleichrichtung, sondern bei 110...130V-Wechselstromnetzen zur Spannungsverdopplung vorgesehen sind. Bei Parallelschaltung beider Dioden können 120 mA entnommen werden, bei Spannungsverdopplung jedoch nur 60 mA. Bei Anwendung der CY 2 ist zu beachten, dass die maximal zulässige Spannung zwischen Kathode und Heizfaden 350 Volt nicht überschreiten darf. Bei hohen Netzspannungen und Verwendung von Abflachkondensatoren mit großer Kapazität soll in den Anodenkreis der Röhre ein Schutzwiderstand gekoppelt werden, dessen Minimalwert den Werten der CY1 entspricht. |
Regulatorröhren C1 Regulatorröhre Netzspannungsschwankungen führen in einem Empfänger mit Serienheizung der Heizfäden der Empfängerröhren viel rascher zu einer nicht zulässigen Über- bzw. Unterbelastung als mit Parallelheizung. Daher wird dringend empfohlen, immer in Serie mit den Empfängerröhren eine Regulatorröhre zu schalten, wodurch die Ober- und Unterspannungen automatisch ausgeglichen werden. Die Regulatorröhre C1 soll verwendet werden bei hohen Netzspannungen (z.B. 220 V). Der Regelbereich ist 85--200 V, d.h. also, dass bei einer Spannung von 140 V über den Röhren Spannungsschwankungen von 60 V auftreten können, ohne dass der Heizstrom sich merkbar ändert. Die maximale kontinuierliche Betriebsspannung darf unter keinen Umständen 200 V überschreiten. Die maximale Einschaltspannung ist 240 Volt. Beim Einschalten muss berücksichtigt werden, dass der Kaltwiderstand der Heizfäden ungefähr 1/7 des Widerstandes im warmen Zustand beträgt. Betriebsdaten :
C2 und C3 Regulatorröhren Die Röhre C 2 soll verwendet werden bei niedrigen Netzspannungen, z.B. 127 Volt. Der Regelbereich ist 35-100 Volt. Die maximale kontinuierliche Betriebsspannung ist 100 Volt, die maximale Spannung beim Einschalten ist 140 Volt. Die Röhre C3 ist der Röhre C1 ähnlich. Sie ist jedoch mit einem Begrenzungswiderstand aus Uranoxyd (UO2) ausgestattet, wodurch einer Zerstörung der Skalenlampe durch große Einschaltstromstöße vorgebeugt wird. Der Regelbereich ist 100-200 Volt. Die maximale kontinuierliche Betriebsspannung ist 200 Volt, die maximale Spannung beim Einschalten ist 240 Volt.
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EZ1 und FZ1 : Autoradio- Zweiweggleichrichterröhren, indirekt geheizt, zur Heizung mit der KFZ- Bordnetzspannung.
Mit den Nennwerten 250 V und 50 mA waren diese Gleichrichterröhren sehr knapp bemessen. Daher wurden die späteren Telefunken- Versionen (von1936, hier im Bild) für 60 mA ausgelegt, die spätere Philips Version EZ2 wurde auf 350 V, 60 mA erhöht. |
Eine interessante Vorveröffentlichung: In der Ausgabe N°1 der französischen Radiozeitschrift "Toute la Radio" vom Februar 1934 befindet sich ein sehr interessantes Inserat "Philips – Miniwatt – Pour la Saison 1934 – 1935", in welchem die neuen Philips- Röhren für 1934 vorgestellt werden. Hier lassen sich aufschlussreiche Vergleiche zu dem einen Monat später erschienenen "Philips Monatsheft für Apparate- Fabrikanten" vom März 1934 aufstellen im Hinblick auf Röhren, die in diesem Inserat vom Februar noch nicht erwähnt, aber dann im Monatsheft vom März vorgestellt werden. Fehlende AF2 ! An erster Stelle werden in der 4- V- Serie die Oktode AK1 und die Duodiode AB1 genannt, wovon speziell die Oktode zu den wichtigsten neuen Röhren des Jahres 1934 zu zählen ist. – Interessanterweise bleibt aber die AF2 hier noch unerwähnt ! Demnach war die AF2 also ursprünglich gar nicht vorgesehen ! - Sie war auch nicht unbedingt notwendig, denn es gab ja bereits seit dem Vorjahr 1933 die recht brauchbare Regelpentode E447 (RENS1294). Offensichtlich bemerkte man jedoch, dass das Regelverhalten dieser E447 nicht optimal zu dem der AK1 passte, so dass man eine in diesem Sinne verbesserte Regelpentode entwickelte, eben die AF2. Außer der veränderten Regelcharakteristik, die ja lediglich in einer Veränderung der Gitterwicklung bestand, unterschied sich die AF2 in nichts von der E447. Sie ist die einzige Röhre in der alten Technik des Vorjahres, sowohl in Bauform, Größe und der Heizleistung 4 Watt, im Gegensatz zu allen anderen Röhren des Jahres 1934. Man hätte sie daher vielleicht zutreffender E447N nennen können, so wie der Buchstabe N oft für nur geringfügig verbesserte Versionen bestehender Röhren verwendet wurde, z. B. E443N oder EL3N. Vermutlich wollte man aber alle neuen Röhren nur noch in dem neuen Bezeichnungscode herausbringen, so dass für eine Röhre, die lediglich eine Variante der E447 ist, die völlig andere Bezeichnung AF2 gewählt wurde. Es ist zu Bemerken, dass Telefunken diese Röhre nicht verwendete und sie daher in Deutschland außer in Philips-Geräten nicht zu finden war. Möglicherweise passte die RENS1294 (=E447) im Regelverhalten besser zu der von Telefunken favorisierten Triode- Hexode ACH1 als Mischröhre als zur Oktode AK1, - oder wurde gar stillschweigend die Regelcharakteristik der RENS1294 geändert, ohne dass dies veröffentlicht wurde ? |
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Nur neue Allstrom- C- Röhren ! Danach werden die Allstromröhren der C-Serie mit den "neuen und sensationellen Außenkontaktsockel" beschrieben. Diese sowohl für Gleich- wie auch für Wechselstrom geeigneten Röhren waren ein enormer Fortschritt gegenüber der vorherigen Gleichstromröhren, welche ausschließlich nur mit Gleichstrom betrieben werden konnten. - Aber die Autoradio- E- Röhren fehlen noch ! Dagegen blieben die Autoradio- E- Röhren hier noch völlig unerwähnt, da diese zur damaligen Zeit erheblich weniger bedeutsam waren als Röhren für Netzanschluss-Geräte. Es ist auch logisch, dass ganz vorrangig zunächst die Allstrom- C-Röhren entwickelt und eingeführt wurden und diese dann mehr als Nebenprodukt zu Autoradio-Röhren weiterentwickelt wurden. In den meisten Fällen bestand dies auch ganz einfach darin, diese mit anderem Heizfaden mit halber Heizspannung und dafür doppeltem Heizstrom auszustatten.
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Fortsetzung: Röhren 1934 in Europa, Teil IV