Außenkontaktröhren ab 1936 / Teil IV, neben der Roten Serie
Hier werden die Außenkontakt-Röhren vorgestellt, die kurz vor oder parallel neben der Roten Serie erschienen.
ABL1, AD1, AL4, AL5, AM1, AM2,
CBL1, CBL6, CCH1, C/EM2, CL4, CL6, EM5, VL4,
FDD20, TC03/5P, W5H, WE1 .... WE44.
Die Rote Serie erschien zunächst hauptsächlich im Testmarkt Frankreich, aber auch in Belgien, den Niederlanden und angeblich auch in Australien, in anderen Ländern erschien sie erst später. In Deutschland wurde die Einführung dieser fortschrittlichen neuen Röhren durch Telefunken mit ihrem Quasi- Röhrenmonopol verhindert.
Aus den vorgenannten Gründen waren noch für eine Übergangszeit weiterhin die Röhren der 4 Volt- A- Serien gebräuchlich. Daher wurden noch kurz vor und z. T. parallel zur Roten Serie noch die Röhren AL4, AL5, ABL1 und AM2 herausgebracht, die dem neusten Stand der damaligen Technik entsprachen, aber lediglich Parallel-Ausführungen der 6,3 V- Röhren EL3(N), EL5, EBL1 und (C)/EM2 sind. Hinzu kamen noch weitere Allstromröhren der C- und V- Serie sowie einige Exoten.
Die End- und Gleichrichterröhren der C- Serie wurden auch weiterhin in Allstromgeräten verwendet, die mit Vorstufenröhren in der Roten Serie bestückt waren und passend dazu einen einheitlichen Heizstrom von 0,2 A haben. Um ihre Eignung zur Roten Serie zu demonstrieren, erhielten die Endröhren oft einen roten Abschirmkragen.
Jahr 1936: Endpentode oder Endtetode, ersetzt AL1 und AL2, von Telefunken nur leicht verbesserte Ausführung der AL3, Paralleltype zur EL3 (Philips), später zur EL3N, 4 Vf, Pa 9 W, Pout 4,3 W, 36 mA, S 9; -6 V. AL4 früheste Veröffentlichungen: Neuankündigung für die Radioindustrie (Gerätebauer) Markteinführung, Vorstellung in der Fachpresse: 1. Juli 1936: Funk Nr. 13, 1936, S.391: Neue steilere Endröhren AD1, AL4 und CL4. |
AL4 Telefunken |
AL4 Philips = AL3 umbenannt |
Nachdem Philips schon im Vorjahr mit der AL3 die erste "hochsteile" Endröhre u. A. in Frankreich einführte, kündigte in Deutschland Telefunken Anfangs 1936 die AL4 an, zusammen mit ihrer Allstrom- Version CL4 und der Endtriode AD1.
Die Telefunken-Zeitung von Januar 1936 schreibt:
Die neuen Hochleistungs-Endröhren AD1, AL4 und CL4
Die von Telefunken neu entwickelten Endröhren AD1, AL4 und CL4 werden in dieser Saison auf dem Markt erscheinen. Die Röhren sind in Leistung und Verzerrungsfreiheit gegenüber bestehenden Typen weitgehend verbessert worden. Zweck dieses Aufsatzes ist, den Apparatebauer mit den neuen Röhren vertraut zu machen und ihm gewisse Anhaltspunkte für die Dimensionierung seiner Geräte zu geben.“
Die AL4 wurde demnach von Telefunken als Konkurrenzprodukt zur Philips AL3 eingeführt.
Während die AL3 noch mit einer Katode mit kreisrundem Querschnitt ausgestattet war, wie bis dahin üblich, erschien die AL4 erstmals mit einer Profilkatode mit elliptischer Oberfläche zu den Gitterwindungen hin, aber mit seitlichen Abflachungen zu den Gitterhaltestäben, wobei der nur die in Strahlrichtung emittierenden Oberflächen mit aktiver Schicht besprüht sind.
Dadurch ließen sich die ebenfalls elliptischen Gitterwindungen in überall gleichmäßigerem Abstand an die Katodenoberfläche anpassen, wodurch die Katode gleichmäßiger beansprucht wurde und sich ein günstigerer Kennlinienverlauf ergab als bei einer Rundkatode.
Durch die kleinere Wärmestrahlung der unbesprühten Flächen ergab sich eine bessere Katodenausnutzung und eine geringere Erwärmung der Gitterhaltestäbe. Durch den gesteigerten Wirkungsgrad der Katode konnte die Heizleistung verringert werden.
Die Heizleistung dieser AL4 konnte dadurch allerdings nur unwesentlich von 7,4 W (der AL3) auf 7 W abgesenkt werden, also nur 5 %. Diese geringfügige Verbesserung schien für Telefunken der Anlass zu sein, die Röhre AL4 statt AL3 zu nennen, obwohl sonst praktisch kein Unterschied zur AL3 bestand.
Erst bei den 1938 erschienenen Endröhren Telefunken EL11 und Philips EL3N konnte aufgrund einer weiteren Verbesserung dieses Prinzips die Heizleistung auf 5,67 W verringert werden, bei sonst gleicher Leistung. Auch die AL4 wurde von da an von den meisten Herstellern mit dieser neuen Katode versehen, d. h. die AL4 wurde außer dem Heizfaden völlig gleich wie die EL3N oder bei Telefunken wie die EL11 hergestellt.
Das Bild zeigt den Fortschritt im Aufbau von Katode, Gitter 1 und Gitter 2 von Endröhren. Links die alte Version mit Rundkatode, wo man den über dem Umfang ungleichmäßigen Abstand der Gitter zur Katode erkennen kann. Bei der realen AL3 sind die Gitter- Haltestäbe jedoch viel näher an der Katode, weshalb die Unterschiede nicht so krass sind wie in diesem Beispiel.
In der Mitte sieht man den Aufbau der AL4 nach Telefunken- Unterlagen, rechts den weiter verbesserten Aufbau der EL3N nach Philips- Unterlagen, der auch etwa der Telefunken EL11 entspricht.
Nach der Einführung der AL4 von Telefunken für den deutschen Markt wurde diese auch von Philips / Valvo im April 1936 vorgestellt, ebenfalls zusammen mit den Typen AD1 und CL4, sowie zusätzlich schon mit der stärkeren AL5, die von Telefunken aber erst im August 1937 vorgestellt wurde !
Bei der AL4 von Philips, Valvo und anderen Herstellern handelt es sich jedoch technisch um die gleiche Röhre, die zuvor in Frankreich als AL3 erschien, also die Version mit Rundkatode, es wurde nur die Bezeichnung an die Marktsituation angepasst. Für diesen minimalen Unterschied in der Heizleistung wäre es wenig sinnvoll gewesen, die erst vor wenigen Monaten eingeführte und erfolgreiche Röhre schon wieder zu ändern. Damit war auch der Zweck des Bezeichnungswechsels von AL3 auf AL4 verwässert, da somit praktisch AL3 = AL4 war.
Die Einführung der beiden Philips Endpentoden AL4 und AL5 zu dieser Zeit erfolgte nicht zufällig, da Philips zur gleichen Zeit die komplett neue Rote Serie für 6,3 V Heizspannung einführte, welche die Endröhren EL3 und EL5 enthielt.
Da in Deutschland die Einführung der Roten Serie von Telefunken jedoch verhindert wurde, brachte Philips / Valvo hauptsächlich für den deutschen Markt die AL4 als 4 V- Ausführung der EL3 und die AL5 als 4 V- Ausführung der EL5 heraus.
In Frankreich wurde im September 1936 in der Zeitschrift „L'Onde Electrique“ die AL4 als angeblich verbesserte AL3 vorgestellt, wobei eine deutliche Verbesserung zu dieser Zeit nicht nachvollziehbar ist. Es ging hier wohl nur darum, um überall einheitlich nur noch die Type AL4 anzubieten und man die Type AL3 aussterben ließ.
Es handelt sich hier also nur um eine Umbenennung von AL3 auf AL4.
Veränderungen der Telefunken AL4
Zunächst wurde von Telefunken die AL4 als echte Pentode mit normalem Bremsgitter ausgestattet, später wurde sie als Beam Power Tetrode mit Strahlbündel-Blechblende nach Vorbild der amerikanischen Röhren 6L6 und 6V6 hergestellt, vermutlich ab gleichen Zeit, als 1937 auch bei Telefunken die AL5 herauskam, die ebenfalls in dieser Ausführung hergestellt wurde. | |
Nochmals später, nach 1945, wurde die AL4 von Telefunken nun auch als Tetrode ohne Strahlbündel-Blechblende gefertigt, mit zwei seitlich weit offenen Anodenflügeln, worin lediglich zwei Haltestäbe als Rest- Bremsgitter wirkten. Besonders auch Exemplare aus RFT (DDR) Produktion findet man häufig in dieser Ausführung. Damit wurde nicht nur das Pentoden-Patent, sondern auch das Patent der Beam Power Tetrode umgangen, da sich hier zwischen Katode und Anode wirklich nur noch 2 Gitter und sonst nichts befanden. |
Von Philips / Valvo wurde die AL4 zu allen Zeiten nur als echte Pentode hergestellt, auch solche, die an Telefunken geliefert wurden. Man kann davon ausgehen, dass es sich bei als Telefunken gestempelte Pentoden-AL4 mit normalem Bremsgitter außer den ganz frühen Exemplaren stets um Fremdzukauf handelt.
Ludwig Ratheiser schreibt über die AL4 in [4] :
Endpentode AL4
4 Volt ~ indirekt
Anwendung: Hochleistungs-Endröhre mit 9 Watt max. zulässiger Anodenbelastung für Einfach- oder Gegentaktschaltung.
Eigenschaften: Endröhre großer Sprechleistung (max. etwa 4,3 Watt) und großer Eigenverstärkung. Geringe Anheizzeit, kleiner Gitterwechselspannungsbedarf. Trotz indirekter Heizung sehr kleine Verzerrungen bei kleiner Lautstärke (Vorteil der Ovalkathode).
Aufbau: Indirekt geheizt. Schnellheiz-Oval-Kathode mit bifilar gewickeltem Heizfaden. 3 - Gitter -Verstärkersystem;
Steuergitter G1 und Schutzgitter G2 an Sockelkontakte geführt. Bremsgitter G3 im Innern der Röhre direkt mit der Kathode verbunden. Geschwärzte Anode an Sockelkontakt A geführt. Bremsgitter an den Enden mit Abschirmwicklungen versehen (Schutz gegen Streuelektronen), Glaskolben innen geschwärzt. Domkolben, Außenkontaktsockel (8 polig). Z. T. mit Strahlblechen an Stelle des Bremsgitters (s. AL 5).
Vorläufertype: AL2 (kleinere Leistung und geringere Eigenverstärkung), stark abweichende technische Daten.
Hinweise für die Verwendung: Die Endröhre AL4 stellt einen wesentlichen Fortschritt gegenüber den Röhren AL1 und AL2 dar. Dieser wurde in erster Linie durch die große Steilheit erzielt, die allerdings mit einer etwas höheren Heizleistung erkauft werden mußte (7 W). Im übrigen kann die Verwendung der älteren Typen RES964, AL1 und AL2 keinerlei Vorteile bieten.
Durch die große Steilheit ist die AL4 bedeutend empfindlicher und gibt eine wesentlich größere Spannungsverstärkung in der Endstufe. Es ist auf diese Weise ohne Schwierigkeit möglich, von der Diode aus direkt die Endstufe voll auszusteuern, ohne die vorgeschaltete ZF-Röhre zu übersteuern.
Bei voller Aussteuerung der AL4, die mit 3,6 V eff. Gitterwechselspannung möglich ist, ergibt sich eine Sprechleistung von 4,3 Watt an der Anode, die auch zur Anwendung von Entzerrungsschaltungen ausreicht und in jedem Fall eine hohe Leistungsreserve zur einwandfreien Wiedergabe der Lautstärkespitzen sichert. Ein Gittergleichrichter (Audion, z. B. mit AF7) wird zur vollen Aussteuerung der AL4 stets ausreichen und im verzerrungsarmen Bereich der Richtkurve arbeiten.
Einen Einkreisempfänger kann man entweder mit den Röhren AC2 + AL4 oder AF7 + AL4 aufbauen.
Wegen der hohen Eigenverstärkung der Endröhre kommt bei Verwendung einer Pentode als HF-Gleichrichter nur Widerstandskopplung in Betracht (Ra = 0,2 MΩ). Ein besonderer Vorteil ist auch, daß ein Gitterableitwiderstand für die Endröhre von 1 MΩ zugelassen ist, so daß dadurch die Dämpfung auf die vorhergehende Stufe, z. B. den Schwingkreis eines Diodengleichrichters, entsprechend klein bleibt. In Empfängern mit Diodengleichrichtung, bei denen man einwandfreie Schallplattenverstärkung durchführen will, wird es sich allerdings nicht vermeiden lassen, vor die Endstufe noch eine Niederfrequenzverstärkung (AC2 oder ABC1) vorzusehen, weil auch die AL4 allein nicht in der Lage ist, bei Schallplattenanschluß genügend Verstärkung zu geben. Man wird jedoch stets mit einer einfachen Triodenverstärkung mit Widerstandskopplung auskommen. In die Steuergitterzuleitung der AL4 ist hinter dem HF-Siebwiderstand unbedingt ein Schutzwiderstand gegen Ultrakurzstörschwingungen einzubauen.
Für einen 4-Röhren-Super empfiehlt sich die Bestückung ACH1 + AF3 + ABC1 + AL4 oder, wenn man Abstimmanzeige wünscht, ACH1 + AF3 + AB2 + AM2 + AL4. Im zweiten Fall kann man den Triodenteil der AM2 zur NF-Verstärkung ausnutzen.
Endpentode, ersetzt bzw. übertrifft die CL1 und z. T. die CL2; Allstromausführung der AL4, bzw. der EL3(N).
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Ludwig Ratheiser schreibt über die CL4 in [4] :
Endpentode CL4
200 mA indirekt
Anwendung: Hochleistungs-Endverstärkerröhre mit 9 Watt Anodenbelastung für einfache A-Verstärkung oder Gegentakt-A-Schaltung. Nur zur Verwendung im Allstromempfänger geeignet. (In erster Linie für Betriebsspannungen von 200 bis 250 Volt.)
Eigenschaften: Endröhre großer Sprechleistung (max. etwa 4 Watt) bei großer Eigenverstärkung, kleiner Gitterwechselspannungsbedarf, s. a. AL4.
Aufbau: Entspricht im Aufbau mit Ausnahme der Heizwicklung und des Steuergitteranschlusses, der zur Kolbenkappe geführt ist, vollkommen der Paralleltype AL4.
Vorläufertype: CL2 (kleinere Leistung, kleinere Eigenverstärkung) (Ug2 = 100 V).
Hinweise für die Verwendung; Die Endröhre CL4 stellt eine Paralleltype zur Wechselstromröhre AL4 dar, die jedoch infolge der andersartigen Betriebsbedingungen eines Allstromempfängers in den Daten etwas abweicht. Während bei einem Wechselstromempfänger eine Betriebsspannung von 250 V für die Endröhre in allen Fällen zur Verfügung steht, muss bei einem Allstromempfänger die Röhre so gebaut sein, dass sie bei einer Anodenspannung von 200 V und gegebenenfalls auch bei Anschluss an ein 110-V-Netz noch eine entsprechende Leistung abzugeben vermag. Dadurch ist bedingt, daß die CL4 etwas geringere Verstärkung und geringere Verzerrungsfreiheit besitzt. Sie stellt jedoch insbesondere für eine Betriebsspannung von 200 V gegenüber der Vorläufertype CL2 eine gleiche Verbesserung wie die AL4 gegenüber der AL2 dar.
Das Steuergitter ist im Gegensatz zur AL4 an die Kolbenkappe angeschlossen, um zur Vermeidung von Brumm-Störungen eine möglichst geringe Kapazität zwischen Gitter und Heizfaden zu erzielen.
Bei einer Betriebsspannung von 100 V ist der Aussteuerbereich natürlich wesentlich kleiner, und die abgegebene Leistung sinkt auf 0,6 Watt. Der Kurvenverlauf zeigt, daß für diesen Sonderfall u. U. die Röhre CL2 der CL4 überlegen sein kann. Wenn man daher ein Gerät von vornherein für 110 V Netzanschluss baut, kann man zweckmäßigerweise die CL2 wählen, die besonders für diesen Zweck entwickelt wurde. Einen Vorteil bedeutet es dagegen, dass bei der CL4 der Außenwiderstand und der Kathodenwiderstand für 100 und 200 V den gleichen Wert besitzen und daher nicht umgeschaltet zu werden brauchen. Schutzwiderstände gegen Ultrakurzschwingungen sind unbedingt erforderlich. Sie können aus Gründen einfacherer Montage auch in die Anoden- bzw. Schutzgitterzuleitung eingebaut werden. Der Schutzwiderstand in der Anodenzuleitung soll jedoch möglichst klein gehalten werden (max. 50 Ohm weil er einen Leistungsverlust und einen Spannungsabfall verursacht.
Der Kathodenwiderstand Rk wird bei 200 Volt Betriebsspannung (U = 200 V) mit 170 Ω, bei U = 220 Volt mit 200 Ω gewählt.
Bei Gegentakt-AB-SchaItung mit 2 Röhren CL4 empfiehlt sich folgende Dimensionierung: Bei Ua und Ug2 = 200 Volt; Ia = 2 * 33 mA, Ra = 4500 Ω (von Anode zu Anode). Dabei ergibt sich eine Sprechleistung von ca. 8 Watt bei etwa 1,5% Klirrfaktor.
Endtriode, ersetzt RE604, 4 Vf, Pa 15 W, 60 mA, Ra 2,3 k, Pout 4,2 W, - 45 V AD1/350 für erhöhte Anodenspannung bis 350 V, entspricht 4683 (Philips / Valvo) Erste schriftliche Erwähnung: Telefunken [3]: Januar 1936, Philips [5]: April 1936 Die AD1 wurde nach dem Vorbild der amerikanischen 2A3 mit sehr ähnlichen Daten nachempfunden. Zu dieser Zeit war es üblich, für Radios und Verstärker der oberen Preisklassen für hoher Wiedergabequalität Endtrioden zu verwenden, besonders in Gegentaktschaltung, da sich hierbei die Oberwellen gegenseitig aufheben. Das "Geheimnis" der Endtrioden liegt in ihrer natürlichen, "eingebauten" Gegenkopplung: Der Anodenstrom der Endtriode hängt ab sowohl von der Gitter-, wie auch von der Anodenspannung. Im Betrieb wird jedoch die Anodenspannung umso negativer, je positiver die Gitterspannung ist und umgekehrt. Die Anodenspannung wirkt also der Gitterspannung entgegen - das ist aber nichts Anderes als eine Gegenkopplung ! Diese Gegenkopplung bewirkt einen niederen Innenwiderstand und sorgt dafür, dass die Ausgangsspannung in einem relativ starren Verhältnis der Eingangsspannung folgt, ohne sich viel von der Anodenlast beeinflussen zu lassen, - eine wichtige Voraussetzung für naturgetreue Wiedergabe. Ein Nachteil der Trioden besteht jedoch darin, dass mit abnehmender Anodenspannung, bedingt durch den Spannungsabfall im Lastwiderstand, der maximal mögliche Anodenstrom immer geringer wird, - also genau umgekehrt, als man es bräuchte. Die Folge davon ist ein deutlich geringerer Anodenspannungs- Arbeitsbereich und daher geringerem Wirkungsgrad gegenüber Schirmgitter- Endröhren.
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Ein idealer Verstärker würde bei Vollaussteuerung die Spannung bis 0 V heruntersteuern. Tatsächlich kommen Transistoren dieser Forderung schon sehr nahe. Endpentoden wie die AL4 schaffen es immerhin bis auf ca. 20 V herab, während es die AD1 nur bis auf 110 V schafft. Bei einer Anodenspannung von 250 V sind also nur 250 - 110 = 140 V als Spannungshub nutzbarer Bereich.
Ein weiterer Nachteil der Endtrioden ist ihr großer Steuerspannungsbedarf, bedingt durch ihre geringe Eigenverstärkung. Die AD1 benötigt mehr als die 8-fache Steuerspannung als die AL4. Allerdings gleicht sich dieser Unterschied jedoch teilweise wieder aus, wenn bei Pentoden die zu empfehlende Gegenkopplung eingesetzt wird.
Ein bleibender Nachteil der Endtrioden ist jedoch die damit verbundene hohe negative Gittervorspannung, die eine Endtriode braucht, bei der AD1 sind dies - 45 V. Wenn diese Gittervorspannung aus einem Katodenwiderstand erzeugt wird, muss die Anodenspannung um diesen Betrag höher sein, also 295 statt 250 V.
Von diesen 295 V nutzt die AD1 lediglich 140 V = 47,5 %, wie weiter oben gezeigt wurde.
Die AL4 benötigt nur - 6 V Gittervorspannung. Die Anodenspannung muss dann 256 V betragen, davon werden 230 V in Nutz- Spannungshub umgesetzt = 90 %.
Nach der AD1 wurden keine weiteren Endtrioden mehr entwickelt und es wurden nur noch sehr selten welche eingesetzt.
Als man die Schaltungstechnik der Gegenkopplung richtig beherrschte und einige Jahre später die Ultralinearschaltung mit Schirmgitter-Gegenkopplung erfand, erreichte man auch mit Pentoden und Tetroden eine ebenbürdige Qualität, jedoch mit besserem Wirkungsgrad. Auf die ineffizienten Endtrioden war man nicht mehr angewiesen.
Für das restliche und letzte ¼ Jahrhundert des Röhrenzeitalters verwendete man zig-millionenfach nur noch End-Pentoden oder Beam-Power-Tetroden, kein Mensch interessierte sich mehr für Endtrioden !
Heute (2005) jedoch zählt die AD1 und ähnliche Endtrioden für einige Fanatiker aus der audiohpilen Szene als Statusobjekt und Fetisch, von welchen man sich angebliche esoterische Hörerlebnisse verspricht. Es hält sie nichts davon ab, für eine AD1 hunderte von € oder $ zu zahlen.
Ludwig Ratheiser schreibt über die AD1 in [4] :
Endtriode AD1
4 Volt ~ direkt
Anwendung: Hochleistungs-Endverstärkerröhre mit 15 Watt max. zul. Anodenbelastung, für Hochleistungsempfänger. Einfach- oder Gegentakt-Schaltung.
Eigenschaften: Endröhre großer Sprechleistung. Max. etwa 4,2 Watt (bei k = 5%) bei 250 V Anodenspannung. Guter Wirkungsgrad. Gleichmäßige Verstärkung des Tonbandes. Besonders für Hochleistungsempfänger geeignet. Die geringe Eigenverstärkung der Eingitterendröhre erfordert ausreichende NF-Vorverstärkung.
Aufbau: Direkt geheizt. Zur Erzielung großer Oberfläche sind 12 Heizfäden ausgespannt (2 Gruppen zu je 6 Fäden in Reihe). Eingitterverstärkungssystem; Steuergitter G1 und Anode A an Sockelkontakte angeschlossen. Glaskolben mit Innenspiegel, Domkolben, Außenkontaktsockel (8 polig).
Vorläufertype: RE 604 (kleinere Leistung - Stiftsockel, stark abweichende technische Daten).
Hinweise für die Verwendung: Die Endtriode AD1 wird besonders im Hochleistungsempfänger Verwendung finden, der als Super entweder Bandbreitenregelung besitzt oder als Ortsempfänger für hochwertige Wiedergabe bestimmt ist. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass im Verhältnis zur Pentode zur Erzielung gleicher Nutzleistung eine bedeutend höhere Gitterwechselspannung (etwa 30 V eff.) erforderlich ist, die durch eine entsprechend höhere NF-Vorverstärkung erzielt werden muss, um zu verhindern, dass derHF- Gleichrichter bzw. die vorgeschalteten Stufen übersteuert werden.
Der günstigste Außenwiderstand ist mit 2300 Ω festgelegt. Ein kleinerer Außenwiderstand ergibt eine etwas höhere Leistung bei größeren Verzerrungen, ein größerer Außenwiderstand ergibt einen kleineren Klirrfaktor bei kleinerer Leistung. Es ist zu empfehlen, für die direkt geheizte Endröhre AD1 eine besondere Heizwicklung vorzusehen, da die hohe Gittervorspannung von - 45 V anderenfalls zwischen Heizfaden und Kathode der indirekt geheizten Vorröhren auftritt und hart an der Grenze der zulässigen Beanspruchung liegt.
Der Kathodenwiderstand ist für eine Belastung von 3 Watt zu wählen. Siebwiderstände gegen Ultrakurzschwingungen sind bei dieser Endröhre im allgemeinen nicht notwendig.
Wegen des hohen Anodenstromverbrauches ist ein entsprechend leistungsfähiger Netzteil notwendig.
Durch Anwendung der Gegentaktschaltung lässt sich der Klirrfaktor noch weiter herunterdrücken, weil die bei der Triode in erster Linie entstehenden zweiten Oberwellen bei dieser Schaltung kompensiert werden. Bei Gegentaktschaltung muss die Lautsprecherspule für die hohe Sprechleistung (etwa 8 W) bemessen sein. Bei Gegentaktschaltung bzw. auch bei einfacher A-Verstärkung in größeren Empfängern muss man eine ausreichende Gleichrichterröhre (RGN2004) verwenden.
Bei der normalen Gegentaktschaltung wird der Arbeitspunkt entsprechend den angegebenen Daten eingestellt, wobei der Außenwiderstand von Anode zu Anode gerechnet 4600 Ω betragen soll. Dabei ergibt sich eine Sprechleistung von ca. 8 Watt bei 2 % Klirrfaktor bzw. von fast 10 Watt bei 5 % Klirrfaktor.
Man kann aber noch höhere Leistungen bzw. geringere Verzerrungen erzielen, wenn man Spezialröhren für höhere Spannungen verwendet, die durch die Bezeichnung AD1/350( = 4683 Philips / Valvo)gekennzeichnet sind. Dabei darf natürlich die zulässige Anodenbelastung von 15 Watt nicht überschritten werden, d. h. die Röhren müssen in AB-Schaltung betrieben werden. Wählt man den Arbeitspunkt z. B. bei Ua = 300 Volt und Ia = 2 * 50 mA, so kann man mit einem Außenwiderstand Raa = 2500 Ω (von Anode zu Anode) eine Sprechleistung von Po ca. 15 bis 18 Watt bei max. 1,5 % Klirrfaktor erzielen. Die höhere Sprechleistung ergibt sich bei fester Vorspannung.
Arbeitet man mit einer Anodenspannung von Ua = 350 Volt und einem Anodenstrom von Ia = 2 * 42 mA, so erhält man bei einem Außenwiderstand Raa = 5000 Ω eine Sprechleistung von mehr als 20 Watt bei einem Klirrfaktor von etwa 1,5 %. Bei Verwendung der AD1 mit höheren Spannungen muss unbedingt ein einstellbarer Kathodenwiderstand bzw. eine einstellbare Vorspannung vorgesehen sein.
AM1 (= 4677) Nachdem 1935 in den USA mit der 6E5 die weltweit erste Elektronenstrahl- Abstimmanzeigeröhre (Magisches Auge) erschien, brachte Philips mit den Röhren AM1 (4V- Heizung) und der EM1, (6,3 V- Ausführung der AM1) die ersten europäischen Röhren dieser Art heraus. Die AM1 und EM1 erscheinen jedoch zunächst als 4677 und 4678, als "M" noch nicht für Abstimmanzeigeröhren vergeben war. Sie haben vier Leuchsektoren und werden deshalb auch "Abstimmkreuz" genannt. Außer den Heizdaten sind sie völlig gleich. Es ist sehr fraglich, ob Telefunken jemals diese Röhren hergestellt hat. |
Im Gegensatz zur 6E5, die nur einen Ablenksteg und demzufolge nur einen Schattenwinkel hatte, sah man bei der EM1 gleich vier Ablenkstege vor und nannte diese Röhre deshalb auch "Abstimmkreuz". Das Leuchtbild war sehr schön, es sah aus wie ein Malteserkreuz oder vierfach- Kleeblatt mit veränderlicher Blattbreite. Die Helligkeit war nicht sehr groß, deshalb war das Kopfende des Glaskolbens, unter dem sich der Leuchtschirm befand, nach innen gestülpt und die Seitenwand des Kolbens rot lackiert als Schutz gegen seitlich einfallendes Licht (Skalenbeleuchtung), wodurch das Leuchtbild besser erkennbar wurde. Später kam man von dieser Innenwölbung wieder ab.
Die Verstärkertriode der AM1 hatte genau wie die 6E5 keine Regelcharakteristik und somit die gleichen Nachteile, ebenso war auch hier ursprünglich kein Gitter um die Leuchtschirmkatode vorhanden. Dadurch entstand ein zu hoher Elektronenstrom, der zu schnellem Verschleiß des Flureszenzmaterials führte. Als man diesen Nachteil erkannte, wurde bei später hergestellten Exemplaren dieses Gitter dann eingebaut.
Hochleistungs- Endpentode, Paralleltype zur EL5 (6,3 Vf) und europäisches Gegenstück zur amerikanischen 6L6. 18 Wa, 72 mA, S 8,5; -14 V, 4 Vf. AL5 Philips, früheste Veröffentlichungen: |
Die Einführung der beiden Philips Endpentoden AL4 und AL5 zu dieser Zeit erfolgte nicht zufällig, da Philips zur gleichen Zeit die komplett neue Rote Serie für 6,3 V Heizspannung einführte, welche die Endröhren EL3 und EL5 enthielt.
Damit diese beiden Endpentoden auch in Geräten verwendet werden konnten, die noch für 4 V Heizspannung ausgelegt waren, brachte Philips / Valvo die AL4 als 4 V- Ausführung der EL3 und die AL5 als 4 V- Ausführung der EL5 heraus. Dies war hauptsächlich für den deutschen Markt interessant, da die Einführung der Roten Serie in Deutschland von Telefunken verhindert wurde.
Die Hochleistungs- Endpentoden AL5 und EL5 erschienen vom Philips-Konzern als europäische Gegenstücke etwa zeitgleich mit der berühmten RCA- Beam- Power- Tetrode 6L6.
Die 6L6 ist immer eine Beam- Power- Tetrode mit Strahlbündelblech statt Bremsgitter und Flachprofilkatode, doch in Charakteristik und Leistung besteht eine auffällige Ähnlichkeit zu EL5 und AL5.
Während RCA das bei der 6L6 angewandte Beam- Power bzw. Strahlbündelungsprinzip für besonders oberwellenarme Ausgangssignale anpreist, argumentiert Philips, mit der besonderen Konstruktion der AL5 und EL5 das gleiche Ziel und noch sonstige Vorteile gegenüber den Beam- Power- Tetroden zu erreichen.
Welches Prinzip für NF- Endröhren wirklich das bessere ist, ist eher Ansichtssache, beide Röhrenarten sind bis heute noch in Verwendung (EL34, EL84 als Pentoden, 6L6GC, 6550 als BPT). Für die BPT sprechen zumindest die Herstellungskosten, da statt eines gewickelten Draht- Bremsgitters nur eine Blechblende erforderlich ist. Bei Zeilenendröhren setzte sich die Beam- Power- Tetrode jedoch eindeutig durch (PL36....PL519).
Im Eintakt- A- Betrieb erreichte die AL5 eine Sprechleistung von 8,8 W, in Gegentakt- Schaltung 19,5 W.
Da die AL5 erst Mitte 1937 in der deutschen Fachpresse erwähnt wurde, kann man davon ausgehen, dass die AL5 durch Telefunken zuvor vom deutschen Markt ferngehalten wurde, obwohl sie von Philips schon im April 1936 vorgestellt wurde. Sie war dann nur außerhalb von Deutschland erhältlich, z. B. in Frankreich, Niederlande, Österreich oder der Schweiz.
Demnach konnte auch Philips / Valvo ihre AL5 erst dann in Deutschland anbieten, bis auch Telefunken selbst die AL5 einführte.
AL5 mit Rundkatode
Auf diesem Bild aus Funkschau № 29, 18.7.1937 kann man deutlich erkennen, dass zu diesem Zeitpunkt die AL5 von Philips / Valvo in 1937 immer noch mit Rundkatode hergestellt wurde. Daraus lässt sich schließen, dass damals die Typen AL4, EL3 und EL5 im Philips-Konzern alle in dieser Ausführung hergestellt wurden.
Nachdem in 1938 die EL3 durch die EL3N mit Ovalkatode ersetzt wurde, kann man annehmen, dass ab dann bei Philips die Endröhren AL4, AL5 und EL5 ebenfalls auf Ovalkatoden umgestellt wurden.
Originaltext zum Bild:
Das Anodengewebe der neuen Endpentode AL 5 ist aufgeschnitten das damit freigewordene Innere wurde auch weiter zerlegt; man sieht die beiden Anodenhälften, das Bremsgitter, das Schirmgitter, das Steuergitter und die Kathode mit den Heizfadenzuführungen. (Werkaufnahme Valvo)
Die AL5 wie auch die EL5 wurde von Philips immer als echte Pentode mit gewickeltem Draht- Bremsgitter (g3) hergestellt, während die Telefunken-Version der AL5 als Beam- Power- Tetrode (BPT) ähnlich der 6L6 hergestellt wurde.
Die 6L6, die erste Beam Power Tetrode der Welt. Markteinführung: 24. März 1936 : Electron Tube Registration List Da die von RCA (USA) entwickelte und hergestellte Endröhre 6L6 in jeder Hinsicht sehr eng mit ihren europäischen Paralleltypen AL5 und EL5 verwandt ist, muss an dieser Stelle näher auf diese eingegangen werden. Beam- Power- Tetroden sind in Aufbau und Funktion normalen Endpentoden sehr ähnlich, aber im Gegensatz zu diesen befinden sich zwischen Schirmgitter und Anode anstelle eines Bremsgitters Strahlbündelbleche, die wie das Bremsgitter auf Katodenpotential liegen. Sie werden daher auch Strahlbündel- Röhren bzw. -Tetroden genannt. Des weiteren haben Steuer- und Schirmgitter die gleiche Windungszahl und die Schirmgitterwindungen sind im Schatten der Steuergitterwindungen angeordnet, was u.a. zu verringertem Schirmgitterstrom führt. Die Strahlbündelbleche sind in der Elektronen- Hauptrichtung mit Öffnungen versehen, die den Elektronenstrom von der Katode zur Anode zu einem verhältnismäßig schmalen Strahl bündeln. Wie sonst das Bremsgitter erzeugen sie eine Raumladung, welche Sekundärelektronen zu ihrer Quelle (Anode) zurückdrängen. |
Systemaufbau der Beam Power Tetrode 6L6 |
Somit befinden sich fünf Elektroden im System, die weitgehend die gleiche Funktion wie bei Pentoden haben, weshalb sie in der deutschen Literatur meistens auch diesen zugeordnet werden. In Amerika, hauptsächlich bei RCA, bezeichnet man sie jedoch als Tetroden, um deren grundsätzlichen Unterschied zu normalen Pentoden hervorzuheben und diese somit nicht unter das Pentodenpatent fallen. Man begründete dies damit, dass sich zwischen Katode und Anode nur zwei Gitter im eigentlichen Elektronenstrom befinden, weshalb die Röhre als Tetrode zu betrachten ist.
Die Kennlinie der Beam- Power- Tetroden (BPT) ist über dem gesamten Aussteuerbereich etwas gleichmäßiger als bei normalen Endpentoden, was die Verringerung ungeradzahliger Oberwellen zur Folge hat, die besonders übel klingen. Bei Übersteuerung setzt die Begrenzung jedoch schlagartiger ein als bei Pentoden, so dass in diesem abnormalen Fall die normalen Pentoden wieder etwas besser sind.
Es wurde bei der 6L6 eine Flachprofilkatode angewandt, die nur auf den breiten Flächen eine Emissionsschicht hat. Mit einem entsprechend geformten Gitter wird ein über der gesamten Emissionsfläche gleichmäßiger Gitter- Katodenabstand ermöglicht. Diese Technik wurde jedoch schon zuvor angewandt, z. B. bei der Type 48.
Die BPT wurde schon 1933 bei EMI/MOV in England entwickelt mit der Absicht, das Philips- Pentodenpatent umgehen zu können. Wegen der erforderlichen Präzision der genau auszurichtenden Steuer- und Schirmgitterwindungen glaubte man jedoch, solche Röhren nicht herstellen zu können und verkaufte bzw. tauschte die Rechte an RCA zum Schleuderpreis - eine schwerwiegende Fehlentscheidung !
AL5 Telefunken, die erste Beam Power Tetrode Europas
früheste Veröffentlichungen und Vorstellung in der Fachpresse:
Funkschau № 29, 18.7.1937
Jul.1937 : Die Sendung 1937 #7
Die Telefunkenröhre, August 1937
Während Philips als Pentoden- Patent-Inhaber daran interessiert war, möglichst nur Pentoden- Röhren herzustellen, war Telefunken offen für Alternativen, um eben jenes Patent zu umgehen.
Nach mehr als einem Jahr, nachdem die AL5 von Philips eingeführt wurde, stellte Telefunken im Juli / August 1937 eine eigene Version der AL5 vor, die sich stark an der von RCA entwickelten Beam Power Tetrode 6L6 orientierte, wodurch die Telefunken AL5 zur ersten Beam Power Tetrode Europas wurde.
Die aufeinander ausgerichteten Steuer- und Schirmgitterwindungen wie auch das Strahlbündelblech wurden original von der 6L6 übernommen, nur wurde statt der Flachprofilkatode der 6L6 eine elliptische Profilkatode wie schon zuvor bei der AL4 verwendet. Diese hat auch eine größere Oberfläche, was auch eine größere Heizleistung von 8 W gegenüber 5,67 W der 6L6 zur Folge hat.
Zur Abfuhr der Verlustwärme, die an der Anode entsteht, wurden an Endröhren, wie auch hier an der Telefunken AL5, verschiedene Methoden erprobt. Zeitweise wurde die Anode als Drahtgeflecht ausgeführt, wie man es oft auch an RGN- und AZ- Gleichrichterröhren vorfindet. Später wurde wieder Blech verwendet, mit speziell aufgerauter Oberfläche, wodurch die effektive Fläche vergrößert wird und woraus sich die graue Farbe ergibt. Um die 18 W Anodenverlustleistung der AL5 wirksam abstrahlen zu können, wurde das Anodenblech sternförmig ausgeführt.
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Telefunken AL5 als Beam Power Tetrode mit sternförmiger Anode zur verbesserten Wärmeabstrahlung. |
½ Anodenblech entfernt |
Telefunken AL5 Beam Power Tetrode, selektiert für maximal 325 V Anodenspannung |
Ludwig Ratheiser schreibt über die AL5 in [4] :
Endpentode AL5
4 Volt ~ indirekt
Anwendung: Hochleistungs-Endröhre mit 18 Watt max. zulässiger Anodenbelastung für Einfach- oder Gegentaktschaltung (für Spezialzwecke).
Eigenschaften: Endröhre größter Sprechleistung (max. etwa 8,8 Watt) bei guter Eigenverstärkung. Der hohe Anodenstrom erfordert u. U. besonders leistungsfähige Gleichrichterröhre (RGN2004).
Aufbau: Indirekt geheizt. Schnellheiz-Oval-Kathode mit bifilar gewickeltem Heizfaden. 3-Gitter-Verstärkersystem;
Steuergitter G1 und Schutzgitter G2 an Sockelkontakte geführt. Strahlbleche zur Elektronenbündelung an Stelle des üblichen Bremsgitters G 3, im Innern der Röhre fest mit der Kathode verbunden. Geschwärzte Maschenanode an Sockelkontakt A angeschlossen. Glaskolben innen geschwärzt. Domkolben, Außenkontaktsockel (8polig).
Vorläufertype: AL 2 (kleinere Leistung), stark abweichende technische Daten, bzw. AL4 (kleinere Leistung - höhere Steilheit).
Hinweise für die Verwendung: Die Endröhre AL 5 stellt eine Spezialröhre für solche Empfangsgeräte dar, von denen eine besonders hohe Lautstärke verlangt wird oder bei denen man von Entzerrungsschaltungen Gebrauch machen will. Man kann mit dieser Röhre von allen Endröhren die größte Sprechleistung erzielen.
Besondere konstruktive Maßnahmen ermöglichen es, die Wärmeverluste bei der AL5 herabzudrücken, so daß das System trotz der hohen Leistung im gleichen Kolben wie die AL4 untergebracht werden konnte. Durch die Verwendung der Ovalkathode ist der Heizungsbedarf verhältnismäßig klein. Die Stromaufnahme des Schutzgitters wurde durch konstruktive Maßnahmen klein gehalten.
Durch ihre verhältnismäßig hohe Steilheit besitzt sie auch eine gute Eigenverstärkung, so daß zur Aussteuerung eine verhältnismäßig geringe Gitterwechselspannung ausreicht. In kleineren Empfangsgeräten stellt diese Röhre keine besonderen Ansprüche an den Netzteil des Empfängers, so daß normale Transformatoren und Gleichrichterröhren verwendet werden können. Bei größeren Geräten bzw. bei Gegentaktschaltung ist die Verwendung einer stärkeren Gleichrichterröhre (RGN 2004) notwendig. Die Schutzgitterspannung ist von vornherein mit 275 V festgelegt, so daß man bei einem Spannungsabfall im Übertrager von max. 25 V ohne besonderen Aufwand an Schaltmitteln mit einer Anodenspannung von 250 V arbeiten kann.
Bei Gegentaktschaltung ist es zweckmäßig, die AL 5 in AB-SchaItung zu verwenden. Bei normaler Betriebsspannung empfiehlt sich dabei folgende Dimensionierung:
Ua = 250 Volt, Ug2= 275 Volt, Ia = 2 * 58 mA, Rk = 240 Ω pro Röhre, Raa = 4500 Ω (von Anode zu Anode). Dabei ergibt sich eine Sprechleistung von etwa 20 Watt bei 5 % Klirrfaktor.
Eine noch höhere Leistung läßt sich durch Verwendung der für höhere Betriebsspannungen geprüften Spezialröhre AL 5/325 (Telefunken) = 4688 (Philips) erzielen. Die günstigste Schaltung ist dabei:
Ua = 300 Volt, Ug2 = 325 Volt, Ia = 2 * 60 mA, Rk = 2 * 300 Ω, Raa = 4000 Ω (von Anode zu Anode). Dabei beträgt die erzielbare Sprechleistung ca. 25 Watt bei etwa 2% Klirrfaktor.
Spezialtypen AL5 :
AL5/375 ( = 4688 Philips / Valvo)
Ua max. = 375V,
Ug2 max. = 275V,
Pa max. = 18 W,
1937:
ABL1 : Endpentode + Duodiode, 4V- Ausführung der EBL1. Erste schriftliche Erwähnung: September 1937, zusammen mit der 6,3 V - Ausführung EBL1 und der Allstromausführung CBL1 (Philips) Das Pentodensystem entspricht dem der AL4, mit zusätzlichen Dioden zur HF- Gleichrichtung. 9 W, 36 mA, S 9; -6 V. Die ABL1 war gedacht zur Konstruktion einfacher Superhets ohne NF- Vorstufen, wobei mit der Diodenspannung direkt die Endpentode angesteuert wurde, z. B. mit dem Röhrensatz AK2, AF3, ABL1 und AZ1. Wegen der fehlenden NF- Vorstufe muss man jedoch Abstriche an die Empfindlichkeit solcher Empfänger machen. Ein Superhet mit voller Empfindlichkeit ist mit dem Röhrensatz AK2, AF3, AM2, ABL1 und AZ1 möglich, wobei das Triodensystem der AM2 als Niederfrequenz- Vorstufe dient. Es gab auch Geräte, welche zu der ABL1 noch mit einer ABC1 bestückt wurden. Damit befinden sich insgesamt vier Dioden in der Schaltung, womit man die zeitweise von Philips favorisierte Dreidiodenschaltung realisierte (sh. unter EAB1).
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Endpentode + Duodiode, Allstromausführung der EBL1. Erste schriftliche Erwähnung: September 1937, zusammen mit der 6,3 V - Ausführung EBL1 und der 4 V - Ausführung ABL1 (Philips) Das Pentodensystem entspricht dem der CL4, mit zusätzlichen Dioden zur HF- Gleichrichtung. 9 W, 45 mA, 200Vb, S 8; -8,5 V. Es gelten sinngemäß die gleichen Anwendungen wie für EBL1 und ABL1.
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Magisches Auge, zur Abstimmanzeige und NF-Vorverstärkung. 4 Volt- Paralleltype zur C/EM2 (6,3 V / 0,2 A), beide Telefunken-Entwicklungen Erste schriftliche Erwähnung: Juli 1937 Außer zur Abstimmanzeige kann die AM2 zusätzlich zur NF-Vorverstärkung verwendet werden. Hierzu wird das eingebaute Triodensystem nur als NF-Verstärker benutzt, während die Anzeige-Steuerspannung dem Gitter des Anzeigesystems zugeführt wird. Diese muss sich aber im Bereich von -6...+3V bewegen und kann nur durch eine trickreiche Schaltung u.A. aus der Schirmgitterspannung der ZF-Röhre gewonnen werden. Beide haben zwei Leuchsektoren. Außer den Heizdaten sind sich die Typen AM2 und C/EM2 völlig gleich. Sie wurden von Telefunken fast ausschließlich verwendet, aber von Philips (Valvo) nur in Ländern angeboten, in denen auch Telefunken stark vertreten war. Von allen bekannten Magischen Augen haben die AM2 wie auch die C/EM2 das unattraktivste Anzeigebild. Bei Vollaussteuerung lassen sich die Leuchtwinkel nicht schließen und es bleibt immer eine unschöne Lücke dazwischen bestehen. Bei schwachen Signalen werden die Kanten der Leuchtwinkel immer unschärfer, bis nur noch zwei "schmutzige" grüne Flecken übrig blieben, sofern man nicht den Anzeigebereich entsprechend begrenzt. |
Ludwig Ratheiser schreibt über die AM2 und C/EM2 in [4] :
AM2 - C/EM 2
4 Volt indirekt 6,3 Volt 200 mA indirekt
Abstimm-Anzeigeröhre mit Triode (Verbundröhre)
Anwendung: Abstimmanzeige in größeren Empfängern. Getrennte NF-Verstärkung durch eingebautes Triodensystem. Type AM 2 für Wechselstromnetzempfänger (4-V-Heizung) Type C/EM 2 für Allstrom- und Autoempfänger (Heizung: 200 mA - 6,3 Volt).
Eigenschaften: Sichtbarmachung der Senderabstimmung durch Leuchtwinkel. Leistungslose Steuerung in Abhängigkeit von der Trägerwelle mit trägheitsloser Anzeige. Getrennte Verwendungsmöglichkeiten für das Triodensystem.
Aufbau: Indirekt geheizt. Schnellheizkathode mit bifilar gewickeltem Heizfaden. Über der gemeinsamen Kathode sind zwei Systeme aufgebaut:
1. Eingitterverstärkersystem (Triodenteil); Steuergitter G1 und Anode A an Sockelkontakte geführt. Haltestege der Anode führen als Steuerstege in das Anzeigesystem.
2. Anzeigesystem; Anzeigegitter Gl und Leuchtschirm L an Sockelkontakte angeschlossen. Steuerstege mit der Anode des Triodenteiles verbunden. Abschirmkappe zur Abdeckung des Anzeige-Steuersystems von oben, elektrisch mit dem Leuchtschirm verbunden. Oberes System freitragend montiert, beide Systeme mechanisch verbunden, unteres System doppelt gehaltert. Außenkontaktsockel (8 polig).
Hinweise für die Verwendung: Die Abstimmanzeigeröhre kann entweder zur ausschließlichen Abstimmanzeige oder zur Abstimmanzeige in Verbindung mit einer gleichzeitigen getrennten NF-Verstärkung verwendet werden. Außerdem ist ihre Verwendungsmöglichkeit zur Abgleichanzeige in Brückenschaltungen bemerkenswert. Für die Steuerung des Leuchtwinkels bieten sich zwei Möglichkeiten.
Die Steuerung über das Anzeigegitter kann direkt mit verhältnismäßig kleinen Spannungen erfolgen, während die Beeinflussung der Leuchtwinkel durch die Steuerstege indirekt über den Triodenteil zustande kommt, dessen Gitter eine entsprechende Steuerspannung erhalten muß. Bei der Festlegung der Steuerspannung für die beiden Gitter ist grundsätzlich zu berücksichtigen, daß dem Steuergitter des Trioden teils eine negativ gerichtete Spannung, dem Steuergitter des Anzeigeteils dagegen eine positiv gerichtete Spannung zugeführt werden muß, wenn die Leuchtwinkel größer werden sollen. Für das Steuergitter des Triodenteils kann man daher in einfacher Weise die am HF-Gleichrichter zur Verfügung stehende Regelspannung benutzen. Eine Steuerspannung für das Anzeigegitter muß dagegen auf indirektem Wege gewonnen werden. Sie muß an einem Punkt abgegriffen werden, dessen Spannung sich mit zunehmender Regelung in positiver Richtung verschiebt. Dies ist z. B. der Fall am Querwiderstand des Schirmgitterspannungsteilers bzw. am Kathodenwiderstand einer Regelröhre oder an einem parallel zur Anode der Abstimmröhre liegenden Widerstand. Außerdem ist es notwendig, dem Anzeigegitter eine entsprechende negative Grundspannung zu geben, mit der die Dunkelstellung der Leuchtwinkel festgelegt wird. Diese Hilfsspannung gewinnt man entweder an einem Kathodenwiderstand oder an einem in die Minus-Anodenzuleitung eingeschalteten Hilfswiderstand.
Über die Größe der notwendigen Steuerspannungen geben die Kennlinien Aufschluß. Man ersieht daraus, daß das Anzeigegitter bei einer Leuchtschirmspannung von 250 Volt zur vollen Aussteuerung eine Spannungsänderung von - 6 auf + 3 Volt benötigt. Dabei ändern sich die Leuchtwinkel unter der Voraussetzung, daß die Anodenspannung mit 250 Volt unverändert bleibt, von 5 auf ca. 160 Grad. Wenn man die Steuerstege zur Regelung mit heranzieht, d. h. die Anodenspannung ebenfalls durch eine Steuerspannung am Triodengitter verändert, dann erreicht man die gleiche Winkeländerung mit einer wesentlich kleineren Steuerspannung. Um die Änderung der Anodenspannung in Abhängigkeit von der für das Steuergitter des Triodenteils zur Verfügung stehenden Regelspannung zu ermitteln, zeichnet man sich in das la-Ua- Kennlinienfeld des Triodenteils die Widerstandsgerade des wirksamen Außenwiderstandes Ra ein und kann aus den Schnittpunkten mit den Gitterspannungslinien die entsprechenden Anodenspannungsänderungen ermitteln. Mit Hilfe dieser beiden Spannungsänderungen kann man dann die erzielbare Winkeländerung feststellen.
Endpentode, ersetzt bzw. übertrifft die VL1. Erste schriftliche Erwähnung: Funkschau, Heft 35, August 1938 Die VL4 entspricht außer den Heizdaten völlig der CL4. Da die Heizspannung der VL4 alleine schon 110 V beträgt, ist ihre Anwendung auf Geräte mit nur geringer Röhrenzahl begrenzt. Kommt noch eine Gleichrichterröhre VY1 mit 55 V Heizspannung hinzu, verbleiben zum Betrieb am 220 V- Netz lediglich noch 55 V für eine weitere Röhre, z. B. einer VF7. Damit kann also nur ein zweistufiger Audion-Einkreiser realisiert werden. Die Heizleistung eines solchen Empfängers an 220 V beträgt nur 11 W, ohne Verluste durch einen Vorwiderstand. Es kann aber auch kein Skalenlämpchen oder gar ein Stromregler (Eisen- Wassersofff / Urdox) mehr eingeschleift werden. Es besteht noch die Möglichkeit, auf die Gleichrichterröhre VY1 zu verzichten. Dann kann noch eine zweite Vorstufenröhre hinzugefügt werden, z. B. eine VF3 zur Realisation eines Zweikreisempfängers. Beim Betrieb an Gleichspannung ist keine Gleichrichterröhre erforderlich. Beim Betrieb an Wechselspannung kann dann über einen Transformator eine Gleichrichterröhre AZ1 hinzugeschaltet werden. Dieser Trafo kann nun auch Skalenlämpchen speisen. Als besonderen Vorteil kann er gleichzeitig dazu dienen, bei 110 V Wechselspannung die Anodenspannung auf 220 V hochzutransformieren. Damit behält die VL4 auch bei 110 V~ ihre volle Leistungsfähigkeit von 4 W bei. Nur bei 110 V Gleichspannung muss auf den Trafo verzichtet werden, wodurch sich die Sprechleistung auf 0,6 W verringert. |
Ludwig Ratheiser schreibt über die VL4 in [4] :
Die Verwendung der VL4 ermöglicht die Benutzung der verzerrungsarmen Widerstandskopplung, ohne dass der vorgeschaltete HF- Gittergleichrichter übersteuert wird, und sichert eine ausreichende Leistungsreserve zur einwandfreien Wiedergabe der Lautstärkespitzen. Sie kommt daher in erster Linie für Empfänger in Betracht, die einen gewissen Aufwand und Leistungsbedarf zulassen. Bei der Betriebsspannung von 110 V ergibt sich natürlich auch bei dieser Röhre, die in erster Linie für 220 V entwickelt wurde, eine wesentlich kleinere Sprechleistung (s. CL4). Man wird jedoch stets die Spartransformatorschaltung anwenden, so dass dieser Nachteil eigentlich nur bei Gleichstromanschluss (110 V) Bedeutung hat. Es ist jedoch nicht notwendig, den Außenwiderstand oder den Kathodenwiderstand bei Änderung der Betriebsspannung umzuschalten. Die Gittervorspannung soll durch einen Kathodenwiderstand automatisch erzeugt werden. Zur Vermeidung von Ultrakurz-Störschwingungen soll ein Schutzwiderstand vorgesehen werden. Diese Schutzwirkung kann man z. B. durch Einschalten eines Widerstandes von 50 bis 100 Ω in die Anoden- bzw. auch in die Schirmgitterleitung erzielen.
Im übrigen gelten für die VL4 alle in der Beschreibung der CL4 angeführten Hinweise insbesondere bezüglich Leistung bei Anschluss an 110-V-Netz, Verwendung in Gegentakt-Schaltung, usw.
Zu beachten ist, dass der Heizspannungsbedarf der VL4 110 V beträgt.
CCH1 - eine Röhre, die erst dann erschien, als man sie nicht mehr brauchte, aber zuvor auch schon nicht vermisst wurde .
Erste schriftliche Erwähnung: Funk, November 1938, Heft 21
Nach einem Jahr Verspätung erschien im Jahr 1935 auch in Deutschland die Allstrom- C- Röhrenserie mit 200 mA Heizstrom. Besonders in Deutschland waren jedoch viele Empfänger mit der Triode- Hexode ACH1 bestückt. Für Allstromversionen dieser Geräte stand aber keine entsprechende Röhre der C- Röhrenserie mit 200 mA Heizstrom zur Verfügung. Dies stellte kein Problem dar, denn zu diesem Zweck konnte weiterhin die Triode- Hexode BCH1 eingesetzt werden, die schon für die vorherige 180 mA- Gleichstromserie vorgesehen war. Von Empfängern, die in der Wechselstrom- Ausführung mit der ACH1 bestückt waren, konnten mittels der BCH1 mit geringstmöglichen Änderungen Allstromversionen hergestellt werden. Die ACH1 stellt eine Besonderheit dar, indem von ihr in Deutschland keine Version mit Außenkontaktsockel erschien, wie ab 1935 von anderen Röhren. Aus der Stiftsockel- Röhre AB1 wurde die Außenkontakt- Röhre AB2, aus der AK1 wurde die AK2, aus der RES964 wurde die AL1, aus der RGN1064 wurde die AZ1, usw., nur kam eben keine „neue“ ACH1. Daher findet man bis zum Jahr 1939 Radios, die sonst durchgehend mit 4 V- Außenkontakt- Röhren bestückt waren, als einzige Ausnahme die ACH1 mit dem 7-Stift- Hexodensockel C7A. Der Hexodensockel hatte zwar keine Nachteile, aber es erscheint merkwürdig, warum die häufig verwendete ACH1 von der Vereinheitlichung auf Außenkontakt ausgenommen wurde. (Außerhalb von Deutschland erschienen vereinzelt schon ACH1- Außenkontaktversionen, u. A. als TACH1 von Tungsram oder in Italien als ACH1C ). |
Über die Einführnug der CCH1 berichtete die Zeitschrift Funk im November 1938 in Heft 21:
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Ergänzungen des Deutschen Röhrenprogramms
Die neue Stahlröhre ECH11 mit ihren 0,2 Amp. Heizstrom ist zwar durchaus geeignet, in Allstromgeräten als Mischröhre zu arbeiten, jedoch besteht zur Zeit die Vorschrift, dass Stahlröhren nur in Geräten mit einem über 285,— RM liegenden Preise verwendet werden dürfen.
Infolgedessen mussten alle Empfängerentwickler, die billigere Geräte bauen wollten und bei den Wechselstromtypen mit der Mischröhre ACH1 auskamen, in den Allstromempfängern jedoch die Oktode CK1 verwenden, so dass eine abweichende Schaltung notwendig wurde.
Um nun auch für die Allstromtypen die Triode-Hexode anwenden zu können, bedurfte es also einer Ergänzungstype mit 0,2 Amp.-Kathode.
So wurde die CCH1 neu geschaffen. Sie wird in gleicher Weise geschaltet wie die ACH1, ihre Daten sind lediglich insofern etwas geändert, als man die Röhre ja u. U. mit niedrigen Spannungen betreiben muss. So hat man im Interesse sicheren Betriebes für das Triodensystem den Durchgriff und die Steilheit etwas vergrößert und die für die Gitter 2 und 4 (Schirmgitter) erforderliche Spannung vermindert.
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Dieser Text verursacht einiges Stirnrunzeln, - vorsichtig gesagt !
Es wird so getan, als ob erst dann, November 1938, das Problem bestanden hätte, für Allstromempfänger eine Mischröhre zu haben, die der Wechselstromtype ACH1 entspricht.
Dieses Problem bestand seit 1935, als auch in Deutschland die 200 mA- Allstrom- C- Röhrenserie eingeführt wurde.
Die Problemlösung dazu bestand von Anfang an durch die Verwendung der BCH1, siehe oben ! Einen Zwang, die Oktode CK1 zu verwenden, gab es zu keiner Zeit ! - Dies muss den „Erfindern“ dieser CCH1 wohl entgangen sein !
Wozu musste dann im November 1938, wo die Tage der Außenkontakt- Röhren ohnehin schon gezählt waren, diese CCH1 noch eingeführt werden, deren einziger Vorteil gegenüber der BCH1 war, dass der 1,2 kΩ, ½ W Widerstand parallel zur Heizung nicht mehr notwendig war ?
Hinzu kommt, dass die CCH1 mit einem Außenkontaktsockel ausgestattet wurde, während die ACH1 nach wie vor immer noch mit dem Hexodensockel gebaut wurde. Dadurch musste für die Allstromemversionen von Empfängern extra eine Außenkontaktfassung eingebaut werden, wo bei den Wechselstromversionen die Hexodenfassung für die ACH1 erforderlich war.
Von einer Arbeits- oder Kostenersparnis kann unter diesen Bedingungen kaum noch die Rede sein.
Wenn überhaupt, dann hätte diese CCH1 sofort mit der Einführung der Allstrom- C- Röhrenserie in 1935 eingeführt werden müssen, - dann jedoch mit dem Hexodensockel wie die ACH1, oder man hätte beide, die ACH1 und die CCH1, mit Außenkontaktsockeln ausgestattet.
Endpentode, ersetzt CL2, Allstromausführung speziell für 100...120V- Netzspannung. 9 W, 45...50 mA, 100...200Va, 100Vg2, S 8; -8,5...9,5V. Die CL6 ist außer dem Schirmgitter für 100V identisch mit der CL4. Erschien 1938 |
1939: Endpentode + Duodiode, Allstromausführung speziell für 100...120V- Netzspannung. 9 W, 45...50 mA, 100...200Va, 100Vg2, S 8; -8,5...9,5V.Die CBL6 ist außer dem Schirmgitter für 100V identisch mit der CBL1. Erschien ca. 1939. |
Nachzügler EM5 - die letzte Röhre mit Außenkontaktsockel ?
1950: Magisches Auge zur Abstimmanzeige Erste schriftliche Erwähnung: 1950 ! Paralleltype zur EM11, jedoch mit Außenkontakt- statt Stahlröhrensockel und dünnerem Kolben. Im Jahre 1950 standen in Deutschland als Magische Augen seit Jahren die vom Philips- Konzern herausgebrachten Typen EM4 und EM34 mit nur 28 mm Kolbendurchmessers zur Verfügung. Diesen hatte Telefunken nur die "fette" und daher bei den Geräteherstellern unbeliebte EM11 mit 36 mm Durchmesser und Stahlröhrensockel entgegenzusetzen. Zur Verbesserung der Verkaufschancen brachte Telefunken daher die EM5, mit gleichen elektrischen Daten und Leuchtschirm wie die EM11 heraus, aber mit Außenkontaktsockel und in gleicher Schaltung wie die EM4, sowie einem auf 31 mm verringerten Kolben. Auf die 28 mm der EM4 / EM34 schaffte man es nicht, vermutlich wollte man den gleichen Kolben der AM2 verwenden. Diese EM5 ist offensichtlich die letzte Röhre, die mit Außenkontaktsockel herauskam. Daher brachte Telefunken 1952 die EM35 mit Octalsockel und 28 mm Kolbendurchmesser heraus, die nun vollwertig gegen die EM34 konkurrieren konnte und mit dem vierflügeligen Anzeigesystem sogar einen gewissen Vorteil gegenüber der EM34 aufwies.
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Einige Kuriositäten und Exoten
WE12 = Magisches Auge,
Außenkontakt-Version der EM11, daher eine frühe Vorwegnahme der EM5, die erst 1950 in Deutschland erschien.
Allerdings hat die WE12 noch den dicken Kolben gleich der EM11, während die spätere EM5 "verschlankt" wurde.
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WE13, Triode- Beam-Power-Tetrode,
Außenkontakt-Version der ECL11.
Das Problem der Kopplung von der Ausgangsanode zum Eingangsgitter wurde gelöst, indem diese Röhre eine Kappe für die Ausgangsanode erhielt.
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Außenkontakt-Version der EL12sp, ähnlich der 4699N.
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WE15 Endpentode,
Außenkontakt-Version der EL11, entspricht daher völlig der EL3N.
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(ohne Bild) WE16 Regelpentode, Außenkontakt-Version der EF11, ähnlich der EF9
WE17 NF/HF- Pentode,
Außenkontakt-Version der EF12, ähnlich der EF6
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WE18 Magisches Auge + Pentode;
zur Abstimmanzeige + NF- Vorverstärkung,
Außenkontakt-Version der EFM11, entspricht daher völlig der EFM1.
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WE19 Duodiode-Regelpentode,
Außenkontakt-Version der EBF11, ähnlich der EBF2
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WE20 Triode-Hexode, Außenkontakt-Version der ECH11, ähnlich der ECH 3, jedoch mit der Sockelschaltung der CCH1 !
Auch hier rückte Telefunken nicht von dem Eigensinn ab, Mischröhren ganz anders zu beschalten, als es alle anderen Hersteller tun, eine Tradition, die schon mit der ACH1 begann.
Obwohl die ECH11 und somit auch die WE20 elektrisch sehr ähnlich zu der ECH3 sind, muss man 3 Zuleitungen (g2+4, g3+gT, aT) umverdrahten, wenn man eine WE20 durch eine ECH3 ersetzen will !
Diese WE- Röhren werden im bekannten "Röhrenhandbuch" v. L. Ratheiser vom Franzis-Verlag aufgeführt.Obwohl die Angaben in diesem und anderen Büchern dieses Verlags allgemein sehr sorgfältig und seriös sind, ist in diesem Fall Kritik angebracht.
Unzutreffend ist schon die Angabe: "in Italien hergestellte Wehrmachtsröhren" - diese Röhren waren in normalen, zivilen Rundfunkempfängern im Einsatz !
Wenn auch die Typen WE16, WE17 und WE19 ähnlich sind zu den Typen EF9, EF6 und EBF2, so sind sie aber doch nicht völlig gleich, wie angegeben, sondern nur eben Austauschbar, da sie elektrisch den Typen EF11, EF12 und EBF11 entsprechen.
In der Praxis hat dies kaum Konsequenzen, dafür muss von der Angabe: WE20 = ECH3 dringend gewarnt werden !
Setzt man ohne Umverdrahtung einfach eine ECH3 anstelle einer WE20 ein, so gelangt der Oszillator- Anodenwiderstand auf Gitter-Triode und Gitter3-Hexode, dazu kommt noch die Schirmgitterspannung auf die Trioden-Anode, wobei besonders der erste Fall für die Röhre eine unzulässige Überlastung darstellt ! Empfang wird nicht möglich sein, da der Oszillator so nicht schwingt.
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WE37 (ohne F) Duodiode-Triode, entspricht der ABC1 |
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Duodiode-Regelpentode Heizung 4 V; 0,47...1,1 A (?) Früheste Herstellung 1937
Sehr wenig ist über diese WE37F bekannt. Sie wurde von Philips-Italia hergestellt und ist bis dato auch nur in dem ebenfalls von Philips-Italia hergestellten Empfänger 641M zu finden. Sie kann in einem 4-Volt- Radio die Pentode AF3 und die Duodiode AB2 zusammen ersetzen. Wegen der geringen Verbreitung kann man davon ausgehen, dass es sich hierbei nicht um eine neue Entwicklung handelt, sondern dass diese Type von einer anderen ähnlichen Type abgeleitet wurde. Hier bieten sich zunächst zwei Möglichkeiten an:
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Duodiode-Regelpentode Heizung 4 V; 0,32 A Früheste Herstellung 1938
Ebenfalls von Philips-Italia erschien eine Röhrentype, die gleichzeitig mit WE37F und ABF1 gestempelt ist. Sie ist deutlich kleiner als die bisherige WE37F und entspricht bis auf die Heizdaten und der Kolbenfarbe völlig der EBF2. Vermutlich wurde diese Version der WE37F nach der Erscheinung der EBF2 als Ersatz der technisch veralteten früheren WE37F geschaffen, obwohl ihre Betriebsdaten abweichen.
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(ohne Bild) WE43 = ACH1"C", eine ACH1 mit Außenkontaktsockl, die besondere Sockelschaltung ist zu beachten ! |
Triode-Hexode, als Triode- Tetrode geschaltet. Eine besonders kuriose Konstruktion ist ist die WE44. Dem Schaltbild nach handelt es sich um eine Triode- Hexode. Jedoch wurde hier nicht, wie sonst üblich, das Gitter 3 der Hexode mit dem Triodengitter, sondern schon in der Röhre mit der Katode verbunden, so dass dieses nicht mehr steuerbar ist. Dafür ist aber nun die Triode unabhängig von der Hexode zu betreiben. Man kann somit diese Röhre wie eine Triode- Pentode verwenden, z. B. wie eine ECF1: das Hexodenteil als ZF- Verstärker und die Triode als NF- Vorstufe. Allerdings wird das Hexodenteil das Verhalten einer Tetrode haben, da sich hinter dem letzten Schirmgitter kein Bremsgitter mehr befindet. Da diese Röhre die Heizdaten 4 V, 1 A hat, kann es sich im Prinzip fast nur um eine zweckentfremdete ACH1 handeln. Zufälligerweise entspricht die Typennachbarin WE43 auch der ACH1"C", eine ACH1 mit Außenkontaktsockel. Einige Jahre später erschien die Triode- Pentode ECF1, die ebenfalls von einer Triode- Hexode abgeleitet wurde, in diesem Falle von der ECH3. Allerdings wurde hier das Hexodensystem als echte Pentode betrieben, indem die beiden mittleren Gitter als Schirmgitter parallel geschaltet waren. Weitere Röhren dieser Art erschienen keine. Die ECF12 und spätere Exemplare hatten keine Regelkennlinie. |
Doppel-Endtriode, ähnlich 6N7 Diese FDD20 stammt ebenfalls von Philips-Italia. Passend zum "F" der Typenbezeichnung hat sie laut Datenbuch die Heizwerte 12,6 V 0,35 A, das "DD" steht korrekt für Doppel- Endtriode, nur die Zahl "20" ist irreführend, das entspräche einem Locktal- Sockel, tatsächlich ist es jedoch ein Außenkontaktsockel. Laut Brans Röhren- Vademecum von 1947 hat sie folgende Daten: Ua = 250V; Ug1 = -5V; Ia = 6mA; µ = 33; S = 3mA/V; Ri = 18 kOhm. Die Angaben gelten offensichtlich für beide Systeme parallel, wie es bei der 6N7 auch oft angegeben wird. Es besteht der starke Verdacht, dass die nur leicht von der 6N7 abweichenden Daten dazu dienen, um zu verwischen, dass es sich bei dieser Röhre sehr wahrscheinlich um eine 6N7 handelt, die nur mit anderem Sockel und anderen Heizdaten ausgestattet wurde. (Heizfäden beider Systeme in Reihe statt parallel) Der tatsächlich gemessene Heizstrom des hier gezeigten Exemplars erhärtet diesen Verdacht weiter, denn dieser beträgt genau 0,4 A statt der angeblichen 0,35 A. Das entspricht aber genau dem Heizstrom einer Einzeltriode der 6N7, nur dass hier eben die Heizfäden beider Triodensysteme in Reihe statt parallel geschaltet sind. |
Endtriode, Hersteller Zenith, Italien. Verwendungszweck und Ausgabedatum unbekannt. War während des WKII im Einsatz. Indirekt geheizt; 4 V; 1,1 A; Ua 250 V; Ia 20 mA; Pa 5 W; µ 6; S 2; Ri 3 k; Betriebsdaten ähnlich RE304, kann als Ersatz für diese dienen. |
Endtriode, Hersteller Philips. Außenkontaktsockel-Version der TC03 Verwendungszweck und Ausgabedatum unbekannt. War während des WKII im Einsatz. Direkt geheizt; 4 V; 0,275 A; Ua 300 V; Ia 20 mA; Pa 6 W; µ 6; S 2,3; Ri 2,6 k. Auch diese Röhre kann als Ersatz für die Röhren RE304 oder RE134 dienen. |
Quellen:
[1] Philips- Bulletin Nr. 24; März 1935
[2] Funkschau Nr. 5; 2. Februar 1936
[3] Werkszeitschrift "Telefunken - Röhre"
[4] "Rundfunkröhren - Eigenschaften u. Anwendung" v. Ludwig Ratheiser, Berlin 1939.
[5] Philips- Bulletin Nr. 35; April 1936
Fortsetzung: Die Roten Röhren von Philips, Teil I