Röhren 1934 in Europa, Teil II, A- C- und E- Röhren
Die einzelnen Röhren :
AB1, CB1, und EB1,
CF1 und EF1,
AF2, CF2 und EF2,
AK1, CK1 und EK1.
AB1, CB1 und EB1 Die Röhren AB1, CB1 und EB1 sind die ersten europäischen Duodioden. Dies sind zwei Signaldioden "an einem Stück", die auch eine gemeinsame Katode besitzen. Zuvor gab es nur Verbundröhren, die jeweils nur eine einzelne Diode enthielten, so die Tetrode-Diode E444 = RENS1254 und die Triode-Diode E444S = REN924. Von den beiden Dioden der Duodiode wird eine zur Signalgleichrichtung ( = Demodulation) und die andere zur verzögerten Regelspannungserzeugung verwendet. Diese Verzögerung wird durch eine Vorspannung gewonnen. Damit erreicht man, dass die Verstärkung der Röhren erst ab einer bestimmten Signalstärke herabgeregelt wird, aber beim Empfang schwacher Stationen voll erhalten bleibt. Anzumerken ist, dass sowohl die CB1 wie auch die EB1 eine Gipfelkappe wie die AB1 besitzen. Während die AB1 noch den 5-Stift Europasockel besitzt, sind die CB1 und die EB1 die ersten serienmäßigen Röhren mit dem 5-Pol- Außenkontaktsockel. |
Aus dem Philips Röhren - Katalog 1934
AB1 Duo-Diode
Bekanntlich bietet eine Diode als Detektor wegen der linearen Gleichrichtung sehr starker Signale große Vorteile gegenüber der Gleichrichtung mit einer Triode oder H.F.-Penthode, so dass in Qualitätsempfängern die letzteren Röhren kaum noch als Audion verwendet werden. Die erste Diode, die Philips herausbrachte, war mit einem Verstärkersystem zusammengebaut; es war dies die Binode E 444. Bald entstand jedoch der Wunsch nach einer Doppeldiode, wobei eine Diode als Detektor, die andere für automatische Lautstärkeregelung verwendet wird.
Versuche, diese Dioden mit einem Verstärkersystem zusammenzubauen, führen nur dazu, dass sowohl die elektrischen Eigenschaften der Dioden wie die des Verstärkersystems darunter leiden, weil auf der Kathode selbstverständlich nur ein bestimmter Raum zur Verfügung steht. Einerseits würde das Verstärkersystem also nur eine geringe Steilheit haben, anderseits die Diode so kleine Abmessungen bekommen, dass sie bald überlastet würde, wodurch der Vorteil der verzerrungsfreien Gleichrichtung wieder verloren gehen würde.
Hier erkennt man deutlich eine Abwehrhaltung von Philips gegen Kombinationsröhren, die lange beibehalten wurde. Andere Firmen waren nicht der Ansicht, dass die Eigenschaften der Dioden und des Verstärkersystems unter zu kleiner Katodenfläche leiden würden, zumal die Katoden der damaligen Röhren riesengroß im Vergleich zu späteren Typen waren. Auch war es ein Irrglaube, dass eine nur kleine Signaldiode überlastet werden würde. Tatsächlich waren die Dioden der AB1 maßlos überdimensioniert. Spätere AM- Detektor-Dioden von EBC41 bis EBF89 hatten nur noch winzige Katodenflächen, denen nur ein kurzes Drahtstück als Diodenanode gegenüber stand.
Im Vergleich dazu erschien in den USA schon im August 1931 die Triode-Duodiode 55, in welcher die von den Dioden gelieferte NF mit der integrierten Triode anschließend gleich weiterverstärkt wurde. Ebenfalls in den USA erschienen bereits 1933 die Regelpentoden-Duodioden 2B7 und 6B7, wo man also direkt hinter der ZF-Röhre die NF an den integrierten Dioden entnehmen konnte. Bei Philips dauerte es bis 1938, mit der EBF2 eine entsprechende Röhre entgegen zu setzen.
CB1 Duo-Diode (gilt auch für EB1)
Die CB1 ist der Doppeldioden-Detektor der G/W-Serie. Sie ist bis auf die Heizspannung und den Heizstrom der AB1 gleich.
Der maximal zulässige Scheitelwert der Signalspannung ist 200 Volt; der maximale Gleichstrom durch den AbIeitungswiderstand darf 0,8 mA nicht überschreiten. Die maximale Spannung zwischen Kathode und Heizfaden beträgt 125 Volt.
(E446), CF1 und EF1
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CF1 H.F.-Penthode (gilt auch für EF1)
Als Anodendetektor ergibt die Röhre bei 30% Modulationstiefe eine 12,5fache Detektorverstärkung. Der Kopplungswiderstand soll dann 0,30 Megohm, der Kathodenwiderstand 10.000 Ohm und die Anodenspannung 200 Volt sein. Als Gittergleichrichter hat sie den Vorteil, dass Rückkopplung angewendet werden kann. Wenn man im Anodenkreis einen Transformator 1:3 parallel mit einem 20.000-Ohm-Widerstand schaltet, so kann man eine 20fache Detektorverstärkung erzielen. Auch als N.F.-Verstärker ist diese Röhre günstig anzuwenden. Die besten Resultate erzielt man dann bei 200 V Anodenspannung mit einem Anodenwiderstand von 0,3 Megohm, einem Kathodenwiderstand von 5000 Ohm und einer Schirmgitterspannung von 80 Volt. Die N.F.-Verstärkung ist dann zirka 235fach.
Die CF1 ist eine H.F.-Penthode, ähnlich der bekannten Type E446. Sie kommt also in Betracht als Hoch- und Zwischenfrequenz-Verstärker, als Audion mit Drosselspulen- oder Transformatorkopplung, als Anodengleichrichter sowie für die Verwendung als N.F.-Verstärker. Auch bei 110-V-Gleichstromnetzen gewährleistet die CF1 eine hohe Verstärkung und ein stabiles Arbeiten. Als weitere Vorteile seien die geringe Gitter-Anodenkapazität und der große innere Widerstand erwähnt. Trotz der durch die neue Kathodenkonstruktion auf 2,6 W herabgesetzten Heizleistung ist die Steilheit der CF1 nur unwesentlich geringer als die der E446 in der 4-V-Wechselstromserie.
Bei der Anwendung der CF1 ist zu beachten, dass die Anodenspannung 250 V und die Schirmgitterspannung 125 Volt nicht überschreiten darf. Wenn im Anodenkreis eine Drosselspule mit Eisenkern verwendet wird, ist die maximal zulässige Anodenspannung 200 Volt. Bei Verwendung als H.F.- und Z.F.-Verstärker ist ferner zu beachten, dass zur Vermeidung von Gitterströmen immer eine negative Gittervorspannung von 2 V vorhanden sein muss. Der Widerstand im Gitterkreis darf 1 Megohm und der Widerstand zwischen Kathode und Glühfaden 20.000 Ohm nicht überschreiten.
Bei Verwendung als Anodengleichrichter sind die richtigen Werte für den Anodenwiderstand, Kathodenwiderstand und der Schirmgitterspannung aus untenstehender Tabelle ersichtlich.
E446 H-F.-Penthode (=RENS1284)
Die Anwendung dieser Röhre liegt nicht nur im Gebiet der Hoch- oder Zwischenfrequenz Verstärkung, sie kann auch mit Vorteil als Anoden- oder Gittergleichrichter und N.F.-Verstärker verwendet werden. Als Hoch-und Zwischenfrequenzverstärker bietet diese Röhre den Vorteil der geringen Gitter-Anodenkapazität und der großen Steilheit. Diese Röhre kann jedoch nicht geregelt werden.
AF2, CF2 und EF2 Regelpentoden zur HF- und ZF- Verstärkung. Die AF2 ist lediglich eine neuere Ausführung der E447 = RENS1294 mit verbesserter, an die AK1 angepasste Regelkennlinie. In Deutschland ist sie außer in Philips-Geräten nicht zu finden, da sie von Telefunken nicht hergestellt wurde. In den Betriebsbedingungen unterscheidet sie sich nur minimal von der bisherigen E447, so dass es nicht unbedingt notwendig gewesen wäre, hierzu eine neue Bezeichnung zu vergeben, E447N als Kennzeichnung hätte völlig genügt, aber man wollte wohl alle neuen Röhren nur noch in dem neuen Bezeichnungscode herausbringen. Normalerweise sind AF2 und E447 gegeneinander austauschbar, nur bei starkem Empfangssignal wird ein mit der AF2 bestücktes Gerät ein besseres Regelverhalten haben. Die CF2 ersetzt B2047 = RENS1894 und B2045 = RENS1819. Die AF2 ist die letzte Vorstufenröhre mit Heizleistung 4 Watt (4 V * 1A) während CF2 und EF2 mit 13 V * 0,2 A bzw. mit 6,3 V * 0,4 A die schon die auf ca. 2,6 W verringerte Heizleistung haben. |
AF2 H.F. -Penthode-Selektode
Bei der Anwendung der AF2 ist zu beachten, dass die Anodenspannung 250 Volt niemals überschreiten darf. Zur Vermeidung von Gitterströmen muss beachtet werden, dass immer eine kleine, negative Gitterspannung von ca. -2 Volt vorhanden ist. Der Widerstand im Steuergitterkreis darf 2 Megohm nicht überschreiten und der Maximalwiderstand zwischen Kathode und Glühfaden beträgt 20.000 Ohm.
CF2 H. F. Penthode-Selektode (gilt auch für EF2)
Die CF2 ist eine H.F.-Penthode mit kurzer Regelkurve, welche mit der Regelkurve der Selektode AF2 in der 4-V-Wechselstromserie übereinstimmt. Für die Verwendungsmöglichkeit dieser Röhre verweisen wir deshalb auf das bei der AF2 erwähnte.
Diese H.F.-Penthode-Selektode ermöglicht wie die Röhre E447 eine kontinuierliche Lautstärkeregelung. Der Unterschied zwischen beiden Röhren besteht darin, dass die AF2 „rascher" regelt, so dass bei einer negativen Gittervorspannung von 22 V die Verstärkung praktisch Null geworden ist, während die E447, um dies zu erzielen, eine Gittervorspannung von 50 V braucht. Die Regelungskurve der AF2 stimmt praktisch mit der der Oktode AK1 überein, so dass beide Röhren durch die selbe Regelspannung beeinflusst werden können. Wie bei den anderen Philips H.F.-Penthoden, ist die innere Kapazität zwischen Steuergitter und Anode bis auf einen sehr geringen Wert reduziert, wodurch die hohen Verstärkungsmöglichkeiten dieser Röhre vollkommen ausgenutzt werden können. Die AF2 kann als H.F.- und Z.F.-Verstärker verwendet werden.
Ein Inserat von Philips-Miniwatt in der französischen Zeitschrift "L'Antenne" von Dezember 1934. Zu sehen ist eine CF2 mit Topfsockel, aber noch im Trapezoid-Ballonkolben sehr ähnlich den Cupra-Röhren, neben einer AF2 im noch altertümlichen Stil der RENS-Röhren. In der untersten Zeile wird auch auf die neue Autoradioserie EK1 .... EZ1 hingewiesen. [Quelle :"Histoire de la lampe de radio", v. B. Machard, Frankreich 1989] |
AK1, CK1 und EK1 AK1, CK1 und EK1 sind die ersten serienmäßigen Oktoden der Welt. Oktoden sind Mischröhren, die eine beliebige Empfangsfrequenz auf eine feste Zwischenfrequenz umsetzen und dabei eine regelbare Verstärkung besitzen. Eine Oktode besteht aus einem Triodenteil, das eine Hilfsschwingung erzeugt und einem darüber befindlichen virtuellen Pentodenteil zur eigentlichen Verstärkung. Sie sind eine Weiterentwicklung der amerikanischen Pentagrid-Converter- Röhren 2A7 und 6A7 von 1933. Durch Hinzufügung eines sechsten Gitters als Bremsgitter erhielten sie den hohen Innenwiderstand von Pentoden. Die Oktode ist also keine so sensationelle Entwicklung an sich, wie es Philips im Eigenlob behauptet. Für LW- und MW- Empfang lösen sie ideal ihre Aufgabe, im Kurzwellenbereich haben sie jedoch das Problem der Frequenzverschiebung in Abhängigkeit der Regelung, wenngleich dieses durch technische Maßnahmen herabgesetzt werden konnte. Wirksame Abhilfe konnten nur Trioden-Hexoden oder Trioden-Heptoden schaffen. Die AK1 ersetzt die E448 = RENS1224, die CK1 ersetzt die B2048 = RENS1824. |
AK1 Oktode
Das Mischproblem in Superhetempfängern war bis jetzt nicht einwandfrei gelöst. Früheren Schaltungen haftete der Fehler an, dass Eingangs- und Oszillatorkreis nicht vollkommen voneinander getrennt waren, was unangenehme Nebenerscheinungen zur Folge hatte. Die Mischhexode E448 war ein erster Schritt in der guten Richtung insoweit, dass Eingangs- und Oszillatorfrequenz 2 verschiedenen Gittern zugeführt wurden, welche durch ein Schirmgitter vollkommen voneinander getrennt waren. Die Röhre hatte jedoch einen großen Nachteil, der sich besonders in modernen Schaltungen geltend machte, nämlich dass sie nicht regelbar war.
Mit der Oktode AK1 wurde zum ersten Male eine Röhre geschaffen, die nicht nur alle Nachteile früherer Mischröhren beseitigte, sondern in einer Anzahl anderen Eigenschaften alle früheren Spezialröhren weit hinter sich lässt. Wie der Name schon sagt, handelt es sich hier um eine Acht- Elektroden- Röhre; es sind nämlich außer der Kathode und der Anode sechs Gitter eingebaut. Um die Arbeitsweise zu verstehen, kann man sich die Röhre am besten in zwei Teile zerlegt denken, nämlich in eine Triode und eine HF-Pentode. Dies soll näher an dem Aufbau erläutert werden :
Prinzipschaltung der Mischoktode.
In dieser Schaltung sind der Padding- und Trimmerkondensator für Einknopfabstimmung sowie die automatische Lautstärkeregelung berücksichtigt. Der Aufbau geht aus dem Schema hervor. Das Steuergitter g1 bildet zusammen mit der Hilfsanode g2, bestehend aus 2 Stäbchen (die im wesentlichen außerhalb der Hauptelektronenstrombahn gelegen sind), eine Triode. Die Triode dient zur Erzeugung der Hilfsschwingungen. Der dann folgende Teil ist von der Triode abgeschirmt durch das Schirmgitter g3, und dieser obere Teil kann betrachtet werden als eine HF-Penthode mit einer virtuellen Kathode zwischen dem 3. und 4. Gitter, einem Steuergitter g4, einem Schirmgitter g5, einem Fanggitter g6 und der Anode. Das Fanggitter g6 ist innerhalb der Röhre mit der Kathode verbunden.
Die Gleichspannungen der verschiedenen Elektroden sind:
Gitter g1 | -1,5V |
Gitter g2 | (max) 90 V |
Gitter g3 und g5 | 70 V |
Gitter g4 | -1,5 V |
und Anode | (200)..250 V |
Auf Rundfunkwellen kann man mit nur 2 verschiedenen positiven Hilfsspannungen auskommen d.h. 90 und 70 V, was die Schaltung dann besonders einfach und daher auch billig macht. Aus der Abbildung ist ersichtlich, dass das erste Gitter über einen Gitterwiderstand R3 nebst Kondensator C4 an den Schwingungskreis S2 C5 angeschlossen ist, der über die Rückkopplungsspule S3 mit dem 2. Gitter, d.h. mit der Hilfsanode, gekoppelt ist. Die Rückkopplung muss ungefähr so eingestellt werden, dass über den Schwingungskreis S2 C5 eine Wechselspannung von ca. 8,5 V gemessen wird. Dieser Wert ist übrigens nicht kritisch, was einen weiteren Vorteil der Oktode bedeutet.
Die Elektronen auf dem Weg von der Kathode zur Anode werden also zunächst von den Schwingungen des Oszillatorkreises beeinflusst. Eine zweite Beeinflussung ergibt sich durch die Wirkung des 4. Gitters, dem die Eingangsfrequenz zugeführt wird, und das Resultat ist eine elektronische Mischung, wodurch die Audiofrequenz auf die entstehende Zwischenfrequenz übertragen wird. Diese Zwischenfrequenz wird über den Zwischenfrequenztransformator S4 S5 weitergeleitet.
CK1 Oktode (gilt auch für die EK1, außer den Heizdaten 6,3 V / 0,4 A)
Die Oktode CK1 ist die Mischröhre der G/W-Serie. Sie unterscheidet sich von der Oktode AK1 der Wechselstromserie nur durch den Heizfaden, welcher für 200 mA 13 V dimensioniert ist. Für die Beschreibung dieser Rohre können wir denn auch auf die AK1 verweisen.
In der G/W-Serie tritt die große Überlegenheit dieser Röhre besonders hervor, weil sich bei niedrigen Anodenspannungen doch noch eine bedeutende Transponierungsverstärkung erzielen lässt, was besonders bei Anschluss an 110-V-Gleichstromnetze von größter Wichtigkeit ist.
Bei der Anwendung der CK1 ist noch zu beachten, dass die maximale Spannung zwischen Kathode und Heizfaden 125 Volt nicht überschreiten darf. Der Maximalwiderstand im Kreise des 4. Gitters beträgt 2 Megohm und der Maximalwiderstand zwischen Kathode und Glühfaden 20.000 Ohm.
Innenaufbau der Oktoden AK1, AK2, CK1 oder EK1, der vollkommensten Mischröhren der heutigen Zeit. Die neue „Miniwatt"-Oktode ist mit einem Domkolben versehen, wodurch die mechanische Festigkeit wesentlich erhöht wurde.
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Fortsetzung: Teil III