Octal- und Stahlröhren (6K7, ECH11)

Stahlröhren in Deutschland ab 1939

Veröffentlicht in Octal- und Stahlröhren (6K7, ECH11)

Neuerscheinungen und Ergänzungen 1939:

ECL11 23.Jul.1939 : Funkschau 1939 #30

Triode+Endtetrode .

Aufbauend auf die Entwicklung der Triode-Endtetrode VCL11 entstand die ECL11, ebenfalls eine Triode+Endtetrode, wobei die Endstufe Daten- und Leistungsgleich zur EL11 wurde. Mit dieser Kombination einer Vorstufen- Triode mit einer leistungsfähigen Endtetrode war nun das gesamte NF-Teil in einer Röhre untergebracht.

Auf eine separate NF- Vorstufenröhre, z. B. eine EF12, oder auf die EFM11, die neben der Abstimmanzeige auch die NF-Vorverstärkung liefert, konnte nun verzichtet werden.

Ein Superhet-Röhrensatz konnte nun bestehen aus ECH11, EBF11, ECL11 und AZ11, wodurch eine Röhre eingespart wurde. Dieser Röhrensatz war im Bereich kompakter bis mittelgroßen Radios sehr beliebt.

 

EF14

Steile Universal- Pentode 7 mA/V, Uf 6,3 Volt / If 0,47 Ampere. Vorgesehen für Breitband- Verstärkung, z. B. in der sich gerade etablierenden Fernsehtechnik, wie auch für Antennenverstärker, usw.

EM11 Zweibereichs-Anzeigeröhre mit 4 Leuchtwinkeln. 23.Jul.1939 : Funkschau 1939 #30
Die im Vorjahr erschienene EFM11 als Verbundröhre zur Abstimmanzeige und zugleich NF- Vorverstärkung erfreute sich nicht großer Beliebtheit.
Mit der Einführung der ECL11 war dann auch die EFM11 als NF- Vorstufe überflüssig.

Dadurch war der Weg frei für eine Anzeigeröhre (Magisches Auge), die ausschließlich nur der Abstimmanzeige dient, die dies jedoch besser als bisher kann.
Nachdem in Frankreich schon im Februar 1939 von Mazda die 6AF7G, ein Magisches Auge mit zwei Anzeigebereichen und 4 Schattenwinkeln vorgestellt wurde, brachte Telefunken für Deutschland im Juli 1939 die EM11 in gleicher Technik heraus.

Bisher hatten Magische Augen nur einen Anzeigebereich, auch wenn sie mehrere Schattenwinkel hatten. Amerikanische Magische Augen haben nur meist nur einen Schattenwinkel, die AM2 und die EFM11 haben 2 und die EM1 hat sogar 4 Schattenwinkel.

Alle diese Abstimmanzeigeröhren haben den Mangel, den gesamten Feldstärkebereich von ganz schwachen bis ganz starken Signalen nicht eindeutig anzeigen zu können. Führt man ihnen die volle Diodenspannung zu, sind sie schon bei mittleren Signalen voll ausgesteuert und starke Signale ergaben keine weitere Anzeigeänderung mehr. Vermindert man die Steuerspannung in dem Sinn, dass nur bei stärksten Signalen Vollausschlag erzielt wird, ist bei schwächeren Signale kaum noch ein Ausschlag zu erkennen.

Die Lösung dieses Problems wurde mit der Konstruktion von Zweibereichs- Magischen Augen erreicht, wozu auch die EM11 zählt. Im Gegensatz zur EM1, deren vier Ablenkstege alle parallel die gleiche Auslenkung verursachen, sind die vier Ablenkstege der EM11 auf zwei Bereiche unterschiedlicher Ablenkempfindlichkeit aufgeteilt.

Hierzu befindet sich unter dem Leuchtschirm ein Verstärkersystem, das mit dem Leuchtschirm eine gemeinsame Katode, ein Gitter mit unterschiedlicher Steigung und zwei getrennte Anodenbleche hat. Diese beiden Anoden bilden mit den unterschiedlichen Gitterwindungen zwei Triodensysteme mit unterschiedlicher Verstärkung und sind mit je einem Paar um 90° versetzten Ablenkstegen verbunden, woraus sich 4 Schattenwinkel ergeben.

Das empfindliche System ermöglicht nun auf 2 Schattenwinkeln die Anzeige schwacher Signale, wobei das andere fast keinen Ausschlag anzeigt, während umgekehrt das unempfindliche System bei starken Signalen auf den beiden anderen Schattenwinkeln noch eindeutige Ausschlagsänderungen zeigt, wenn das vorherige schon voll ausgesteuert ist.

Etwa zeitgleich zur EM11 brachte Philips mit der EM4 ebenfalls ein Magisches Auge mit zwei Anzeigebereichen heraus, jedoch mit nur zwei Schattenwinkeln.
Wegen dem Stahlröhrensockel ist die EM11 mit 36,5 mm Durchmesser jedoch immer noch so „fett“ wie ihre Vorgängertype EFM11, da gegen ist die EM4 nur 26,5 mm schlank.

 

Vergleich: EFM11: Ø 36,5 mm,  EM4 : 26,5 mm, EM11: 36,5 mm

Fette Magische Augen

Wie schon erwähnt, waren alle Röhren dieser Serie mit dem neuen Stahlröhrensockel Y8A ausgestattet. Wegen dessen Stiftkreisdurchmesser 28 mm mussten auch Glasröhren einen Sockel von 35 mm Ø haben. Für die großen End- und Gleichrichterröhren passte das, sie hatten schon zuvor diese Sockelgröße.

Für Magische Augen, die ja eigentlich Vorstufenröhren sind, stellte dies jedoch ein Problem dar. Obwohl für sie ein schlankerer Kolben genügen würde, mussten die EFM11 und die spätere EM11 mit einem Kolben von 36 mm Durchmesser ausgestattet werden, um in den Sockel zu passen.

Die Konstrukteure der Radios mussten zusehen, wie sie diese fetten Teile unterbringen. Während außerhalb von Deutschland die schlanken Typen EM1 und EM4 mit 27 mm Durchmesser gebräuchlich waren, mussten sich in Deutschland die Konstrukteure mit dem abfinden, was Telefunken bot, Alternativen gab es keine.

 

Erst im Jahr 1950 bemühte sich Telefunken, ein nur noch 31 mm dickes Magisches Auge EM5 herauszubringen und erst 1952, ganze 7 Jahre, nachdem mit dem Deutschen Reich auch das Telefunken- Monopol unterging, brachte Telefunken das Magische Auge EM35 heraus, das mit 27 mm nun endlich genau so schlank war wie die EM34 der Konkurrenz und 16 Jahre, nachdem von Philips die gleich schlanke EM1 erschien.

 

Allstrombetrieb mit Stahlröhren

Die Vorstufenröhren der Stahlröhren- E- Serie mit 0,2 A Heizstrom konnten in Allstromgeräten zusammen mit den bisherigen End- und Gleichrichterröhren der C- Serie mit ebenfalls 0,2 A Heizstrom in Serienheizkreisen verwendet werden. Ein Superhet mit dem Röhrensatz ECH11, EBF11, EFM11, CL4 und CY1 + Skalenlampe + Urdox käme auf eine Gesamt- Heizspannung von ca. 90 V.

Beim Betrieb an 110 V müssten 110 – 90 = 20 V über einem Vorwiderstand vernichtet werden, was noch erträglich wäre, die Gesamt- Heizleistung wäre dabei 110 V * 0,2 A = 22 W.

Bei 220 V Netzspannung müssten jedoch 220 – 90 = 130 V über einem Vorwiderstand vernichtet werden. Für die Röhrenheizung sind dabei insgesamt 220 V * 0,2 A = 44 W aufzubringen, obwohl nur 90 V * 0,2 A = 18 W tatsächlich gebraucht werden, also ein sehr unwirtschaftlicher Betrieb.

 

Die 100 mA U-Serie ab 1939 :

Da mit den bisherigen 0,2 A- Allstromröhren der Betrieb an 220 V sehr unwirtschaftlich ist, wie am obigen Beispiel ersichtlich, wurde eine Röhrenserie mit 0,1 A Heizstrom geschaffen, wodurch sich die Gesamt- Heizleistung bei 220 V mit nur noch 22 W auf die Hälfte reduziert.

Bei den Vorstufenröhren der 100 mA U-Serie war es zu dieser Zeit nicht möglich, diese mit der gleichen Heizleistung auszuführen wie die entsprechenden 6,3V- Röhren, also statt 6,3 V / 0,2 A nun 12,6 V / 0,1 A, entsprechend jeweils 1,26 W.

Man beherrschte es noch nicht, den dünneren und längeren Heizfaden einschließlich Isolation in dem dünnen Katodenröhrchen unterzubringen. Daher musste dieses im Durchmesser vergrößert werden, was auch zu einer größeren Heizleistung von 2 W führte, also 20 V 0,1 A.

Erst später gelang es, U-Röhren mit Heizdaten 12,6 V / 0,1 A herzustellen.

 

Die U11-Serie:

UBF11: Duodiode – Regelpentode, Heizspannung 20 V, ähnlich EBF11.

UCH11: Triode – Hexode, Heizspannung 20 V, ähnlich ECH11.

UCL11: Triode+Endtetrode, Heizspannung 60 V, ähnlich ECL11. Das Endsystem ist in Leistung und Daten sehr ähnlich der CL4.

UY11: Einweggleichrichterröhre, Heizspannung 50 V.

Die Allstromröhren UBF11, UCH11 und UCL11 haben neben den anderen Heizdaten für Serienheizung auch abweichende charakteristische Daten gegenüber ihren Wechselstrom- Versionen EBF11, ECH11 und ECL11, um bei Anodenspannungen im Bereich 100 – 200 V möglichst gut zu arbeiten.

Der Allstromröhrensatz UBF11, UCH11, UCL11 und UY11 war im Bereich kompakter Empfänger besonders beliebt, aber auch bei den Allstrom- Versionen mittelgroßer Radios.

Der Röhrensatz UBF11, UCH11, UCL11 und UY11 benötigt jedoch eine Heizspannung von 150 V, hinzu kommt die Spannung der Skalenbeleuchtung sowie die des NTC- Widerstands (Urdox) zur Heizstrombegrenzung.

Daraus ergibt sich, dass dieser Allstromröhrensatz nur sinnvoll an 220...240 V Netzspannung zu betreiben ist. Bei 110... 130 V Netzspannung müssen 2 parallele Heizkreise gebildet werden, wodurch die Vorteile der U- Röhren verloren gehen. In Ländern mit überwiegend niederen Netzspannungen waren daher U- Röhren zunächst nicht verbreitet.

Dies änderte sich erst, als die Rimlock- U- Serie erschien, die mit einer Gesamt- Heizspannung von 115 V den Betrieb an 110... 130 V Netzen ermöglichte.

 

Philips/Valvo

 

U11- Röhren von Philips :

Dank der Zugehörigkeit des Saarlandes zum französischen Wirtschaftsraum nach 1945 war dieser Röhrensatz im Saarland erhältlich:

Ein kompletter Satz Allstrom U- Röhren UCH11, UBF11, UCL11 und UY11 von Philips- Frankreich.

Bemerkenswert ist, dass die Stahlröhren UCH11 und UBF11 nur mit „Miniwatt“ beschriftet sind, ohne eigentlichen Firmenname. Wollte sich Philips hier auch namentlich von Stahlröhren distanzieren ?

Es wurde hierbei nur der obere Teil des Logos verwendet, wie es Philips zuerst auf Röhren von Philips-France verwendete, später jedoch nur noch unter der Marke

Miniwatt-Dario“, wobei natürlich „Dario“ zu Philips gehörte. (Siehe Miniwatt- Beispiele Bild rechts)

Dagegen sind die beiden Glasröhren UCL11 und UY11 mit dem von Philips- Frankreich üblichen Logo gestempelt.

 

 

 

 

 

 

NF-Verbund -"Stahlröhren" aus Glas ECL11, UCL11 und VCL11

 


Unterschiedliche Bauhöhen.

Innerhalb der Produktionsspanne der Telefunken- Stahlröhren gab es drei verschiedene Bauhöhen.

Die älteste Version A hatte eine Höhe vom Kolben bis zum Sockelboden von 43 mm.

Ab ca. 1940 wurde bei der nächsten Version B die Metallhaube verkleinert, wodurch sich die Höhe zum Sockelboden auf 37 mm verringerte.

Ab ca. 1942 wurde bei Version C die Bauhöhe durch Einsparungen im Sockelbereich nochmal verringert. Der Sockelkragen entfiel, der Sockelboden wurde wesentlich dünner, wobei dieser nur noch durch die Anschlussdrähte gehalten wurde. Obwohl die Metallhaube sogar wieder größer wurde, verringerte sich die Höhe zum Sockelboden auf 35 mm.

Der Führungszapfen ist nur noch 14 mm hoch, während er bei den älteren Versionen 16 bzw. 15 mm hoch war. Hierbei kann es sich jedoch um zufällige Toleranzen handeln. Diese Version wurde dann bis zum Ende der Produktion beibehalten.

 

Die Tungsram - Metallglasröhre.

Von den neuen Röhrenserien, die mit einheitlichen elektrischen "Werten in der gleichen äußeren Form und mit gleicher Sockelung von allen deutschen Röhrenherstellern erzeugt werden, weisen einige Typen der Tungsram-Röhren eine interessante neuartige Bauweise auf. Äußerlich gleichen diese Röhren den bekannten Stahlröhren; sie teilen mit diesen auch die konstruktiven Vorteile, die durch den Entfall des Quetschfußes und den stabilen horizontalen Systembau gekennzeichnet sind. Die neuen Metallglasröhren sind jedoch, wie schon der Name sagt, unter weitgehender Verwendung von Glas als Werkstoff aufgebaut. Die Zuleitungs- und Stützdrähte für die Elektroden des Röhrensystems sind direkt in eine Preßglasgrundplatte eingeschmolzen. Die Einschmelzstellen sind längs eines Kreises angeordnet, wobei ihre Aufteilung genau der Aufteilung der Sockelstifte des achtpoligen Röhrensockels entspricht, so daß die Zuführungsdrähte auf dem kürzesten Weg mit den Sockelstiften verlötet werden können und gleichzeitig die Befestigung der Röhre am Röhrensockel vermitteln. In der Mitte der Glasgrundplatte ist ebenso wie bei den Stahlröhren der Pumpstutzen angebracht, der durch den mittleren hohlen Bolzen des Röhrensockels gegen Beschädigung geschützt ist.

Die ausschließliche Verwendung von Glas für den Aufbau der eigentlichen Röhre ergibt sehr geringe Kapazitäten zwischen den einzelnen Elektroden, so daß es, ebenso wie bei den Stahlröhren, möglich ist, alle Anschlüsse an derselben Seite der Röhre herauszuführen und am Röhrensockel anzuordnen. Durch die Anordnung des Gitter- und Anodenanschlusses auf gegenüberliegenden Seiten dies Röhrensockels ist von vornherein die Kapazität zwischen diesen beiden Anschlüssen sehr gering. Sie wird noch weiter durch ein Abschirmblech an der Röhrenfassung vermindert, das in gleicher Weise wie bei den Stahlröhren durch einen Schlitz im Röhrensockel hindurchragt und auch die Anschlußstifte mit ihren Zuführungsdrähten gegeneinander abschirmt. Außerdem ist die ganze Röhrenoberfläche noch mit einer geerdeten Metallbespritzung versehen. Zum Schutz gegen mechanische Beschädigungen ist die Röhre noch von einer am Röhrensockel befestigten Metallhaube umgeben. Wie schon eingangs erwähnt, werden in der beschriebenen Stahglasbauweise vorläufig nur einige Röhren der Röhrenserie für die Rundfunkempfänger des heurigen Jahres gebaut. Die Endröhren und die Gleichrichterröhren von Tungsram werden ebenso wie die entsprechenden Röhrentypen der übrigen Hersteller nach wie vor als Glasröhren mit Quetschfuß gebaut.

Die neuen Metallglasröhren können als eine sehr gelungene Konstruktion bezeichnet werden. Die Vermeidung des Quetschfußes ergibt, wie schon vorhergehend erwähnt, einen sehr stabilen und sehr kapazitätsarmen Systemaufbau bei geringer Bauhöhe. Die ausschließliche Verwendung von Glas als Werkstoff ermöglicht die Verwertung der Fabrikationserfahrungen und -einrichtungen für Glasröhren, insbesondere bezüglich der Evakuierung und der Getterung mit Hochfrequenz-bombarder. Die neuen Metallglasröhren von Tungsram reihen sich daher gleichzeitig den derzeit auf dem Markt befindlichen Röhren an und stellen somit einen wertvollen Beitrag für die Fortentwicklung im Röhrenbau dar.

Aus RADIO-AMATEUR 16.Jahrgang 1939 Heft September 1939

DDR- Glas- "Stahl"- Röhren

 

Lorenz- Glas- "Stahl"- Röhren

 

Telefunken- Glas- "Stahl"- Röhren

Telefunken- Glas- "Stahl"- Röhren

Durch Krieg und Demontage hatte Telefunken seine einzige Stahlröhren- Produktionsanlagen im Werk Berlin verloren und begann daher 1948 in Ulm, die bisherigen Stahl- Röhren in Glastechnik nachzubauen, wie z.B. UCH11g, EBF11g. Diese hatten im Gegensatz zur bisherigen Philosophie nun doch einen vertikalen Systemaufbau. Sie wurden mit einem Glaskolben hergestellt, der wesentlich dünner als der Sockel war, weshalb der Zwischenraum mit Kitt ausgefüllt werden musste. Der Glaskolben entsprach genau dem der Octal- GT- „Bantal”- Röhren, einschließlich deren Pressglasboden mit achtelkreisförmiger Herausfürung der Anschlussdrähte.[5]

 

 

 

Rote Philips- Röhren und Telefunken- Stahlröhren

 

 

 

 

 

 

 

(Wird fortgesetzt)

 

 

Spezial- Octalröhren in Frankreich

Veröffentlicht in Octal- und Stahlröhren (6K7, ECH11)

Spezial- Octalröhren in Frankreich

Fortsetzung von: Octalröhren weltweit: Frankreich

Die Octal- V- Serie :

 

6C5V 6J7V 6K7V 6Q7V 6H6V

Diese Röhrenserie mit dem Suffix V statt sonst G, GT oder MG ist sehr geheimnisvoll, denn außer gefundener Exemplare ist nichts darüber bekannt.

Im Buch „L'Histoire Singulière du Tube Radio“ von G. Duperray, 2009, das sonst die französische Röhrenentwicklung umfassend darstellt, werden sie nirgends erwähnt. Man findet lediglich eine Abbildung einer 6J5V ohne Metallisierung, aber ohne Erwähnung als solche im Text. Auch in der Literatursammlung „Toutes les notes“ von G. Duperray ist nichts über die Octal- V-Serie zu finden.

Die V-Serie schien im zivilen Handel nicht erhältlich zu sein, es gab keine Veröffentlichungen und keine Werbung in der zivilen Fachpresse, sie wurde wohl nur im professionellen Bereich, bei Behörden und Militär verwendet („Services Publics“).

Alle Röhren der V-Serie mit sind Dario, Miniwatt oder RT als Hersteller gestempelt, d. h. sie kommen alle aus dem gleichen Haus.

Man kann die Octal- V-Serie als französische Version oder Gegenentwurf zu den amerikanischen GT- Röhren ansehen. Es sind Glasröhren mit herkömmlichen Quetschfußaufbau und mit metallisiertem Kolben, die aber deutlich kleiner sind als Octal- Glas- und MG- Röhren (-G / -MG – Typen) und deutlich schlanker als GT- Röhren. Wie bei den GT- Röhren bestand auch wohl hier das Ziel, eine Glas-Röhrenserie zu schaffen, die in der Baugröße möglichst nahe an die Octal- Metallröhren herankommt.

Der Suffix V steht höchstwahrscheinlich für „verre“ = französisch für Glas, womit man wohl andeuten wollte, dass es sich um Glasröhren handelt, die direkt zum Ersatz von Metall- (Stahl-) Röhren vorgesehen waren. Bei Octal-Röhren mit Suffix G bedeutet dieses G zwar ebenfalls Glas bzw. Glass, nur haben hier Bauform und Größe wenig mit Octal-Metallröhren zu tun.

Es wurden bisher nur Vorstufen- V- Typen gefunden, aber keine Endröhren wie 6F6V oder 6V6V und keine Gleichrichterröhre 5Y3V.

Die Sockel wurden mit maximal 29 mm Durchmesser und maximal 15 mm Höhe äußerst klein gehalten. Die Kolben sind entweder durchgehend zylindrisch mit maximal 27 mm Ø oder mit verjüngtem Oberteil, mit unten 29 und oben 26 mm Ø.

Der Kolbendurchmesser der Metallröhren liegt zwar unterhalb von 25 mm, aber der Sockelrand ist fast 33 mm breit. Im maximalen Durchmesser liegen die V- Röhren daher deutlich unter den Metallröhren.

Allerdings schaffte man es nicht immer, die niedrige Bauhöhe der Metallröhren zu erreichen. So haben die Metall- Versionen von Röhren wie 6A8, 6K7 oder 6Q7 eine Bauhöhe von ca. 62 mm über dem Sockelboden, aber eine 6K7V kommt immer noch auf 80,5 mm.

Da auch ihr Erscheinungsdatum nicht bekannt ist, lässt sich auch nicht feststellen, ob sie schon vor, parallel oder erst nach den GT- Röhren erschienen, wobei letzteres eher unwahrscheinlich ist. (GT- Röhren erschienen in Frankreich erst sehr viel später gegen 1950, meist als Ersatzbestückung).

Auffällig ist, dass als V- Röhren nur solche Typen erschienen, von denen es auch Metall- (Stahl-) Versionen gibt, also 6A8V, 6C5V, 6H6V, 6J7V, 6K7V und 6Q7V. Dies kann man als weiteres Indiz ansehen, dass diese Serie gedacht war, um Metallröhren in Geräten zu ersetzen, wo aus Platzgründen keine G- oder MG-Versionen eingesetzt werden konnten.

Mit dieser V-Serie wurde man von den Octal- Metallröhren unabhängig, die sehr wahrscheinlich nie in Frankreich hergestellt und teuer importiert werden mussten. Durch die V-Serie hatte man eine preisgünstigere und vom Ausland unabhängige Alternative.

Da es von den späteren französischen Eigenentwicklungen 6E8, 6H8 und 6M7 nur die großen G- und MG- Versionen, aber keine kleinen Metall- Versionen gab, wurden von diesen Typen auch noch nie V- Versionen hergestellt.

 

6Q7 6Q7V 6Q7GT 6K7GT 6K7 6K7V 11J7V

Octal- V- Röhren im Vergleich mit Octal- Metall- und GT- Röhren

Alle Höhenangaben sind vom Sockelboden aus gemessen:
Neben der Metall- 6Q7 mit ca. 62 mm befindet sich eine Dario 6Q7V mit ca. 75 mm, die 6Q7GT liegt mit ca. 70 mm näher an der Metall- Version.
Die 6K7GT mit 69 mm überragt nur gering die Metall- 6K7 mit 62 mm, die 6K7V (RT) überragt mit 80,5 mm die Metall- 6K7 jedoch schon stark, während die RT- Pentode 11J7V mit 71 mm schon günstiger liegt.

 

Die Duodiode 6H6V – ein Extremfall !

 

Die 6H6V im Vergleich mit der 6H6 Metall- und der 6H6GT

im Bild ist es nicht klar erkennbar, aber die 6H6V erreicht mit 29 mm nur die Bauhöhe der 6H6 Metall, die unmetallisierte Version liegt sogar noch leicht darunter !

Bei der 6H6GT (VT-90A) gab man sich jedoch keine Mühe, die Bauhöhe gering zu halten, im Gegenteil ließ man verschwenderisch viel Raum zwischen Quetschfuß und Systemaufbau. Die beiden Dioden- Systeme befinden sich im oberen, getterverspiegelten Teil des Kolbens.

 

6H6 6H6V 6H6V 6H6GT

 

Bei der 6H6V wurden alle Möglichkeiten restlos ausgeschöpft, die Bauhöhe gering zu halten !

Obwohl die 6H6V eine Glasröhre mit Quetschfußaufbau ist, ist sie in der Bauhöhe gleich oder sogar noch unterhalb der Metall- 6H6 !

Dies wurde erreicht, indem die beiden Dioden- Systeme seitlich neben dem Quetschfuß angeordnet wurden, statt wie sonst üblich, oberhalb des Quetschfußes !

Hierzu wurden die Haltestäbe (4) der beiden Dioden- Systeme (1 & 2) nach unten gebogen, so dass die beiden Dioden seitlich schräg neben dem Quetschfuß (3) sitzen. Die Decke des Glaskolbens sitzt nur wenige mm oberhalb des Quetschfußes !

Profi- Röhren – die Octal- R-Serie von RT und Dario

Für professionelle Anwendung bei Behörden, Post, Luftfahrt, Marine, Militär und Industrie erschienen unter den Marken RT und Dario Langlebensdauer- Röhren mit erhöhter Zuverlässigkeit. Ihre Bezeichnung beginnt mit R, gefolgt von einer 1- 4-stelligen Zahl, darunter auch viele mit Octal-Sockel.

 
R121 R123 R155 R204 R207 
R209 R219 R224 R224 R236

R121: anti-mikrofonische und brummarme NF Pentode z. B. für Studiotechnik, Militär und Telefonie.

R123: Leistungs- langlebensdauer- Weitverkehrsröhre ähnlich der R155, Heizspannung 18 Volt.

R155: Leistungs- langlebensdauer- Weitverkehrsröhre wie die R123. Der Unterschied scheint nur in dem hier nicht vorhandenen Abschirmkragen zu bestehen.

R204: Doppel- Endpentode ähnlich der ELL1, Heizspannung 11 Volt, kam in skurrilen Schaltungen französischer Militärfunkgeräte zur Anwendung.

R207: Batterie- Pentode, Heizspannung 2 Volt, wurde speziell für Minensuchgeräte des französischen Militärs entwickelt.

R209: Batterie- Pentode, Heizspannung 2 Volt, wurde für Funkgeräte des französischen Militärs entwickelt. In dem großen Gehäuse befindet sich eine viel kleinere Röhre, die von Polstermaterial umgeben ist.

R219: Die R219 ist eine MG-Version der 1851, eine steile HF/ZF- Pentode für TV- Anwendungen, aus welcher die single-ended- Versionen 1852 bzw. 6AC7 hervorgingen.

R224: Doppel- Endpentode, eine 6,3 Volt- Version der R204, Verwendung bisher unbekannt. Interessant ist die Valvo- und Wehrmacht- Stempelung, obwohl es sich um eine Röhre aus der Dario / RT- R-Serie handelt. Es könnte sein, dass diese Röhre in einem von der Wehrmacht übernommenen französischen Gerät verwendet wurde. Bei Ersatzbedarf wandte sich die Wehrmacht natürlich an die deutsche Firma Valvo, welche diese Röhre dann von Dario / RT bezog, was man an der typischen Stempelung auf dem Sockel erkennen kann.

R236: Batterie- Pentode, Heizspannung 1,4 Volt, in der Bauart der V- Serie, Verwendung bisher unbekannt.

 

Exoten: die 11V- Serie

Röhren, die es nirgendwo sonst auf der Welt gab.

Die französischen 11V- Röhren dürfte wohl zu den weltweit ungewöhnlichsten Röhrenserien zählen, die jemals erschienen.

Kurz nachdem die amerikanischen Octal-Metallröhren erschienen, entschloss sich wohl das französische Militär dazu, diese in ihren Geräten zu verwenden. Allerdings sollten diese Röhren in Fahrzeugen mit 12V- Bordnetz-Spannung zu betreiben sein.

Die amerikanischen Octal-Röhren waren, wie schon ihre Vorgänger, für 6,3 V Nenn-Heizspannung ausgelegt, damit diese auch in Fahrzeugen mit 6 V Bordnetzspannung betrieben werden konnten. Dabei wurde berücksichtigt, dass bei stehendem Fahrzeug die Bordnetzspannung nur 6 V oder noch weniger betragen kann, während sie bei laufendem Motor auf über 7 V ansteigen konnte. Bei Fahrzeugen mit 12 V Bordnetzspannung mussten immer 2 Röhren mit gleichem Heizstrom in Reihe geschaltet werden.

Auch in Europa erschienen schon ab 1934 die Autoradioröhren der E-Serie mit 6,3 V Heizspannung für Fahrzeuge mit 6 V Bordnetzspannung, für Fahrzeuge mit 12 V- Bordnetz waren die Röhren der C-Serie mit 13 V Nenn-Heizspannung vorgesehen. Auch hier war berücksichtigt, dass die Heizspannung weniger als 12 V oder mehr als 14 V betragen konnte. Damit waren in Europa noch vor den USA Autoradioröhren speziell für 12 V- Bordnetze vorhanden. Entsprechende amerikanische Röhren, wie 12SK7, 12SQ7, etc. mit 12,6 V Nenn-Heizspannung erschienen erst 1939.

Im Weltkrieg II waren Militärfahrzeuge mit 12 V Bordnetzspannung weit verbreitet. In US- amerikanischer Militärtechnik waren 12,6 V- Röhren wie 12A6, 12H6, 12SA7, 12SG7, 12SH7 und 1625 gebräuchlich. Auch in der deutschen Wehrmacht waren alle Röhren der Typen RD12.., RG12.., RL12.. und RV12.. für 12,6 V Heizspannung ausgelegt. Bei der englischen Armee waren 13V- Röhren gebräuchlich, wie ARP3, ARDD1 oder ARP9.

Nur das französische Militär machte es anders als sonst überall und wählte für 12 V Bordnetzspannung Röhren mit nur 11,0 V Heizspannung statt sonst 12,6 V oder 13 V. Dies ist so, als hätte man die Autoradioröhren für 6 V Bordnetzspannung auf 5,5 statt 6,3 V Heizspannung festgelegt.

Wie es zu dieser seltsamen Spannungswahl kam, ist unbekannt. Möglicherweise berücksichtigte man besonders hohe Verluste in Filterdrosseln oder in langen Zuleitungen bei Militärfahrzeugen oder man dachte an längere Betriebszeiten nur über Batterie ohne Nachladung.

In Schaltbildern findet man jedoch, dass die 11V- Heizfäden stets direkt an die 12 V Bordnetzspannung gelegt wurden, genau wie sonst die 12,6 V oder 13 V- Röhren.

Beträgt die tatsächlichliche Bordnetzspannung 14 V, was bei den damaligen Lichtmaschinen- Spannungsreglern noch lange nicht zu viel ist, dann wird eine 11 V- Röhre mit 27 % Überspannung betrieben ! Da kann man nur hoffen, dass in der Zuleitung 2 - 3 V verloren gehen !

Es handelt sich überwiegend um technisch ganz normale Röhren, wie sie in der 6,3V- Version in zivilen Rundfunkempfängern in Riesenmengen im Einsatz waren, nur dass ihre Heizung auf 11 V geändert wurde, weshalb auch in der Bezeichnung die 6 durch 11 ersetzt wurde. Die 6A8 wurde zur 11A8, die 6K7 zur 11K7, usw. Bei den Daten kann man sich daher fast immer auf die normalen 6er Versionen beziehen, außer natürlich den Heizdaten.

Mit diesen nun sehr speziellen Röhren war man auf eine eigene Logistik angewiesen, was im Kriesenfall (Krieg) von großem Nachteil war, da man nicht auf überall vorhandene zivile Bestände zurückgreifen konnte, wie dies bei der Verwendung ziviler 6,3 V- Röhrentypen möglich gewesen wäre.

Von einem Teil der Geräte, die mit diesen 11 V- Röhren bestückt waren, gab es auch Versionen mit normalen 6,3 V- Röhren für 6 V- Bordnetze. Hier wird die Unzweckmäßigkeit der 11 V- Röhren besonders deutlich. Wie einfach wäre es gewesen, diese Geräte nur mit normalen 6er Röhren zu bestücken und für 6 V- oder 12 V- Bordnetze durch Reihen- oder Parallelschaltung der Heizfäden umschaltbar zu machen, wie es auch bei Autoradios angewandt wurde.

Als Lieferanten findet man alle größeren französischen Röhrenhersteller, allen voran Mazda, gefolgt von Visseaux und Neotron, wobei die letzteren als Stemless- Versionen erscheinen.

Anfänglich erschienen die Vorstufenröhren als Metallversionen, obwohl es sehr zweifelhaft ist, ob in Frankreich jemals Octal-Metallröhren hergestellt wurden. Diese mussten daher wohl als Sonderanfertigung aus den USA bezogen werden. Später machte man sich von den Metallröhren unabhängig und ersetzte sie, wo es die Platzverhältnisse verlangten, durch Stemless- oder Typen der V-Serie (s.o.), oder durch die üblichen G- und MG- Versionen, wenn keine räumlichen Einschränkungen bestanden.

Zur einfachen Erkennung wurden diese Röhren meistens mit einem Farbring versehen. In den Geräten befand sich Markierungen in den gleichen Farben, wodurch die Zuordnung einer Röhre sehr erleichtert wurde.

Die Typen der 11V- Serie:

Zuerst erschien folgende Typen für Empfänger (mit Markierung):

11A8 Pentagrid-Converter, (Markierung: orange),

11C5 Triode, (orange – grün, wechselnd),

11J7 HF/NF- Pentode, (grün),

11K7 HF- Regelpentode, (hellblau),

11F6 Endpentode, (blau – rot, wechselnd),

11X5 Zweiweggleichrichterröhre.

Spätere Ergänzungen:

11E8 Triode- Hexode, (orange, unterbrochen durch beige Teile),

11MA7 HF- Regelpentode, die sich wie die 6M7 verhält, wobei unklar ist, warum sie nicht 11M7 genannt wurde,

11Q7 Duodiode- Triode, (dunkelrot, ~Magenta),

R204 Doppel- Pentode, augenscheinlich eine modifizierte ELL1.

Für Sendezwecke:

11N7 Doppeltriode,

11L6 Beam Power Tetrode, (violett), als Modulator- Endstufe,

807C11 Beam Power- Sende- Tetrode, (Markierung: orange), 11V- Version der 807, wobei C11 „chauffage 11 V“ bedeuted. Sie hat zwar, wie die original 807, keinen Octal-Sockel, gehört aber natürlich zur 11V- Serie !

 

11A8 11E8MG 11C5 11C5-stemless 11C5MG 11J7 11J7V 11J7-stemless
 
11J7MG 11K7 11K7MG 11MA7MG 11Q7-stemless 11F6G 11X5G 11X5GT

 

 

 
11N7G R204 11L6G 807C11

 

 

Schaltungen mit 11V- Röhren

Schaltungsdesigns, die es nirgendwo sonst auf der Welt gab.

Über die Ausführung der französischen Militärfunktechnik ist schwer eine Erklärung zu finden.
Sie erscheint jedenfalls wenig professionell.

Es wurde schon nicht verstanden, dass für Röhren die optimale Nenn- Heizspannung zum Betrieb an 6 V Bordnetzspannung, also bei 3-zelligen Bleiakkus 6,3 V beträgt und daher bei 12 V Bordnetzspannung, also bei 6-zelligen Bleiakkus, dann 12,6 und nicht 11 V betragen muss.

Ähnlich unprofessionell erscheint auch die Technik der Sende- und Empfängerschaltungen.

Obwohl automatische Verstärkungsregelung Mitte der 1930er Jahre Stand der Technik bei zivilen Rundfunkempfängern war, musste die Verstärkung bei einem Großteil der militärischen Empfängern von Hand eingestellt werden.

Im militärischen Einsatz, z. B. bei Panzerverbänden, ist beim Funkverkehr von Stationen unterschiedlicher Entfernung ständig mit stark wechselnden Signalpegeln zu rechnen. Wegen der fehlenden automatischen Verstärkungsregelung muss daher die Bedienung dieser Empfänger sehr unkomfortabel gewesen sein.

Die automatische Verstärkungsregelung wäre hier noch sehr viel wichtiger gewesen als bei zivilen Rundfunkempfängern, (wo sie schon längst Standard war) !

Ein weiterer Anachronismus ist die Demodulation mittels Gittergleichrichtung statt Signaldioden, (was auch z. T. die Ursache für die nicht vorhandene Verstärkungsregelung ist).

Statt systematischer Entwicklung und Erprobung scheint die Auswahl spezieller Schaltungen eher willkürlich und zufällig erfolgt zu sein. Wenn irgendwo, z. B. in Fachzeitschriften, eine spezielle Schaltung gefunden wurde, glaubte man, dass diese besonders gut sein müsste und baute sie in bestimmte Geräte ein, ohne deren Nützlichkeit zu überprüfen oder mit alternativen Möglichkeiten zu vergleichen und ohne dabei auch auf Kosten zu achten.

Als ob die Einführung der 11V- Röhrenserie nicht schon abwegig genug gewesen wäre, kamen dann für Schaltungen mit fragwürdigem Nutzen noch Spezialröhren wie R204 und 11N7 hinzu, die nur für diese speziellen Schaltungen gebraucht und daher auch nur in geringen Stückzahlen gefertigt wurden.

 

Empfänger mit 11V- Röhren :

Récepteur R51:

Der Récepteur R51

ist ein typischer französischer Militärempfänger, der mit der ursprünglichen 11V- Röhrenserie bestückt ist. Er empfängt Kurzwellen von 2,5 bis 10 MHz in zwei Bereichen.

Eine Regelpentode 11K7 dient als HF- Vorstufe, gefolgt von einer 11A8 als Pentagrid-Converter- Mischstufe, darauf folgt eine weitere 11K7 als ZF- Stufe, auf die eine Pentode 11J7 folgt, die in der zu dieser Zeit veralteten Schaltungstechnik als Audion mit Gittergleichrichtung arbeitet !

Da hierbei keine Regelspannung erzeugt wird, ist auch keine automatische Verstärkungsregelung möglich. Diese muss per Hand erfolgen, was durch Änderung der Gittervorspannung der beiden 11K7 geschieht mittels 30 kΩ Poti in der Katodenleitung. Die 11A8 erhält keine Regelspannung, was der Frequenzkonstanz zugute kommt.

Da im militärischen Einsatz schon alleine durch Stationen unterschiedlicher Entfernung mit stark wechselnden Signalpegeln zu rechen ist, muss die Bedienung dieses Empfängers wegen der fehlenden automatische Verstärkungsregelung sehr unkomfortabel gewesen sein. Irgend ein Vorteil dieser nicht mehr zeitgemäßen Schaltung ist nicht zu erkennen.

Es folgt eine Triode 11C5 als BFO (Überlagerer), um Telegrafie (Morsezeichen) hörbar zu machen. Eine 11F6 dient als Ausgangsstufe, womit Lautsprecher oder Kopfhörer betrieben werden können.

Die Heizfäden der Röhren liegen einseitig auf Masse (GND), die heißen Enden sind mit +12 bezeichnet, liegen also an der 12V- Bordnetzspannung. Sie werden also genau so betrieben, wie sonst Röhren mit 12,6V Heizspannung, obwohl ihre Nenn- Heizspannung nur 11V ist.

 

Der Empfänger R 30

Dieser ist in der Schaltungstechnik ähnlich dem Empfänger R51, weicht aber ein einigen Details davon ab. Sei Empfangsbereich ist deutlich größer, er empfängt Frequenzen von 80 kHz bis 25 MHz in 6 Bereichen.

Auch hier dient eine Regelpentode 11K7 als HF- Vorstufe, diesmal gefolgt von einer Triode-Hexode 11E8 als Mischstufe, darauf folgt eine weitere 11K7 als ZF- Stufe, danach folgt auch wieder eine Pentode 11J7 als Gitter- Audion. Es folgt ein sehr spezieller BFO mit der Doppel-Pentode R204, danach wieder eine 11F6 als Ausgangsstufe.

Als Besonderheit hat dieser Empfänger zwei umschaltbare Zwischenfrequenzen, was jedoch im Schaltbild nicht dargestellt ist: für die Empfangsbereiche unterhalb von 600 kHz ist die ZF 135 kHz, für alle höheren Bereiche ist sie 475 kHz, wobei die 135 kHz ZF eine höhere Selektivität aufweist.

Im Gegensatz zum Empfänger R51, der als BFO (Überlagerer) mit einem ganz normalen LC- Oszillator und einer Triode 11C5 auskommt, hielt man für diese zwei verschiedenen Zwischenfrequenzen einen sehr speziellen BFO erforderlich, damit dieser auf beiden Frequenzen funktioniert.

Hierzu kam die Doppel-Pentode R204 zum Einsatz. Mit einem Quarzoszillator wird eine Grundfrequenz von 68 kHz erzeugt. Die zweite Harmonische beträgt dann 136 kHz, womit ein 1 kHz- Überlagerungston für die ZF 135 kHz entsteht. Die 7te Harmonische ist 476 kHz, wodurch wieder 1 kHz Überlagerung für 475 kHz entsteht. Auch hier ist die erforderliche Umschaltung nicht eingezeichent.

 

 

Bild: der BFO des Empfängers R 30.

links: original Darstellung; rechts : übersichtlichere Darstellung, hierzu wurden die beiden Einheiten der Röhre R204 als einzel- Pentoden dargestellt. Die Pentode V1' (links) dient als Oszillator, Pentode V1“ (rechts) dient der Entkopplung und Erzeugung von Harmonischen.

Man muss sich hier fragen, warum eigens für diese Schaltung eine spezielle Doppel-Penthode R204 entwickelt werden musste, die nur in sehr geringen Stückzahlen hergestellt wurde. Hier ging es wohl nur darum, dass der Schaltungsentwickler sich rühmen konnte, eine besonders clevere Schaltung ausgedacht zu haben. Wie schon bei der 11V- Röhrenserie generell, schienen Kosten- Nutzen- und Logistik- Betrachtungen auch hier nicht entfernt eine Rolle zu spielen. Hier wurde mit hohem Aufwand ein Problem gelöst, das überhaupt nicht bestand.

Diese hochkomplizierte Quarz- BFO- Schaltung für 136 oder 476 kHz ist ohne irgend einen erkennbaren Nutzen oder Notwendigkeit. Für solch niedere Frequenzen ist ein herkömmlicher LC- Oszillator völlig ausreichend, der dann auch sehr einfach auf beide Frequenzen umschaltbar gewesen wäre.

Die normal üblichen LC- BFOs sind in der Frequenz feinabstimmbar, um die Tonhöhe zu variieren, was bei dem Quarz- BFO hier natürlich nicht mehr möglich ist.

Probleme mit der Frequenzkonstanz entstehen mit dem Mischoszillator beim Empfang hoher Frequenzen, z. B. ab 10 MHz. Damals war man jedoch noch weit entfernt, solche Frequenzen durchstimmbar und dabei mit Quarz- Referenz zu erzeugen.

Was nutzt eine superstabile BFO- Frequenz, wenn beim Empfang hoher Frequenzen der Mischoszillator driftet ?

 

Sende-Empfänger (emetteur-récepteur) ER29, Frequenzbereich 12 – 25 MHz

Endlich findet man im Empfängerteil des ER29 erstmals einen Dioden- Detektor und AGC mit Hilfe der Duodiode- Triode 11Q7, die 11V- Version der bekannten 6Q7.

Im Gegensatz zu anderen Empfängern fehlt eine HF- Vorstufe, dafür sind zwei ZF- Stufen mit jeweils einer 11K7 vorhanden. Zur Frequenzmischung kommt statt der 11A8 eine Heptode 6L7 zur Anwendung, die jedoch eine zusätzliche Oszillator-Triode 11C5 benötigt.

 

Wird eine Pentagrid-Converter- Röhre wie die 6A8 oder hier die 11A8 in konventioneller Schaltung mit selbstschwingendem Oszillator betrieben, neigt sie bei hohen Frequenzen von 10 bis 25 MHz zu Frequenzverwerfungen, wenn ihr Regelspannung zugeführt wird. Die Frequenz lässt sich konstant halten, indem man keine Regelspannung zuführt. Zusätzliche Frequenzstabilität ist mit einer externen Oszillator-Triode, z. B. mit der 11C5 zu erreichen.

Nicht anders wird hier die 6L7 betrieben. Auch sie erhält keine Regelspannung und ohne externe Oszillator-Triode kann sie nicht betrieben werden. Daher ist es fraglich, ob die 6L7 überhaupt einen Vorteil gegenüber der 11A8 hatte.

Die 11A8 hat eine Misch- Steilheit von 0,55 mA/V, die 6L7 jedoch nur 0,35 mA/V. Mit einer 11A8 anstelle der 6L7 bei sonst gleicher Schaltung wäre dieser Empfänger sogar leicht empfindlicher gewesen !

Da es eine 11L7 nicht gab, musste die 6L7 (mit der üblichen Heizspannung 6,3V) über einen Vorwiderstand am 12V- Bordnetz betrieben werden.

Das Heizungsproblem wäre eleganter zu lösen gewesen, wenn man die 6L7- Heizung mit einer anderen 6,3V- Röhre in Serie geschaltet hätte, z. B. mit einer 6C5 statt der 11C5. Damit wäre man auf die eigentlich richtigen 12,6V gekommen, was aber ein Verstoß gegen die „heiligen“ 11V gewesen wäre.

Ohne einen überzeugenden Vorteil wurde hier mit der 6L7 eine weitere Röhre eingeführt, wofür Logistik vorgehalten werden musste und die zudem nicht in das 11V- System passte.

 

Sendetechnik mit 11V- Röhren

Sendeempfänger ER29

Das Bild zeigt die Senderschaltung des Sendeempfängers ER29.

In einfacheren Schaltungen mit der 807 als Senderöhre ist es üblich, diese direkt von der Oszillatorstufe anzusteuern.

Hier ist der Aufwand schon etwas erhöht, indem sich zwischen der Oszillatorstufe (mit der Triode 11C5) und Sende- Endstufe (mit der Tetrode 807) eine Puffer- und Treiberstufe (mit der Pentode 11K7) befindet, womit eine Entkopplung zwischen Oszillator und Sende- Endstufe hergestellt wird.

Die Treiberleistung für die 807 beträgt normalerweise 0,25 W, die von der 11K7 sicher geliefert werden kann. Hier kam noch die normale 807 mit 6,3 V Heizspannung zum Einsatz, weshalb diese mit Heiz- Vorwiderstand am 12 V- Bordnetz betrieben werden musste.

Aus der Schaltung geht nicht hervor, ob hier „geradeaus“ mit der gleichen Frequenz gesendet wird, wie sie der Oszillator erzeugt oder ob hier eine Frequenz-Vervielfachung mittels Oberwellen stattfindet.

 

Sendeempfänger ER51

Analog zur normalen Sende- Tetrode 807 mit 6,3 V Heizspannung wurde passend zur 11 V- Röhrenserie eine 807C11 mit ebenfalls 11 V Heizspannung eingeführt, wobei das C11 = „Chauffage (Heizung) 11 V“ bedeutet.

Diese Sende- Tetrode 807C11 kam im Sendeempfänger ER51 zum Einsatz.

Ein verhinderter Gegentakt- Sender

Der Sendeteil des Sendeempfänger ER51 ist sehr unkonventionell weicht stark von der Schaltung des ER29 ab.

Als Oszillator und zugleich Treiberstufe dient ein Gegentakt- Oszillator mit der Doppel- Triode 11N7. Diese ist die 11 V- Version der 6N7G, eine Doppel- NF- Endtriode, die eine Ausgangsleistung von 10 W liefern kann, - die 807 benötigt jedoch eine Treiberleistung von nur 0,25 W ! Allerdings gab es zu dieser Zeit in Frankreich keine kleinere Doppeltriode als die 6N7G, aus der die 11N7 abgeleitet wurde.

Mit diesem Gegentakt- Oszillator wird nun eine einzelne 807C11 angesteuert, natürlich asymmetrisch, da anders nicht möglich.

Diese eine Senderöhre 807C11 arbeitet nun ausgangsseitig mit der Anode wieder auf einen symmetrischen, in der Mitte eingespeisten Anodenschwingkreis, dessen anderes Ende unbeschaltet bleibt.

Diese Anordnung Gegentakt- Oszillator als Treiber auf eine Eintakt- Sende- Endröhre, die wiederum auf einen symmetrischen Ausgangskreis arbeitet, lässt sich nur so erklären, dass diese Schaltung ursprünglich für eine Gegentakt- Endstufe mit 2 * 807C11 vorgesehen war, die dann tatsächlich nur mit einer Röhre im Eintakt betrieben wurde, aber der Gegentakt- Oszillator und der eigentliche Gegentakt- Ausgangskreis beibehalten wurden.

Man kann nun darüber spekulieren, wie es dazu kam. War dieser Sender ursprünglich für Gegentakt mit 2 * 807C11 vorgesehen und wurde wegen Hindernissen wie Mangel an Platz oder Stromversorgung auf Eintakt abgemagert, oder wurde ganz einfach das Design einer vorhandenen Gegentakt-Schaltung verwendet, das auf Eintakt herabgestutzt wurde, um sich ein eigenes Design und eigene Bauteile nur für Eintakt zu ersparen ?

Mit symmetrischen Gegentakt-Oszillatorschaltungen lassen sich mit herkömmlichen Röhren, also solche, die nicht speziell für UKW entwickelt wurden, zuverlässige Oszillatoren bis zu ca. 150 MHz realisieren. Da in obiger Schaltung jedoch mit maximal 7,5 MHz gearbeitet wird, dürfte diese Eigenschaft wohl weniger zur Wahl der Gegentakt- Oszillatorschaltung beigetragen haben.

Beispiel eines frühzeitlichen Amateurfunk- UKW- Senders für 2 m (145 MHz) mit symmetrischem Gegentakt- Oszillator mit 2 Röhren 7193
(Aus AARL handbook 1948)

 

(wird fortgesetzt)

Stahlröhren in Deutschland bis 1938

Veröffentlicht in Octal- und Stahlröhren (6K7, ECH11)

Stahlröhren in Deutschland

Mit großer Propaganda und vielem Selbstlob wurden 1938 von Telefunken die deutschen Stahlröhren eingeführt.

Ganz besonders wurde hervorgehoben, dass diese erstmalig alle Anschlüsse auf einer Seite hatten,
also keine obere Gitterkappe mehr, - der einzige Vorteil gegenüber den drei Jahren zuvor erschienen Octalröhren.
Dabei wurde verschwiegen, dass der größte Teil der Technik von den RCA / GE Octal-Metallröhren direkt übernommen  wurde.

Die 6L6, eine einzigartige Röhrenkarriere

Veröffentlicht in Octal- und Stahlröhren (6K7, ECH11)

 mehr als 80 Jahre alt - und immer noch quicklebendig

Am 24. März 2016 feierte eine der erfolgreichsten Röhrentypen ihren 80. Geburtstag. - An diesem Tag im Jahr 1936 wurde die von RCA entwickelte und hergestellte Endröhre 6L6 in die EIA - JEDEC - ELECTRON TUBE REGISTRATION LIST eingetragen, was bei amerikanischen Röhren meistens auch das Markteinführungsdatum ist. [1] 

Die RCA - Octal- Allmetall- Röhren

Veröffentlicht in Octal- und Stahlröhren (6K7, ECH11)

Wohl kaum eine andere Röhrenneuentwicklung hat soviel Aufsehen erregt wie die der 1935 in den USA von RCA eingeführten Stahlröhren, welche dort „Allmetallröhren” genannt wurden. Auch selten ist die Entwicklungsgeschichte einer neuen Röhrenart so verstrickt wie die, die bei RCA zur Herstellung der Octal- Allmetallröhre führte.