Stahlröhren in Deutschland bis 1938
Stahlröhren in Deutschland
Mit großer Propaganda und vielem Selbstlob wurden 1938 von Telefunken die deutschen Stahlröhren eingeführt.
Ganz besonders wurde hervorgehoben, dass diese erstmalig alle Anschlüsse auf einer Seite hatten, also keine obere Gitterkappe mehr, - der einzige Vorteil gegenüber den drei Jahren zuvor erschienen Octalröhren.
Dabei wurde verschwiegen, dass der größte Teil der Technik von den RCA / GE Octal-Metallröhren direkt übernommen wurde.
Telefunken beschritt nun erstmals den Weg, auf diese Gitterkappen zu verzichten und alle Anschlüsse auf nur eine Ebene zu verlagern.
Um dies zu erreichen wurde behauptet, dass das Elektrodensystem in der Röhre liegend (horizontal) in der Röhre montiert sein müsste. Damit wurde zwar Bauhöhe gespart (minimal und meist nutzlos), aber mehr Grundfläche verbraucht (14,52 cm² gegenüber 8,3 cm² der Octalröhren), was zumindest für Kompaktgeräte nachteilig war.
Da diese Methode danach nie mehr angewandt wurde, kann man davon ausgehen, dass sie keinerlei echte Vorteile bietet. Noch nicht einmal Trioden für ultrahohe Frequenzen wie PC86 und PC88 oder supersteile Pentoden wie EF183 und EF184 wurden so gebaut.
Ob man bei Telefunken wirklich glaubte, dass eine einseitige Anschlussebene nur mit einem horizontalen Systemaufbau möglich ist, wissen wir nicht.
Es könnte auch sein, dass diese Bauweise nur gewählt wurde, um die Telefunken- Stahlröhren ganz anders als ihre amerikanischen Vorbilder erscheinen zu lassen, um so behaupten zu können, dass diese viel besser sind. Die kuppelartige Bauform dieser Röhren suggeriert besondere Robustheit, was noch durch die Wortwahl Stahlröhren statt Metallröhren hervorgehoben wird.
Das Monopol der einseitigen Anschlüsse für HF- und NF- Vorstufen-Röhren währte für Telefunken jedoch nur sehr kurz. Auf die wuchtigen Telefunken- Stahlröhren ohne Gitterkappe antwortete RCA noch im gleichen Jahr mit den immer noch gleich schlanken Metallröhren ebenfalls ohne Gitterkappe, ohne Änderung des bisherigen Octal-Sockels, ohne die Grundfläche zu vergrößern und ohne das Elektrodensystem liegend montieren zu müssen. |
|
Octal-Sockel (links) und Telefunken- Stahlröhrensockel (rechts) im Vergleich. Genau wie die RCA / GE Octal-Metallröhren hatten auch die Telefunken- Stahlröhren einen Bakelit- Sockelboden mit 8 Stiften und dem zentralen Führungsstift mit Führungsleiste, wodurch man die Röhre einfach in die Fassung stecken und solange drehen kann, bis sie einrastet. |
|
|
Der Längsschlitz im Sockelboden unterhalb der 3-Stift-Gruppe ist deutlich erkennbar. |
Im Gegensatz zum RCA- Octal-Sockel mit 8 gleichmäßig angeordneten Stiften wurden beim Telefunken- Sockel die Stifte in zwei Gruppen mit 3 + 5 Stiften mit großem Lücken dazwischen angeordnet.
Das Steuergitter befindet sich stets in der 3er- Gruppe, meistens auf dem mittleren Stift. Bei Vorstufenröhren befindet sich die Anode stets in der 5er- Gruppe auf einem der äußeren Stifte. Durch den ohnehin großen Abstand der beiden Gruppen liegen sich demnach Anode und Steuergitter nicht diagonal gegenüber, wie sonst allgemein üblich.
|
Um die Trennung der beiden Stiftgruppen zu perfektionieren, wurde unterhalb der 3er- Gruppe ein Längsschlitz in den Sockelboden eingearbeitet, in den ein Abschirmblech eingeführt werden kann, das bis zum Metallboden der Röhre reicht und somit eine totale Abschirmung des Steuergitters ermöglicht. Es sei darauf hingewiesen, dass dieser Aufwand von Trennung und Abschirmung nur bei diesen Telefunken- Stahlröhren zu finden ist. Alle anderen Röhren, auch die moderneren Miniaturröhren mit drastisch kleineren Stiftabständen, kommen erstaunlicher Weise mit enorm weniger Abschirmungsaufwand aus, wenn überhaupt !
|
---|
|
![]() |
![]() |
![]() |
---|
Gemeinsame Bauteile der RCA- Octal- Allmetallröhren früherer Bauart (6Q7) und der Telefunken- Stahlröhren (ECH11)
Wesentliche Elemente der frühen RCA- Metallröhren von 1935 findet man auch wieder in den Telefunken- Stahlröhren, wie die in den Metallboden eingeschweißten Fernico- Durchführungshülsen mit den durch einen Glastropfen isolierten Zuleitungsdrähten, einschließlich der in den Boden eingeprägten Rinne, durch die verflüssigtes Kupfer zur Abdichtung dieser Fernicohülsen geleitet wird.
(Vollbild durch rechte M-Taste → „Grafik anzeigen“)
Legende:
1 metallische Bodenplatte mit seitlichem Kragen |
8 Diodenanoden 6Q7 |
Außen einendig, innen immer noch zweiendig !
Wie kam der Horizontalaufbau der Telefunken- Stahlröhren zustande ?
Bild: links das Elektrodensystem einer herkömmlichen Glasröhre mit Quetschfuß, z. B. EF5, EF6 oder EF9,
rechts das Elektrodensystem der Stahlröhre EF11.
Bei beiden Röhren befindet sich am oberen Ende des Elektrodensystems der Steuergitter- Anschluss G1 und am unteren Ende jeweils rechts der Anodenanschluss A.
Bei den bisherigen Vorstufenröhren mit Glaskolben befindet sich das Elektrodensystem auf einem Quetschfußaufbau. Dadurch ergab sich automatisch, dass alle Elektrodenanschlüsse vorzugsweise nach unten durch den Quetschfuß zum Sockel geführt wurden.
Um jedoch die Kapazität zwischen Anode A und Steuergitter (Gitter 1) G1 möglichst klein zu halten, wurde der Gitter 1- Anschluss nicht nach unten, sondern am oberen Ende des Elektrodensystems abgegriffen und nach oben zu einer Gitterkappe herausgeführt.
Anoden- und Steuergitteranschluss befinden sich also an entgegengesetzten Enden des Elektrodensystems !
An diesem Prinzip hielt Telefunken bei der Konstruktion der Stahlröhren eisern fest, - auch hier wurde an einem Ende des Elektrodensystems der Steuergitter- Anschluss G1 und am anderen Ende der Anodenanschluss A angebracht.
Um unter dieser Vorgabe alle Anschlüsse auf eine Sockelebene führen zu können, ist zwangsläufig bedingt, dass das Elektrodensystem liegend, also horizontal angeordnet ist.
Hierzu sind die entsprechenden Sockelstifte oberhalb und unterhalb des Elektrodensystems angeordnet, um auf kurzem Weg für die Elektroden erreichbar zu sein.
Dies führte zu einem Stiftkreis, der größer ist als die Länge des Elektrodensystems. Er besteht aus zwei Stiftgruppen mit oben 3 und unten 5 Stiften, mit großen seitlichen Lücken dazwischen.
Das Steuergitter befindet sich stets in der 3er- Gruppe, meistens auf dem mittleren Stift. Bei Vorstufenröhren befindet sich die Anode stets in der 5er- Gruppe auf einem der äußeren Stifte, die von der Anode besonders gut erreichbar sind.
Bei den Telefunken- Stahlröhren wurde die bisherige Zweiseitentechnik also lediglich auf eine Sockelebene projiziert !
Während man bei Telefunken glaubte oder behauptete, dass eine einseitige Anschlussebene nur mit einem horizontalen Systemaufbau möglich ist, dachte man bei RCA nicht so und antwortete postwendend mit Metallröhren in bisheriger Ausführung, aber ohne Gitterkappe und ohne das Elektrodensystem liegend montieren zu müssen.
Ohne Probleme ließen sich Steuergitter- und Anodenanschluss mittels interner Abschirmung und geschickter Stiftbelegung beide nach unten herausführen.
Genau so wenig war dies für alle nachfolgenden Röhren ein Problem, die immer kleiner wurden bis zu den winzigen Nuvistoren mit kleinsten Abmessungen. Niemals mehr brauchte man Röhren mit horizontalem Elektrodensystem.
![]() |
Stellt man sich spätere Röhren wie ECH81, EF89 und EABC80 in dieser horizontalen Bauweise vor, so hätten diese ein sehr merkwürdiges Aussehen gehabt. Sie hätten wohl kaum dem Geschmack der Konstrukteure entsprochen und wären wohl auch nicht zu einem konkurrenzfähigen Preis herzustellen gewesen. |
Die Telefunken und Philips Vorgeschichte
Telefunken und Philips / Valvo waren zwar Konkurrenten, sie arbeiteten aber auch schon seit langer Zeit zusammen und stimmten ihre Röhren aufeinander ab, um ein Chaos inkompatibler Röhren zu vermeiden. Neue Röhrenentwicklungen erschienen von beiden Firmen immer etwa gleichzeitig und waren gegenseitig austauschbar.
So erschien ab 1935 europaweit von den beiden Marktführern Philips und Telefunken gemeinsam die Außenkontakt- A- Serie für 4 V Heizspannung sowie die C- Serie mit 0,2 A Heizstrom.
1936 brachte Philips jedoch eine neue Röhrenserie heraus, an der sich Telefunken nicht beteiligte. Es war die sogenannte Rote E- Serie, die, wie zuvor, mit Außenkontaktsockel versehen war. Statt silber oder gold war nun die Metallisierungsschicht rot gefärbt, was auch zur Namensgebung verwendet wurde. [8]
Die Heizspannung war nun 6,3 V, womit diese neue Serie in Autoradios für das damals übliche 6 V- Bordnetz wie auch in Wechselstromgeräten mit 6,3 V Heizwicklung eingesetzt werden konnte. Da der Heizstrom der Vorstufenröhren einheitlich 0,2 A war, konnten diese in Allstromgeräten mit den bisherigen End- und Gleichrichterröhren der C- Serie in Reihe geschaltet werden.
Die Vorstufenröhren waren beachtlich kleiner, hatten durch einen sehr kurzen Quetschfußaufbau deutlich kürzere Zuleitungsdrähte, waren insgesamt elektrisch viel besser und hatten auch eine wesentlich geringere Heizleistung gegenüber den vorherigen A- und C- Röhren, mit 0,2 A sogar nur 2/3 der amerikanischen Vorstufenröhren.
Sie waren die preiswerte Glas- Antwort auf die RCA- Stahlröhren und haben teilweise auch als Vorbild für die zwei Jahre später erschienenen amerikanischen GT- Röhren gedient.
Die Gründungsserie von 1936 bestand aus den Typen EK2, EF5, EF6, EB4, EBC3, EL2, EL3, EL5, EZ2 und EZ3. 1937 erschienen noch die Typen EBL1, EH2, EM1, C/EM2, EZ4 und 1938 noch die EAB1, EBF2, EE1, EF8, EF9, EFM1, EK3, EL6 und ELL1. Später kamen noch ECH3, ECH4, ECF1 und EM4 hinzu. Sie wurden mit Ausnahme von Deutschland in fast allen Ländern Europas sehr schnell sehr erfolgreich und wurden daher auch Transkontinental- Serie genannt.
Da Telefunken in Deutschland das Quasi- Röhrenmonopol hatte und die Einführung der fortschrittlichen neuen Roten Philips- Röhren verhinderte, konnte Telefunken es sich bequem leisten, noch zwei oder drei Jahre länger die eigentlich veralteten Röhren der A- und C- Serie weiter zu produzieren. So wurden in Deutschland noch Mitte 1939 Empfänger mit A- Röhren bestückt !
Der Telefunken- Alleingang mit der Nichtbeteiligung an den Roten Röhren ist nur dadurch zu erklären, dass wegen den 1935 in den USA erschienen Octal- Stahlröhren nun auch Telefunken den Entschluss fasste, auf diese Technik einzuschwenken.
Da die geplanten Telefunken- Stahlröhren natürlich ganz anders aussehen mussten, um angeblich besser zu sein als ihre amerikanischen Vorbilder, dauerte es zu deren Erscheinen bis 1938. Erst damit war Telefunken in der Lage, den zwei Jahre zuvor erschienenen Roten Philips- Röhren eine gleichwertige Konkurrenz entgegenzusetzen.
In der Charakteristik sind sich Stahl- und Rote Röhren jedoch sehr ähnlich, es ist offensichtlich, dass hier nach wie vor Technologie- know- how ausgetauscht bzw. übernommen wurde.
So hatten die Stahl- Vorstufenröhren den gleichen Heizungsstandart 6,3 V / 0,2 A wie die der Roten Serie. Die Röhren EB11(Duodiode), EBC11(Duodiode- Triode) , EBF11(Duodiode- Regel- Pentode), EF11(Regel- Pentode), EF12 (Linear- Pentode) , EFM11(NF- Regel- Pentode + Abstimmanzeiger), EL11 (9- Watt- Endpentode), EL12 (18- Watt- Endpentode), EZ11(Autoradio- Gleichrichterröhre) und EZ12 (Netz- Zweiweggleichrichterröhre) sind völlig oder größtenteils Datengleich mit den zuvor oder gleichzeitig erschienenen Roten Philips- Röhren EB4, EBC3, EBF2, EF9, EF6, EFM1, EL3N, EL6, EZ2 und EZ3.
Von den Ende 1938 überholten Typen der Roten Serie EK2, EK3, EM1 und EF5 gibt es keine Stahl-Versionen, aber auch nicht von den zeitgemäßen Typen EAB1, EBL1, EE1, EH2, EL2, EL5 und EZ4. Anstelle der HF- Vorstufenröhre EF8, eine als Pentode arbeitende Hexode mit einem speziellen „Null- Gitter” zwischen Schirm- und Steuergitter, erschien die technisch andere EF13, eine Pentode (oder doch Hexode?) mit Bremsgitter und zusätzlichen Strahlbündelblechen, statt der Doppelendpentode ELL1 gab es die Doppelendtriode EDD11. Die EM4 (Zweibereichs- Abstimmanzeiger), ist elektrisch der EM11 sehr ähnlich, hat jedoch nur ein zweifächeriges statt vierfächeriges Schirmbild und einen erheblich geringeren Kolbendurchmesser.
1938 brachte Philips die «Strahlbündel-Oktode» EK3 als neue Mischröhre der Roten Serie. Deren Kolben hatte die Größe wie die der Endröhren EL3 oder AL4, ihr Systemaufbau ist sogar noch deutlich größer und besteht aus einer hochkomplizierten und daher teueren Konstruktion aus Drähten und Blechen. Auch der Heizstrom ist mit 0,6 A drei mal so groß wie der von zeitgemäßen Vorstufenröhren. Gegen die konkurrierende Triode- Hexode ECH11 hatte sie daher keine Chance und war fast unverkäuflich. Daher war Philips in 1939 gezwungen, die Technik der Telefunken- ECH11 in Form der ECH3 in die Rote Serie zu übernehmen.
[8], [3], [3a].
Nach außen hin verschwiegen beide Hersteller die Zusammenarbeit, und jeder tat so, als ob die jeweiligen Röhren völlig eigenständige Entwicklungen gewesen wären. Der Vergleich von technischen Daten und Ausgabedatum sowie optische Vergleiche der Systeme lassen jedoch entsprechende Rückschlüsse ziehen.
Das Telefunken- Röhrenprogramm 1938:
Die neue Röhrenserie von Telefunken von 1938 erschien mit einem umfangreichen Typen- Angebot.
Alle diese Röhren waren mit dem neuen Stahlröhrensockel Y8A ausgestattet und mit Ausnahme von Gleichrichterröhren nun mit der universellen Heizspannung 6,3 V, wie sie die Rote Serie von Philips zwei Jahre zuvor schon hatte.
Die Vorstufenröhren mit 0,2 A Heizstrom konnten in Allstromgeräten zusammen mit den bisherigen End- und Gleichrichterröhren der C- Serie in Serienheizkreisen verwendet werden.
Im Gegensatz zur RCA-Octal-Allmetallserie bestand diese neue Röhrenserie sowohl aus den neuen Telefunken- Stahlröhren, die hauptsächlich für Vorstufen zur Anwendung kamen, sowie auch aus Glasröhren in der bisherigen Quetschfußtechnik, verwendet für End- und Gleichrichterröhren sowie Magische Augen.
Die elektrischen Daten dieser Röhren waren meistens sehr ähnlich der gleichzeitig oder schon zuvor erschienenen Röhren der Roten Serie von Philips.
Stahlröhren:
EB11
Duodiode, zur Demodulation und Regelspannungserzeugung, mit gegeneinander abgeschirmten Systemen und getrennten Katoden, wodurch eine größere Schaltungsfreiheit ermöglicht wurde.
Die EB11 ersetzt die Typen AB1, AB2, CB1, CB2, EB1 und EB2.
Die EB11 entspricht elektrisch weitestgehend der schon 2 Jahre zuvor erschienenen Philips EB4 der Roten Serie.
EBC11
Duodiode für Demodulation und Regelspannungserzeugung, Triode mit S 2,2 mA/V, µ 25, Ri 11,5 kΩ, geeignet als NF- Vorstufe, wegen des niederen Innenwiderstandes besonders als Transformator- Treiber für die EDD11 oder auch als Oszillator.
Die EBC11 ersetzt die Typen ABC1 und CBC1.
Die EBC11 hat ähnliche Daten wie die schon 2 Jahre zuvor erschienene Philips EBC3 der Roten Serie.
EBF11
Duodiode – Regelpentode, S 1,8 mA/V, mit gleitender Schirmgitterspannung, für ZF- Verstärkung, anschließender Demodulation und Regelspannungserzeugung, ohne direkte Vorgängertype, kann AF3 zusammen mit AB2 ersetzen.
Mit der EBF11 erschien in Deutschland 1938 erstmals ein Duodiode – Regelpentode- Verbundröhre, nachdem diese Röhrenart mit den Typen 2B7 und 6B7 schon 1933 in den USA erhältlich war. Da mit der EBF11 die ZF- Verstärkung und Demodulation erfolgte, war beim normalen Superhet nach den Röhren ECH11 und EBF11 der HF- Teil abgeschlossen und es musste nur noch die NF verarbeitet werden.
Die EBF11 hat sehr ähnliche Daten wie die zeitgleich erschienene Philips EBF2 der Roten Serie.
ECH11
|
Triode – Hexode zur Frequenzumsetzung, Sc 0,65 mA/V. Die Triode- Hexode ECH11 war eine schon lange fällige Neuentwicklung, da es nach der bisherigen ACH1, die im technischen Stand der RENS- Röhren von 1934 war, keine Weiterentwicklung mehr gab. So erschien in der Außenkontakt- A-Serie (AF3, AF7, ABC1, etc.) zwar eine neue Oktode AK2 statt der AK1 von 1934, aber keine neuere Triode- Hexode statt der ACH1. Die ECH11 ersetzt sowohl die ACH1 wie auch die AK2. Sie übertraf deutlich alle damals auf dem Markt befindlichen Mischröhren, auch die Oktoden von Philips. Erst Monate später, im Januar 1939, erschien von Philips die ECH3 mit ähnlichen Daten in der Roten Serie. Jedoch erschien in der französischen Octalserie zeitgleich zur ECH11 die Triode-Hexode 6E8G mit fast identischen Daten.
|
EDD11
![]() |
Klasse-B Gegentakt-Doppelendtriode. Da in den 1930er Jahren die Stromversorgung in Kraftfahrzeugen noch mangelhaft war, musste bei Autoradios auf einen möglichst geringen Stromverbrauch geachtet werden. Deshalb erachtete man den Heiz- und Anodenstrombedarf normaler Endröhren, wie hier in dieser Serie die EL11, für Autoradios als zu hoch. Stattdessen war für Autoradios die Klasse-B Gegentakt-Doppelendtriode EDD11 vorgesehen, mit der eine vergleichbare Sprechleistung mit weniger Eigenverbrauch möglich ist. |
Die EDD11 erreicht bei einem Heizstrom von 0,4 A und 40 mA Maximal- Anodenstrom bei Vollaussteuerung eine maximale Sprechleistung von 5,5 W, ohne Aussteuerung beträgt der Anodenruhestrom sogar nur 7 mA.
Im Vergleich hierzu hat die EL11 einem Heizstrom von 0,9 A und einen dauernden Gesamt- Anodenstromverbrauch von 40 mA.
Bei Klasse-B- Gegentakt- Endtrioden erfolgt die Aussteueung im positiven wie auch im negativen Gitterspannungsbereich, statt der normal üblichen Steuerung nur im negativen Bereich.
Dadurch fließt jedoch Gitterstrom, wodurch eine Steuerleistung benötigt wird, die von einer Treiberstufe geliefert werden muss. Daher werden die beiden Gitter der EDD11 über einen Treibertransformator (3:1) von der dafür vorgesehen EBC11 angesteuert.
Die EDD11 wird mit einer negativen Gittervorspannung von -6,3 V betrieben, die vom damals üblichen 6 V- Bordnetz geliefert wird. Im Gegensatz dazu arbeiten Klasse-B- Gegentakt-Endtrioden wie 6N7, 6A6, 6Y7, 6Z7 oder KDD1 normalerweise ohne negative Gittervorspannug.
Der entsprechende Konkurrenztyp von Philips war die Doppelendpentode ELL1 für Autoempfänger für Gegentaktbetrieb mit vergleichbarer Sprechleistung.
|
EDD11 als NF-Vorverstärker Trotz der hohen Heizleistung von 5 W wurden die amerikanischen Klasse-B- Gegentakt- Endtrioden 6N7, 6A6 und 53 oft zweckentfremdet als NF-Vorverstärker eingesetzt, da sich ihre Charakteristik auch hierzu gut eignet, hierbei nun mit negativer Vorspannung. In diesem Sinn wäre die EDD11 mit lediglich 0,4 Heizstrom und den Daten µ = 25, Ri = 10 kΩ , S = 2,5 mA/V ebenfalls als NF-Vorverstärker bestens geeignet, sofern der gemeinsame Katodenanschluss nicht stört. Die maximalen Werte von Spannung und Widerstand zwischen Heizfaden und Katode sind jedoch zu beachten. Man könnte die EDD11 auch als ECC11 ansehen. Als einzige Doppeltriode war sie in Deutschland für viele Jahre ohne Alternative. Die Daten sind ähnlich der häufig verwendeten 6SN7 und daher ähnlich anwendbar. Schade nur, dass die Katoden nicht getrennt heraus geführt sind, man hätte dann eine sehr universelle Doppeltriode gehabt. |
→ Mehr über Klasse-B- Gegentakt- Endtrioden etc. →
EF11
|
Regelpentode für HF / ZF- Verstärkung, mit gleitender Schirmgitterspannung, S 2,2 mA/V. Die vorherige AF3 von 1935 war noch für eine feste Schirmgitterspannung vorgesehen, die meistens durch einen Spannungsteiler (Schirmgittervor- und Paralellwiderstand) erzeugt wurde. Die EF11 benötigt nur noch einen Schirmgitter-Vorwiderstand, der im ungeregelten Zustand die richtige Schirmgitterspannung von 100 V erzeugt. Wird die Röhre heruntergeregelt, nimmt der Schirmgitterstrom ab und die Schirmgitterspannung steigt dadurch an. Durch dieses Prinzip wird eine größere Steilheit bei gleichzeitig kleinerem Anodenstrom im ungeregelten Zustand ermöglicht. Die EF11 hat sehr ähnliche Daten wie die zeitgleich erschienene Philips EF9 in der Roten Serie und ist für die gleichen Anwendungen vorgesehen.
|
EF12
lineare Pentode, ersetzt AF7, CF1, CF7, EF1 und EF7.
Als Audion, HF oder NF- Verstärker zu verwenden, S 2,1, Verstärkung bis 135-fach.
Wird auch in Triodenschaltung vorgeschlagen, hauptsächlich als NF- Transformator- Treiber, µ = 25.
Die EF12 hat ähnliche Daten wie die Philips EF6 der Roten Serie von 1936 und ist für die gleichen Anwendungen vorgesehen.
EF13
![]() |
Rauscharme Regelpentode für HF- Vorstufen, S 2,3 mA/V . Zur HF- Vorverstärkung wünscht man grundsätzlich Röhren mit möglichst hoher Verstärkung und wenig Rauschen. Die hohe Verstärkung spricht für Pentoden, jedoch sind diese mit einem unerwünschten Rauschen behaftet, das durch die Stromverteilung zwischen Schirmgitter und Anode entsteht. Die EF13 wurde nur in HF- Vorstufen von Spitzengeräten dieser Zeit verwendet. Die Fertigungszahl blieb daher nur gering und danach wurde keine neuere Röhre dieser Art mehr entwickelt. |
EZ11 Zweiweggleichrichterröhre kleiner Leistung (Autoradio), ähnlich EZ2,
Glasröhren mit Stahlröhren- Sockel :
EFM11 Magisches Auge + NF- Pentode, regelbar, außer Sockel wie EFM1,
EL11 Endpentode, außer Sockel wie EL3N,
EL12 Endpentode höherer Leistung, außer Sockel wie EL6,
AZ11 Zweiweggleichrichterröhre, direkt geheizt, außer Sockel wie AZ1
AZ12 Zweiweggleichrichterröhre, direkt geheizt für höhere Leistung, außer Sockel wie AZ4,
EZ12 Zweiweggleichrichterröhre, indirekt geheizt, ähnlich EZ4.
VCL11 Triode-Endtetrode, speziell entwickelt für den "Deutschen Kleinempfänger".
Eine früh empfohlene Serie:
|
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
ECH11 | EBF11 | EFM11 | EL11 |
AZ11 |
Erste Anwendungen:
Eine früh empfohlene Serie zur Bestückung eines Superhet bestand aus den Typen:
ECH11 (Frequenzmischung & Oszillator), EBF11 (ZF- Verstärker & Demodulator), EFM11 (Abstimmanzeige und NF-Vorverstärkung), EL11 (NF- Endstufe) und AZ11 (Zweiweggleichrichterröhre).
![]() |
EFM11 : Magisches Auge + Regel- NF- Pentode; Verbundröhre zur Abstimmanzeige und zugleich NF- Vorverstärkung. Schon zuvor mit der AM2 hatte sich Telefunken darauf festgelegt, Abstimmanzeige und NF-Vorverstärkung in einer Röhre zu vereinen. Bei der AM2 wird das eingebaute Triodensystem als NF-Verstärker benutzt, während die Anzeige-Steuerspannung dem Gitter des Anzeigesystems zugeführt wird. Genau genommen, hätte die AM2 mit ACM2 bezeichnet werden müssen. Mit der EFM11 wurde diese Technik weiterentwickelt, indem eine Regelpentode zur NF- Vorverstärkung verwendet wird. Diese Pentode arbeitet mit gleitender Schirmgitterspannung, wobei das Schirmgitter mit den Ablenkstäben des Anzeigeschirms verbunden ist und somit die Schattenwinkel gesteuert werden. Hierzu erhält das Steuergitter das NF- Signal und zugleich auch die Regelspannung.
|
Man hielt diese Röhre als eine besonders trickreiche Konstruktion, indem das NF- Signal abhängig von der HF- Signalstärke geregelt und zugleich durch die gleitende Schirmgitterspannung der Anzeigeschirm entsprechend ausgelenkt wird.
Außerdem war damit die Einsparung einer Röhre möglich, bzw. die Röhrenanzahl braucht trotz Abstimmanzeige nicht erhöht zu werden. Mit der EFM11 konnte dann direkt eine Endpentode EL11 oder EL12 angesteuert werden.
Allerdings erwies sich in der Praxis die Kombination Abstimmanzeige mit NF- Vorstufe als weniger genial, wie gedacht.
Da das Magische Auge EFM11 für die Benutzer gut sichtbar angeordnet sein muss, befindet es sich oft mehr oder weniger entfernt von der Schaltung im Chassis, z. B. im Blaupunkt 6W78 oberhalb der hohen Vertikalskala.
Dadurch werden lange Zuleitungen zum Einbauplatz notwendig, die bei Steuergitter und Anode abgeschirmt sein müssen.
Wegen den langen abgeschirmten NF-Leitungen zur EFM11, sowie deren hohen Klirrfaktors und eines nicht befriedigenden Anzeigebereiches war diese Röhrenkombination bei den Geräteherstellern nicht gerade beliebt und wurde alsbald durch die Zweibereichs-Anzeigeröhre EM11 ersetzt.
VCL11 Triode-Endtetrode,
keine Stahlröhre, aber mit Stahlröhren- Sockel und der Zahl 11 der Stahlröhren- Serie zugeordnet.
![]() |
Vorgestellt August 1938 Die VCL11 wurde speziell für den "Deutschen Kleinempfänger" oder andere einfache und sparsame Einkreis-Empfänger entwickelt. Die Triode arbeitet als Audion- Stufe, die Tetrode als Endröhre mit 0,8 bzw. maximal 1,2 Watt Sprechleistung. Heizspannung 90 V, Heizstrom der V-Serie = 0,05 A. Mit der VCL11 wurde erstmals eine Mehrfach- Röhre in Großserie hergestellt, bei der eine Vor- und Endstufe in einer Einheit zusammengefasst sind. Ähnliche Verbundröhren gab es bisher nur von Loewe-Opta mit Typen wie WG33, WG34 und WG35, die jedoch nur wenig verbreitet waren. Bei den bisherigen Allstrom- Endröhren (CL4, VL1, etc. ), die eine Spannungsverstärkung von ca. 10...30-fach hatten, war es üblich, den Steuergitter- Anschluss auf eine Kappe nach oben zu verlegen, um Brummstörungen durch die Heizspannung zu vermeiden. Obwohl die VCL11 wie zuvor einen Glaskolben mit herkömmlichem Quetschfußaufbau hat, wurde diese bisherige Praxis auf krasseste Art verworfen, indem nunmehr bei einer Gesamtverstärkung der beiden Systeme im Bereich von etwa 1500...2000-fach auf eine Kappe verzichtet wurde und stattdessen Ein- und Ausgang über den Sockel geführt wurden. So liefen das Ein- und Ausgangssignal sowie die 90 V Heizwechselspannung über lange Zuleitungen in geringem Abstand im Quetschfuß nebeneinander her, aus Kostengründen ohne jegliche Abschirmung. Damit waren, noch als das kleinere Übel, Brummstörungen durch die Heizwechselspannung unvermeidlich. Dieses Problem wurde dadurch entschärft, indem, ebenfalls aus Kostengründen, im DKE ein Lautsprecherverwendet wurde, der 50 Hz praktisch nicht wiedergibt. |
Da der Eingang (an GT) und der Ausgang (an AQ) phasengleich sind, besteht zudem noch durch die enorm hohe Gesamtverstärkung eine entsprechend hohe Neigung zu Rückkopplungsschwingungen, die im DKE nur durch starke Gegenkopplungen unterdrückt werden konnten. So stellt ein 2 MΩ Widerstand R3 zwischen der Vor- und Endstufenanode eine frequenzneutrale Gegenkopplung dar. Mit einem 30 pF- Kondensator C5 von der Anode zum Steuergitter der Endstufe werden alle Frequenzen oberhalb des Tonbereiches stark unterdrückt. Mit dem Widerstand R3 und dem Kondensator C5 wurden zusätzliche Bauteile notwendig, die man bei dem Billig- Empfänger DKE eigentlich lieber vermieden hätte. Zum störungsfreien Betrieb ist unbedingt auch eine Spray- Metallisierung des Glaskolbens erforderlich, die geerdet sein muss. (Bei dem hier gezeigten Muster hier fehlt diese jedoch). |
-
![]() |
Es stellt sich die Frage, warum man auf Biegen und Brechen alle Anschlüsse über den Sockel führen musste, was mit dem herkömmlichem Quetschfußaufbau und der enorm hohen Gesamtverstärkung eigentlich unvereinbar war. Eine Gitterkappe der Eingangstriode hätte die Schwing- und Brummprobleme der VCL11 von Anfang an vermieden. Der Grund könnte darin gelegen haben, dass diese Röhre ursprünglich als echte Stahlröhre vorgesehen war, womit kurze Zuleitungen und gute Trennung zwischen Ein- und Ausgang und der Heizspannung leicht realisierbar gewesen wäre. Eine Kostenanalyse hat dann wohl ergeben, dass eine echte Stahl- VCL11 für den Billig- Empfänger DKE zu teuer gewesen wäre und daher auf die herkömmliche Technik mit Glaskolben und Quetschfußaufbau zurück gegriffen werden musste, trotz aller vorhersehbaren Nachteile. Ein Jahr später erschienen die Trioden-Endtetroden ECL11 und UCL11, mit jeweils ca. 4 W Sprechleistung, die für Geräte höherer Qualität vorgesehen waren. Da diese auch etwas mehr kosten durften als die VCL11, enthielten sie umfangreiche Abschirmungen, wodurch sie zufriedenstellend arbeiteten. Trotzdem waren auch diese Typen immer noch in der hierzu ungeeigneten Quetschfußtechnik aufgebaut. |
(Wird fortgesetzt)