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Die Roten Röhren von Philips, Teil I, Gründungsserie 1936

Veröffentlicht in Glasröhren in traditioneller Quetschfuß-Technik (REN904, AF7)

 

 EF5, EF6, EK2, EB4, EBC3, EM1, EL3, EL2, EL5, EZ2, EZ3 und EZ4.

Nachden bereits 1934/1935 erschienenen Außenkontaktröhren der C- E- und- A- Serien (CK1, CF1, EK1, EF1, AF3, AK2, AL1, etc.), brachte 1936 Philips eine neue Röhrenserie, die so genannte Rote E- Serie heraus.

Wie zuvor war sie mit Außenkontaktsockel versehen. Statt silber oder gold hatte die Metallisierungsschicht nun einen roten Farbbelag, was zur Namensgebung verwendet wurde. 

Die Vorstufenröhren waren beachtlich kleiner, wobei sie wegen des sehr kurzen Quetschfußaufbaus auch deutlich kürzere Zuleitungsdrähte hatten. Gegenüber den vorherigen Röhren hatten sie insgesamt bessere Daten, die Heizleistung war nur noch die Hälfte der A- und C- Röhren und nur 2/3 der amerikanischen Vorstufenröhren.



Der Vergleich der EF5 mit der AF2 von 1934, der AF3 von 1935, der EF41 von 1947 und der EF89 von 1954 verdeutlichen den Fortschritt.

Sie waren die preiswerte Glas- Antwort auf die RCA- Stahlröhren von 1935 und haben wohl als Vorbild für die zwei Jahre später erschienenen amerikanischen GT- Röhren gedient.

Die Heizspannung war nun einheitlich 6,3 V. Damit benötigte man nun keine getrennten Röhren mehr für Haushalts- Wechselstromgeräte (zuvor 4V- Serie wie AK2, AF7, etc.) und Autoradios (alte 6,3 V- E- Serie, wie EK1, EF1, etc.)

Der Heizstrom der Vorstufenröhren war nun einheitlich 0,2 A. Damit konnten diese Röhren auch in Allstromgeräten mit Serienheizkreisen verwendet werden. Die neue "Rote" EF5 ersetzt also die AF3 (Wechselstrom), die CF3 (Allstrom) und die EF2 (Autoradio). Für Allstromgeräte benötigte man jetzt nur noch die bisherigen End- und Gleichrichterröhren der C- Serie.

Die Gründungsserie von 1936 bestand aus den Typen EK2, EF5, EF6, EB4, EBC3, EL2, EL3, EL5, EM1, EZ2, EZ3 und EZ4.

1937 erschienen die Typen EBF1, EBL1, EH2 und C/EM2.

1938 erschienen die EAB1, EBF2, ECH2, EF8, EF9, EFM1, EK3, EL3N, EL6, ELL1, 1882 und 1883. 

1939 kamen noch ECH3 und EM4 hinzu.

1940 bildeten die ECH4 und ECF1 gewissermaßen den Abschluss der Hauptentwicklung.

Grundsätzlich erschien die Rote Serie als E- Serie mit 6,3V Heizspannung und Außenkontakt- (Topf-) Sockel.

Hinzu kamen noch einige Röhren der C- Serie mit 0,2A Heizstrom.

Ab 1938 erschienen zunächst nur in Großbritannien Rote Röhren mit Octalsockel.

1940 erschienen Rote Röhren mit Octalsockel als U- Serie mit 0,1A Heizstrom sowie als D- Serie mit 1,4V Heizspannung für Batteriebetrieb.

1948 und 1949 erschienen in Deutschland von Valvo die zuvor Roten Röhren nun in gold als Zwischenlösung, bis die Industrie in der Lage war, moderne Röhren in Rimlocktechnik herzustellen. Es waren die Typen EBF2, EBL1, ECH4, EF6, EF9, EL8, EM4 für Wechselstrom und die Typen UBL3, UCH5, UF5, UF6, UL2 und UY4 für Allstrom.

Offensichtlich diente Frankreich als Testmarkt für diese neuen Röhren, denn dort wurde diese Serie im „dritten Salon für Einzelteile“ (in Paris?) am 11.02.1936 vorgestellt. Philips veröffentlichte sie im Philips Bulletin № 30 von Mai 1936, erhältlich waren sie ab Juni 1936. In den meisten anderen Ländern erschien sie erst 1937, wie es die französische Ausgabe des "PHILIPS Bulletin Technique" (oben) vom Mai 1936

und mehr als ein Jahr später die englische Ausgabe des "PHILIPS Setmakers Bulletin" (unten) vom August 1937 deutlich beweist.
Sie wurden mit Ausnahme von Deutschland in praktisch allen Ländern Europas schnell sehr erfolgreich und wurden daher auch Transkontinental- Serie genannt.

Rote Röhren in Deutschland ?

Im Gegensatz zu früheren Röhrenneuentwicklungen beteiligte sich Telefunken diesmal nicht an den Roten Röhren, - im Gegenteil, mit dem Quasi- Röhrenmonopol verhinderte Telefunken in Deutschland die Einführung dieser fortschrittlichen neuen Röhren.

Es ist ganz offensichtlich, dass Telefunken zu dieser Zeit schon plante, die Technik der 1935 in den USA erschienen Octal- Stahlröhren zu übernehmen. Um nicht als bloße Kopie zu erscheinen, mussten die zukünftigen Telefunken-Stahlröhren natürlich ganz anders aussehen als ihre amerikanischen Vorbilder, weshalb es zu deren Ausgabe bis 1938 dauerte. Erst damit war Telefunken in der Lage, den zwei Jahre zuvor erschienenen Roten Philips- Röhren eine gleichwertige Konkurrenz entgegenzusetzen. So lange musste man sich in Deutschland mit der A- und C- Serie zufrieden geben, wobei vor allem deren Vorstufenröhren technisch sehr rückständig gegenüber der "Roten Serie" waren.

Eine Ausnahmesituation entstand, als 1938 Österreich an Hitler-Deutschland "angeschlossen" wurde. Dort gab es zuvor kein Telefunken-Röhrenmonopol und Rote Röhren waren weit verbreitet. Da österreichische Firmen nun ihre Geräte in das gesamte (Groß-) Deutsche Reich liefern konnten, wurde der Verkauf Roter Röhren eigens zu diesem Zweck in Deutschland erlaubt. Dieser Vorteil für Philips währte nur kurz, da alsbald die österreichischen Firmen gezwungen wurden, ihre Geräte auf Telefunken-Stahlröhren umzustellen.

Eine weitere Ausnahme waren Radios mit Firmennamen deutscher Rundfunkhersteller, die Rote Röhren enthielten. Diese waren jedoch "Besatzungsradios", welche ausländische Firmen in von Hitler-Deutschland okkupierten Ländern herstellen mussten, welche dann als angebliche deutsche Exportgeräte in Drittländer verkauft wurden. - Außer des Firmennamens war an diesen Geräten nichts deutsch.

EB4: Duodiode, ersetzt AB1, AB2, CB1, CB2, EB1 und EB2.

Zur Demodulation und Regelspannungserzeugung. Erste europäische Duodiode mit gegeneinander abgeschirmten Systemen und getrennten Katoden nach Vorbild der amerikanischen 6H6, mit daraus resultierender größerer Schaltungsfreiheit gegenüber den Vorgängern. Hätte es damals schon Frequenzmodulation gegeben, hätte man die Dioden der EB4 im Ratiodetektor verwenden können.

 

EBC3: Duodiode- Triode, ersetzt ABC1, CBC1 und EBC1.

Zur Demodulation, Regelspannungserzeugung und NF- Vorverstärkung. S 2,0 mA/V µ30 Ri 15k. Wegen des niederen Innenwiderstandes Verwendung als Oszillator- Triode oder ggf. als NF- Transformator- Treiber möglich.

 EF5  :  Regelpentode, ersetzt AF3, CF2, CF3, EF2 und EF3. 
Für HF- und ZF- Verstärkung mit fester Schirmgitterspannung, S 1,7, mit sehr ähnlicher Charakteristik zu den amerikanischen Typen 6D6 / 6U7.

 

 

EF6:   lineare Pentode, ersetzt AF7, CF1, CF7, EF1 und EF7.

Als Audion, HF oder NF- Verstärker, S 1,8, Verstärkung bis 175fach. In Triodenschaltung als NF- Transformator- Treiber verwendbar. Die spätere Telefunken EF12 hat sehr ähnliche Daten wie die EF6.

EK2:  Oktode zur Frequenzumsetzung, ersetzt AK2, CK1 und EK1.

Zur Frequenzumsetzung, Sc 0,55; mit Verbesserungen gegenüber den Vorgängern, besonders hinsichtlich Frequenzstabilität. Regelung im KW- Bereich wird jedoch trotzdem nicht empfohlen.

EL2:  Endpentode für Autoradios, ersetzt EL1 und CL1.

8 Wa, 32 mA, S 2,8; 0,2 Af.

Die Charakteristik ist identisch mit der des Vorgängers EL1, jedoch wurde der Heizstrom von bisher 0,4 auf 0,2 A herabgesetzt, um mit anderen Röhren der gleichen Serie in Reihe schaltbar zu sein, dies ist wichtig bei 12 V- Autoradio-Betrieb. Zugleich wurde die Anodenleistung von 5 auf 8 W heraufgesetzt, was durch die Änderung der Vorspannung von -23V auf -18,5 V erfolgte, wodurch diese Röhre dann mit 32 mA statt zuvor 20 mA lief.

Die EL2 ist Gründungstype für die späteren Autoradio- und Kleinleistungs-Endröhren EL32, EL42, EL95, ELL80 und ECLL800, wobei ab der EL42 der Anodenstrom auf 26 mA und ab der EL95 auf 24 mA reduziert wurde


EL3: Endpentode,
ersetzt AL1, AL2, AL3 und AL4.

 Erste Quelle: Mai 1936; Philips Bulletin


9 W, 36 mA, S 9; -6 V.
Heizung 6,3 V, 1,2A

Die EL3 der Roten Serie ist eine 6,3-V- Version der AL3, die schon am 10.3.1935 in Frankreich vorgestellt wurde *. Ihr System ist baugleich mit der AL3, einschließlich der Rundkatode. Abweichend zur AL3 hat die EL3 einen zylindrischen Kolben mit einer Verjüngung am oberen Ende. Möglicherweise wurde diese Kolbenform gewählt, damit auch die Endröhre EL3 schlanker aussieht wie die AL3, um zu demonstrieren, dass alle Röhren der Roten Serie schlanker sind als die der A-Serie, wie es bei den Vorstufenröhren deutlich der Fall ist.

Diese Kolbenform erscheint nicht gerade attraktiv, die Röhre sieht irgendwie missgebildet aus, - deutlich besser hätte ein durchgehend gleichmäßiger Kolben ausgesehen, so wie z. B. bei dieser späteren zylindrischen AL4 (von Visseaux)

(rechts). →

Nach etwa 2 Jahren wird die EL3 ersetzt durch die direkt austauschbare EL3N mit der wirksameren Ovalkatode, geringerem Heizstrom und, da man wohl das unvorteilhafte Aussehen der alten EL3- Bauform loswerden wollte, nun wieder mit dem damals normal üblichem gewölbten Domkolben.

Mit der EL3 wird die mit der AL3 begonnene Technik der hochsteilen Endröhren auch in der Roten Serie fortgesetzt.

Bei nur 4,2 V Gitterwechselspannungsbedarf konnte man bei einem einfacheren Superhet eine NF- Vorstufen entfallen lassen und bei einem besseren Gerät eine verzerrungsvermindernde Gegenkopplung anwenden. In einem Einkreisempfänger genügt eine EF6 als Gittergleichrichtungs- Audion zur Vollaussteuerung einer EL3. Die große Katode sorgt auch für eine lange Lebensdauer dieser Endröhre.

Nur bei der Ausführung mit dem zylindrischem und oben verjüngten Kolben handelt es sich um eine echte EL3, die von 1936 bis 1938 hergestellt und dann durch die EL3N ersetzt wurde. Bei Röhren mit dem gewölbtem (bauchigem) Dom- Kolben handelt es sich praktisch immer um die neuere EL3N, auch wenn nur EL3 aufgedruckt ist. Das N wurde der Bequemlichkeit halber einfach weggelassen.

Das Gleiche gilt auch für Bestückungslisten und Schaltplänen von Radios, wo EL3 angegeben wurde, aber tatsächlich EL3N bestückt ist, nachdem es die EL3 schon lange nicht mehr gab.

*AL3: siehe „Die AL3 - Start der hochsteilen Endpentoden in Kontinentaleuropa“ in „Außenkontaktröhren 1935 / 36 Teil I, ab 1935 außer Rote Serie.“ 

Endpentode mit Rundkatode


EL5: 

Leistungs- Endpentode, das europäische Gegenstück zur amerikanischen 6L6. Vorstellung Jan. 1937.

[EL5_18_H113-RR500]

Etwa zeitgleich oder sogar kurz vor der Herausgabe der berühmten RCA- Beam- Power- Tetrode 6L6 erschienen deren europäischen Gegenstücke EL5 und AL5, die außer der Heizspannung datengleich sind.

Die EL5 mit der modernen 6,3V- Heizung erschien von Philips genau wie die AL5 mit Rundkatode und immer als echte Pentode mit gewickeltem Draht- Bremsgitter (g3), während Telefunken die erst im Juli 1937 erschienene AL5 mit herkömmlicher 4V- Heizung als Beam- Power- Tetrode (BPT) ähnlich der 6L6 herstellte. Die 6L6 ist immer eine Beam- Power- Tetrode mit Strahlbündelblech statt Bremsgitter und 0,9 Af- Flachprofilkatode, doch in Charakteristik und Leistung besteht eine auffällige Ähnlichkeit zu EL5 und AL5.

Während RCA das bei der 6L6 angewandte Beam- Power bzw. Strahlbündelungsprinzip für besonders oberwellenarme Ausgangssignale anpreist, argumentiert Philips, mit der besonderen Konstruktion der EL5 das gleiche Ziel und noch sonstige Vorteile gegenüber den Beam- Power- Tetroden zu erreichen.

Welches Prinzip für NF- Endröhren wirklich das bessere ist, ist eher Ansichtssache, beide Röhrenarten sind bis heute noch in Verwendung (EL34, EL84 als Pentoden, 6L6GC, 6550 als BPT). Für die BPT sprechen zumindest die Herstellungskosten, da statt eines gewickelten Draht- Bremsgitters nur eine Blechblende erforderlich ist. Bei Zeilenendröhren setzte sich die Beam- Power- Tetrode jedoch eindeutig durch (PL36....PL519).

Im Eintakt- A- Betrieb erreichte die EL5 eine Sprechleistung von 8,8 W, in Gegentakt- Schaltung 19,5 W.

Auf der EL5 aufbauend brachte man später die Typen 4689, 4654 und EL50 heraus, die alle die Charakteristik der EL5 hatten, aber für höhere Spannungen und somit höhere Ausgangsleistung entwickelt wurden. Die 4689 wird auch als EL5/375 bezeichnet = 375 V. Die 4654, auch bekannt als EL5/600, wurde durch die "aufwärtskompatible" EL50 ersetzt.

Auf diesem Bild (unten) aus Funkschau № 29, 18.7.1937 kann man deutlich erkennen, dass zu diesem Zeitpunkt die Röhren AL5 und EL5 von Philips / Valvo in 1937 immer noch mit Rundkatode hergestellt wurde. Daraus lässt sich schließen, dass damals die Typen AL4, EL3 und EL5 im Philips-Konzern alle in dieser Ausführung hergestellt wurden.


 

 

Das Anodengewebe der neuen Endpentode EL5 ist aufgeschnitten, das damit freigewordene Innere wurde auch weiter zerlegt; man sieht die beiden Anodenhälften, das Bremsgitter, das Schirmgitter, das Steuergitter und die Kathode mit den Heizfadenzuführungen. (Werkaufnahme Valvo)

Nachdem in 1938 die EL3 durch die EL3N mit Ovalkatode ersetzt wurde, kann man annehmen, dass ab dann bei Philips die Endröhren AL4, AL5 und EL5 ebenfalls auf Ovalkatoden umgestellt wurden, ohne dass dabei die Bezeichnung geändert wurde.


EM1 :  Erstes europäisches Magisches Auge, auch "Abstimmkreuz" genannt, ersetzt Glimmlicht- und Schattenzeiger.

Nachdem 1935 in den USA mit der 6E5 die weltweit erste Elektronenstrahl- Abstimmanzeigeröhre erschein, brachte Philips 1936 mit der EM1 und der AM1, (4V- Ausführung der EM1) die erste europäische Röhren dieser Art heraus.

AM1 und EM1 erscheinen zunächst in der Philips-Spezialröhrenserie als 4677 und 4678, als "M" noch nicht für Abstimmanzeigeröhren vergeben war.

Wie bei der 6E5 befand sich auch bei der EM1 hinter einem Leuchtschirm eine Verstärkertriode, deren Anode in der Röhre mit den Ablenkstegen verbunden waren.

Im Gegensatz zur 6E5, die nur einen Ablenksteg und demzufolge nur einen Schattenwinkel hatte, sah man bei der EM1 gleich vier Ablenkstege vor und nannte diese Röhre deshalb auch "Abstimmkreuz". Das Leuchtbild war sehr schön, es sah aus wie ein Malteserkreuz oder vierfach- Kleeblatt mit veränderlicher Blattbreite. Die Helligkeit war nicht sehr groß, deshalb war das Kopfende des Glaskolbens, unter dem sich der Leuchtschirm befand, nach innen gestülpt und die Seitenwand des Kolbens rot lackiert als Schutz gegen seitlich einfallendes Licht (Skalenbeleuchtung), wodurch das Leuchtbild besser erkennbar wurde. Später kam man von dieser Innenwölbung wieder ab.

Die Verstärkertriode der EM1 hatte genau wie die 6E5 keine Regelcharakteristik und somit die gleichen Nachteile, ebenso war auch hier ursprünglich kein Gitter um die Leuchtschirmkatode vorhanden. Dadurch entstand ein zu hoher Elektronenstrom, der zu schnellem Verschleiß des Flureszenzmaterials führte. Als man diesen Nachteil erkannte, wurde bei später hergestellten Exemplaren dieses Gitter dann eingebaut.

EZ2 :  Autoradio- Zweiweggleichrichterröhre, ersetzt EZ1.

2 x 350 V, 60 mA, 0,4 Af, Ufk max. 500V

Die maximale Wechselspannung der EZ2 wurde auf 350 V erhöht, gegenüber 250 V der vorherigen EZ1, die nicht besonders zuverlässig war und oft zu Überschlägen neigte.

EZ3 : Zweiweg- Gleichrichterröhre, indirekt geheizt, ersetzt AZ1.

2 x 500V, 100 mA, Ufk max. 550V.

Trotz der Vorteile der indirekt geheizten Gleichrichterröhren verwendeten viele Gerätehersteller auch bei der Roten Serie statt der EZ3 weiterhin die direkt geheizte AZ1, so auch Philips selbst bei seinen eigenen Geräten. Erst viele Jahre später wurde es mit den Typen 6X4 = EZ90, EZ80 und EZ81 zur allgemeinen Praxis, 6,3V- Gleichrichterröhren ohne zusätzliche Heizwicklung einfach parallel mit den restlichen Röhren zu schalten.

EZ3 und EZ4

Mit der EZ3 und der EZ4 wurden erstmals in Europa für normale Wechselstromgeräte indirekt geheizte Netzgleichrichterröhren angeboten anstelle der bisherigen direkt geheizten Typen wie AZ1 und AZ4.

Die direkt geheizten Gleichrichterröhren verursachen ein Problem, in dem sie viel früher Strom liefern, als die trägen indirekt geheizten Empfängerröhren Strom aufnehmen können. Die Folge davon ist, dass in dieser Zwischenzeit die Anodenspannung sehr hoch ansteigt und dadurch die Elektrolytkondensatoren zerstört werden können. Die Lösung dieses Problems besteht darin, die Gleichrichterröhre ebenfalls indirekt geheizt auszuführen.

Ein weiterer Vorteil der indirekt geheizte Gleichrichterröhren ist ihr deutlich geringerer Innenwiderstand als bei direkt geheizten Röhren, bedingt durch die bessere Katodenausnutzung und des gleichmäßig geringen Katoden / Anodenabstandes. Hierdurch erhält man weniger Spannungsschwankungen infolge der Fadingregelung oder infolge unterschiedlicher Aussteuerung von Leistungsverstärkern.

Würde man in einem vorhandenen Gerät eine direkt geheizte AZ1 durch eine indirekt geheizte EZ3 ersetzen, würde sich die Spannung um über 20 V erhöhen, was eine Gefährdung der Empfängerröhren bedeutet. Daher muss bei Verwendung einer indirekt geheizten Netzgleichrichterröhre der Netztrafo eine entsprechend geringere Spannung liefern.

Ein zusätzlicher Vorteil indirekt geheizter Gleichrichterröhren besteht darin, dass ihr Heizfaden parallel zu den anderen Röhren geschaltet werden kann und daher keine eigene Heizwicklung benötigt wird. Voraussetzung ist allerdings, dass die Heizfaden- Katodenisolation entsprechend ausgelegt ist, was bei der EZ2 und EZ3 der Fall ist, nicht aber bei der EZ4, welche noch eine eigene Heizwicklung benötigt.

 

EZ4 : Zweiweg- Gleichrichter, indirekt geheizt, ersetzt AZ4 und 1561 (RGN2004), für größere Empfänger und Kraftverstärker.

2 x 400V, 175 mA, 0,9 Af. Da Ufk max. = 0V ist, wird eine eigene Heizwicklung benötigt, die mit der Katode verbunden werden muss.

Dies ist die erste indirekt geheizte Gleichrichterröhre dieser Leistungsklasse in Europa.

Mit 2 x 400 V Wechselspannung übertrifft sie spannungsmäßig die ihr nächstähnlichen Typen 83-V und 5V4G (2 x 375 V 175 mA). Dabei ist ihre Heizleistung erheblich geringer (5,67 : 10 W) und ihre Anodenkühlflügel erheblich kleiner gegenüber der 5V4G. Mit den mit erstaunlich kleinen Abmessungen 85 x 37 mm (h x ø) (wie ECH3, EL8) hat sie mit Sicherheit das beste Verhältnis von Ausgangsleistung zu Heizleistung und Baugröße ihrer Zeit.

Möglicherweise war dieses Verhältnis zu großzügig bemessen und führte zu Unzuverlässigkeit, denn spätere Gleichrichterröhren wurden wieder vorsichtiger dimensioniert, z.B. der EZ81 erlaubt man bei 1 Af nur noch 2 x 350 V 150 mA.

Wenig erfolgreiche EZ- Gleichrichterröhren

Allerdings waren diese EZ- Gleichrichterröhren nicht gerade erfolgreich.

Da Autoradios damals noch eine Rarität waren, ist die Verwendung der hierfür vorgesehenen EZ2 naturgemäß gering. Auf den RM - Seiten werden daher lediglich 82 mit der EZ2 bestückte Modelle genannt (Stand September 2007)

Obwohl die EZ3 in 114 Modellen zu finden ist, war sie, relativ gesehen noch weitaus erfolgloser, da sie ja leistungsmäßig für Geräte vorgesehen war, welche mit den Endröhren EL3, EL3N oder EBL1 bestückt wurden. Diese bringen es jedoch auf insgesamt 1877 Modelle* (877 + 62 + 938). Demnach war die EZ3 in weniger als 1/6 der Modelle verwendet, welche eine ihr entsprechende Endröhre hatten.

Die Ursache liegt darin, dass stattdessen die aus der vorherigen A- Serie stammende AZ1 weiterhin nun auch in Geräten mit E- Röhren verwendet wurde. Da diese direkt geheizt ist, war sie natürlich kostengünstiger herzustellen als die EZ3. Die dadurch bedingte Überhöhung der Anodenspannung während der Aufheizphase schien man wohl als weniger störend empfunden zu haben.

Insbesondere der Philips-Konzern, obwohl Entwickler und Verkäufer der EZ3, verwendete in den eigenen Gerät fast ausschließlich die AZ1.

In manchen Ländern, insbesondere in Frankreich, bevorzugte man zwar jedoch indirekt geheizte Gleichrichterröhren, aber ebenfalls zu Ungunsten der EZ3 hatte man hier die 1883 favorisiert.

Schließlich ließ Philips die EZ3 fallen und erwähnte schon ab Mitte 1937 nur noch die EZ2 und die EZ4 in den Listen. Nur Tungsram hielt weiterhin die Treue zu dieser Gleichrichterröhre, weshalb man heute ungebrauchte Exemplare der EZ3 überwiegend von dieser Marke vorfindet.

Da die EZ4 nur für größere Empfänger und NF- Verstärker in Frage kommt, ist deren Anwendung in nur 97 Modellen relativ gesehen gar nicht einmal so schlecht, wie es scheint.

Die Zeit war damals offensichtlich noch nicht reif für Gleichrichterröhren mit 6,3 V Heizspannung, welche ohne eigene Heizwicklung parallel mit den anderen Röhren betrieben wurden. Diese Technik setzte sich erst viele Jahre später mit den Typen EZ40, 6X4 / EZ90, 6BX4, EZ80 und EZ81 durch.

* Die Anzahl der erwähnten Modelle im RM ergibt nur bedingt eine Aussage über die Verbreitung einer bestimmten Röhre. So erscheint die VCL nur in realtiv wenigen Modellen, darunter aber den in Millionen hergestellten DKE38. Andererseits gibt es auch Modelle von Kleinstfirmen, die nur in geringen Stückzahlen gefertigt wurden.


 

Ergänzungen 1937
 

EBF1 : Duodiode + Regelpentode, für HF- ZF- und NF- Verstärkung mit fester Schirmgitterspannung, S 1,1; 0,3 Af.

Die EBF1 ist eine mit Topfsockel und roter Metallisierung umverpackte Regelpentode- Duodiode 6B7 oder 6B8. Erkennbar ist die Fremdabstammumg an dem zur Roten Serie unpassenden Heizstrom von 0,3 A, der aber genau passend zu amerikanischen Röhren ist, sowie am Glaskolben, der deutlich größer ist, als der zeitgemäßer anderer Roter Röhren wie EBC3, EF5 oder EK2, aber genau der amerikanischen Kolbengröße ST-12 entspricht.

Vermutlich wollte man schnell eine Duodide - Pentode in der Roten Serie haben, um Kunden nicht zum wechseln auf amerikanische Röhren zu veranlassen, wo es solche Röhren schon seit Jahren gab.

Da im Philips- Konzern auch 6B7 und 6B8 vertrieben wurden, nahm man einfach ungesockelte Rohlinge hiervon, versah sie mit Außenkontaktsockeln und roter Metallisierung und schon hatte man die EBF1.

Die 6B7 / 6B8- Abstammung wurde verheimlicht, zur Verschleierung wurden absichtlich leicht veränderte Daten angegeben, z. B. 1,1 mA/V statt 1,3 der 6B8. Dies diente möglicherweise dazu, sie als Eigenentwicklung erscheinen zu lassen, um Lizenzabgaben an den 6B7- Urheber (RCA) zu umgehen. Bei einer wirklichen Eigenentwicklung hätte man mit Sicherheit nicht diesen Heizstrom und nicht diese Kolbengröße gewählt, so wie es ja später mit der EBF2 auch der Fall war.

Die EBF1 wurde offensichtlich nicht unter dem Namen Philips selbst herausgebracht. Als Hersteller bekannt wurden Dario, Mullard und, obwohl Valvo diese Röhre in Deutschland nicht verkaufen durfte, wurde sie auch dort eigens nur für Exportzwecke hergestellt. Die EBF1 ist die erste Duodiode-Regelpentode mit Außenkontakt- Sockel.

Die Verbreitung der EBF1 war in Kontinentaleuropa wohl nicht sehr groß, doch in der FunkGeschichte Nr. 85, S.217 wird sie sogar in australischen Empfängern gefunden.                

EBL1 : Endpentode + Duodiode, das Pentodensystem entspricht dem der EL3, mit zusätzlichen Dioden zur HF- Gleichrichtung. Vorstellung Jan. 1937.

9 W, 36 mA, S 9; -6 V.

Die EBL1 war gedacht zur Konstruktion einfacher Superhets ohne NF- Vorstufen, wobei mit der Diodenspannung direkt die Endpentode angesteuert wurde, z. B. mit dem Röhrensatz EK2, EF5, EBL1 und EZ3.

Da jedoch die Empfindlichkeit solcher Empfänger nicht immer befriedigend war, baute man alsbald 4-Röhrengeräte mit NF- Vorstufen, indem man das Pentodensystem der amerikanischen Verbundröhre 6F7 als ZF- Verstärker und das Triodensystem als Niederfrequenz- Verstärker einsetzte.

Mit einem Röhrensatz z. B. EK2, 6F7, EBL1 und EZ3 wurden die erste Schaltungen mit Standardröhren verwirklicht, bei der ein kompletter Superhet bestehend aus Misch-, ZF-, Dioden-, NF- Vor- und Endstufe und Gleichrichterröhre mit insgesamt vier Röhren auskommt, (wenn man von den sehr speziellen Loewe- Mehrfachröhren einmal absieht). Später wurden anstelle der 6F7 die ECF1 und die ECH4 eigens zu diesem Zweck in die Rote Serie aufgenommen.

EH2 : Regelheptode, ersetzt AH1, CH1 und EH1, Vorstellung Jan. 1937.

S 1,4; Sc 0,4

Die EH2 ist ähnlich der 6L7 für zwei unterschiedliche Anwendungsfälle vorgesehen:

1.: Als Mischröhre mit Fremdüberlagerung (Oszillator)

Diese Anwendung ist neu gegenüber Ihren Vorgängern AH1 und E449/RENS1234, welche hierzu nicht empfohlen werden.

2.: Als regelbarer HF- oder NF- Verstärker mit geringem Regelspannnungsbedarf

Zu 1.: Da die Fähigkeiten der Oktoden- Mischröhre EK2 nicht in allen Fällen zufriedenstellend sind, (besonders auf Kurzwelle), wurde für höhere Anforderungen an die Mischstufe die Heptode EH2 vorgesehen. Das Eingangssignal wird dem ersten Gitter zugeführt. Das Oszillatorsignal, das eine zusätzliche Röhre, z.B. eine EBC3 oder eine als Triode geschaltete EF6 liefert, wird dem dritten Gitter zugeführt.

Eine derart aufgebaute Mischstufe ist auf Kurzwelle ohne Frequenzverwerfung regelbar, das Eigenrauschen bei hohen Frequenz ist gering, der Eingangswiderstand ist hoch, die Mischverstärkung ist mit Sc 0,4 eher nur mäßig.

Zu 2.: Wie schon zuvor mit der AH1 oder E449 = RENS1234 kann die EH2 als HF- oder ZF- Verstärker verwendet werden, wobei mit einer geringen Regelspannung ein großer Regelbereich erzielt wird. Das Eingangssignal wird dem ersten Gitter, die Regelspannung wird entweder nur dem dritten Gitter oder dem ersten und dem dritten Gitter gleichermaßen zugeführt.

Sinngemäß kann die EH2 auch als regelbarer NF- Verstärker eingesetzt werden, z.B. als Dynamik- Kompressor / Expander oder Aussteuer- Automatik.

C/EM2: Magisches Auge, zur Abstimmanzeige und NF-Vorverstärkung. Vorstellung Juli 37

Die C/EM2 kann nur bedingt zur Roten Serie gezählt werden. Sie wurde von Philips nur in Ländern angeboten, in denen auch Telefunken stark vertreten war. Eigentlich ist es die 0,2A / 6,3V - Ausführung der AM2, eine Telefunken-Entwicklung. Sie wurde fast nur in Allstromgeräten mit C- Röhren verwendet, in deren Wechselstromausführungen die AM2 im Einsatz war.

Grundsätzlich hätte es genügt, diese Röhre EM2 zu nennen, so wie ja viele anderen Vorstufenröhren der Roten Serie sowohl 6,3V Heizspannung (Buchstabe E) wie auch 0,2A Heizstrom hatten, ohne dass dafür noch der Buchstabe C erwähnt wurde. Da aber der Verkauf der Roten Röhren in Deutschland durch das Telefunken-Monopol verhindert wurde und diese daher dort unbekannt blieben, sollte mit dem zusätzlichen C auf die Zugehörigkeit zur C-Serie hingewiesen werden.

Außer zur Abstimmanzeige kann die C/EM2 und die AM2 zusätzlich zur NF-Vorverstärkung verwendet werden. Hierzu wird das eingebaute Triodensystem nur als NF-Verstärker benutzt, während die Anzeige-Steuerspannung dem Gitter des Anzeigesystems zugeführt wird. Diese muss sich aber im Bereich von -6...+3V bewegen und kann nur durch eine trickreiche Schaltung u.A. aus der Schirmgitterspannung der ZF-Röhre gewonnen werden.

Von allen bekannten Magischen Augen haben die C/EM2 und die AM2 das unschönste Anzeigebild. Bei Vollaussteuerung lassen sich die Leuchtwinkel nicht schließen und es bleibt immer eine hässliche Lücke dazwischen bestehen. Bei schwachen Signalen werden die Kanten der Leuchtwinkel immer unschärfer, bis nur noch zwei "schmutzige" grüne Flecken übrig blieben, sofern man nicht den Anzeigebereich entsprechend begrenzt.

 

 

Fortsetzung in Teil II

 

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