Telefunken Magnat CZ - Restauration und Redesign

Veröffentlicht in Eigene Geräte und (Re-) Designs

 

Telefunken Magnat CZ

Restauration und Redesign

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Bei der Suche nach einem Radio mit dem weit verbreiteten Röhrensatz AK2, AF3, ABC1, AL4 und AZ1 aus der 4V- A-Serie, fand ich ein Telefunken- Gerät mit diesen Röhren. Bei näherer Betrachtung ergab sich, dass es sich unmöglich um ein von Telefunken in Deutschland gefertigtes Gerät handeln konnte.

Besonders bemerkenswert ist die ungewöhnliche Anordnung von Skala und Knöpfen auf der linken Seite und dem Lautsprecher rechts, demzufolge also ein „Radio für Linkshänder“.

Nach weiterer Recherche ergab sich, dass es sich um das Gerät „Magnat CZ“ handelt, das um 1936/1937 in der Telefunken– Filiale Krajowe Zaklady, Warschau, Polen, hergestellt wurde. Es wurde viele Jahre später hier im Saarland gefunden und entsprechend der verwendeten Ersatzteile muss es auch hier in den 1950er Jahren repariert worden sein.

Was ursprünglich nur als normale Restauration gedacht war, entwickelte sich zu einem als notwendig erachteten Redesign der Schaltung, was zum Anlass wurde, dieses Radio hier vorzustellen.

Es sollte wohl als etwas luxuriöser 7-Kreis- Super mit Bandfilter-Eingang angepriesen werden, aber wahrscheinlich wurde durch ein gesetztes Preislimit an allen möglichen Stellen gespart, um dieses einzuhalten. Durch diese Sparmaßnahmen wurden praktisch alle seiner Qualitäten mehr oder weniger deutlich herabgesetzt.

Für Superhet- Empfänger mit niederer ZF, z. B. im 125 kHz- Bereich, ist ein Bandfilter-Eingang, der aus zwei lose gekoppelten Schwingkreisen besteht, notwendig, um Spiegelfrequenz- Empfang zu unterdrücken.

Bei einer ZF von 465 kHz, wie hier der Fall, bringt ein Bandfilter-Eingang aber kaum noch Vorteile. Für dieses Radio wäre es daher viel besser gewesen, auf diesen zu verzichten und das Gerät mit normalem Eingangskreis und in gewohnter Qualität aufzubauen, statt es mehr oder weniger kaputt zu sparen.

Nur der LW- und der MW- Bereich haben einen Bandfilter-Eingang. Auf Kurzwelle, wo der Bandfilter-Eingang den größten Nutzen zur Spiegelfrequenz- Unterdrückung gebracht hätte, ist stattdessen nur ein einfacher Eingangskreis. Möglicherweise ist im Kurzwellenbereich von ca. 6...18 MHz ein Bandfilter-Eingang nicht realisierbar, da dieser bei vergleichbaren anderen Telefunken- Empfängern ebenfalls nicht vorhanden ist.

Der für diesen Röhrensatz und elektrodynamischem Lautsprecher viel zu kleine Netztrafo ist primitiv mit Schränklaschen wie beim VE befestigt.

Die Gleichrichterröhre AZ1 arbeitet in Einweggleichrichtung, was aber zur Ersparnis an Trafogröße kontraproduktiv ist, denn dazu braucht man wegen der Aufmagnetisierung eigentlich mehr statt weniger Trafoblech.

Um diesen zu kleinen Netztrafo verwenden zu können, wurden die Ströme aller Röhren herabgesetzt.

Alte Schaltung wie vorgefunden. Ein original Schaltbild ist nicht vorhanden. Ein Schaltbild im RM.org ist aus dem Gerät heraus aufgenommen und ist fehlerhaft. Auch in diesem Bild sind Eingangs- und Oszillatorkreis nicht völlig sicher. 
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An einem gemeinsamen 20 + 20 kΩ Spannungsteiler für Oszillator und die Vorstufen- Schirmgitter liegen nur 66V an, wodurch sich die Ströme der beiden HF- Röhren AK2 und der AF3 verringern, aber auch deren Verstärkung.

Ebenso zur Stromersparnis erhielten die AK2 und der AF3 größere Katodenwiderstände, die AK2 erhielt 300 statt 200 Ω, die AF3 erhielt 500 statt 300 Ω.

Als Folge der zu geringen Schirmgitterspannung der Vorstufen- Röhren verstärken diese zu wenig, wodurch auch zu wenig Regelspannung erzeugt wird. Dadurch geht selbst bei Ortsempfang der Anodenstrom nicht weit genug zurück und das Schatten- Abstimmanzeigeinstrument erreicht nie Vollausschlag.

Aus dem gleichen Grund ist auch die Signalfestigkeit dieses Radios deutlich geringer als die vergleichbarer Geräte, es übersteuert HF- mäßig bei Signalstärken, die andere Superhets noch mühelos beherrschen.

Ein gemeinsamer Spannungsteiler für Oszillator und Schirmgitter, wie hier der Fall, sollte möglichst vermieden werden, da die Schwankungen der Schirmgitterströme Spannungsänderungen für den Oszillator darstellen, was wiederum zu Frequenzänderungen führt. Auch dieser Qualitätsverlust wurde in kauf genommen.

In diese Richtung geht auch die Wahl der wohl etwas billigeren Oktode AK2 als Mischröhre, statt wie bei Telefunken üblich, die Triode- Hexode ACH1, da Oktoden auf Kurzwelle weniger Frequenzstabil sind als Trioden- Hexoden.

Auch die Endröhre AL4 erhielt einen größeren Katodenwiderstand von 200 statt 150 Ω, wodurch nur 33 satt 41 mA Gesamtstrom fließen.

Am Ausgangsübertrager wurde mittels möglichst dünnem Draht gespart, wodurch der ohmsche Widerstand mit 720 Ω enorm hoch wurde, normal sind Werte von 250 - 300 Ω.

Jeweils vor dem Steuergitter der ABC1 und der AL4 lag ein 200 kΩ Widerstand. Dieser diente wohl zusammen mit der Leitungs- und Gitterkapazität der HF- Unterdrückung, um somit einen ca. 100 pF- Kondensator einzusparen.

Dieser Widerstand hatte bei der ABC1 zur Folge, dass bei ganz zurück gedrehtem Lautstärke-Poti die NF leise und ohne Bassbereich zu hören war. Dies geschah durch die direkte kapazitive Kopplung in der Röhre von den Dioden auf das Gitter der Triode. Dieser Fehler musste bei jedem Gerät mit dieser Schaltung bemerkbar sein, trotzdem wurden die Radios mit diesem Mangel verkauft.

Auf zusätzliche Lötstützpunkte im Chassis wurde verzichtet, dafür sind bis zu 5 Verbindungen an einer Lötstelle, wo eigentlich nur Platz für 2 ist. Lötarbeiten daran sind eine echte Herausforderung.

Die Skalenscheibe ist nur 1,2 mm dick, völlig unüblich bei Skalen, insbesondere in dieser Größe. Es gibt keine Wellenlängen- oder Frequenzangaben, nur sehr schlicht dunkelbraune Schrift der Sendernamen auf transparenter Umgebung. Die Schrift ist auf einer transparenten Folie, die von hinten auf das Glas geklebt wurde. Dies erweckt den Eindruck eines Nachkriegs-Notradios eines kleineren Herstellers.

Der Friktions-Antrieb für den Drehko ist für diese Geräteklasse untypisch. Er ist zwar wegen des Federkraft-Andrucks (sh. Bild) von etwas besserer Qualität als z. B. beim VE, trotzdem rutscht er an manchen Stellen durch. Auch stört die umgekehrte Zeigerbewegung gegenüber dem Drehknopf.

 

Restauration und Redesign:

An dem Gerät wurden früher umfangreiche Reparaturen ausgeführt, z. T. auch fehlerhaft, nach den Ersatzteilen zu schließen, wohl in der Saarstaats- Zeit in den 1950er Jahren.

Die Elkos und die Gleichrichterröhre AZ1 waren ausgetauscht und der Netztrafo neu gewickelt. Da dieser im Betrieb nur knapp 3,6 statt 4 V Heizspannung und eine Anodenspannung von nur 215 V lieferte, muss wohl bei der Berechnung ein Fehler unterlaufen sein. Möglicherweise hatte man sowohl für die Primär- wie auch für die Sekundärwicklungen die gleiche Windungszahl pro Volt eingesetzt, ohne die Spannungsverluste zu berücksichtigen.

Neue Schaltung nach Redesign, so, wie man es eigentlich hätte machen sollen.
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Da diese Unterspannungen von bis zu -14% unbefriedigend waren, wurde dieser Trafo ausgetauscht gegen den letzten vorhandenen Reserve- Netztrafo für 4V- Superhets, wodurch nun ordnungsgemäße Spannungen erreicht werden. Die Anodenspannung wird nun durch Zweiweggleichrichtung erzeugt, wie für diese Geräteklasse üblich.

Alle Vorstufenröhren erhielten Katoden- und Schirmgitterwiderstände nach Datenblatt, der bisherige 20 + 20 kΩ Spannungsteiler wurde durch eine Kette aus 16 kΩ, 4,3 kΩ und 22 kΩ ersetzt, wodurch die Vorstufen-Schirmgitter nun ihre Soll-Spannungen erhalten und somit die AK2 und die AF3 auf ihre volle Leistung kamen.

Der Oszillator erhielt einen separaten 80 kΩ Vorwiderstand. Die 200 kΩ- Widerstände vor dem Steuergitter der ABC1 und der AL4 wurden durch 2 kΩ bzw. 7 kΩ ersetzt, wodurch das o. g. Übersprechen beseitigt wurde.

Das Schatten- Abstimmanzeigeinstrument wird jetzt nur noch vom Anodenstrom der AF3 durchflossen, wie man in Schaltungen anderer Telefunken- Super sehen kann und arbeitet damit einwandfrei.

Die Beleuchtung dieses Instruments mittels einer Skalenlampe war äußerst ineffizient und von sehr mangelhafter Ausführung. Daher wurde diese Beleuchtung auf eine Warmton- LED umgerüstet, die vom Katodenstrom der AL4 gespeist wird. Die Lichtfarbe ist von einer Glühlampe nicht zu unterscheiden.

Zwischendurch wurde anstelle dieses Schatten-Instruments versuchsweise ein Magisches Band PM84 eingebaut, welches sehr gut in das rechteckige Sichtfenster passte.
Der Test verlief jedoch nicht voll befriedigend, weshalb wieder auf das Schatten- Abstimmanzeigeinstrument zurück gegriffen wurde.

Die Katodenspannung 6,8 statt 6,0 V der AL4 wurde beibehalten, da möglicherweise der Ausgangsübertrager, infolge des verringerten Anodenstroms, auf eine höhere Impedanz z. B. auf 8...9 kΩ, angepasst wurde.

Ansonsten wurden, wie üblich, fast alle alten Kondensatoren und Elkos erneuert.

Der Skalenhintergrund war original vermutlich elfenbein-weiß, war aber von Rostpickeln überdeckt. Nach Entfernung der alten Farbe wurde der Skalenhintergrund mit ockergelber Farbe neu lackiert, was sehr ansprechend aussieht.

Das Gehäuse war in gutem Zustand und brauchte nur gereinigt zu werden. Nur der Lautsprecher- Bespannstoff ist eher schon austauschbedürftig, wurde aber vorerst noch belassen.

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Blick auf das Chassis wie vorgefunden mit original Netztrafo

Chassis- Unteransicht mit Bauteilen wie vorgefunden.
Oben im Bild kann man die sehr dünne Skalenscheibe sehen

Chassis- Unteransicht mit neuen Bauteilen nach Redesign.
 

Blick auf das Chassis mit neuem Netztrafo

Chassis- Seitenansicht mit neuem Netztrafo. Da dieser deutlich größer ist, ließ er sich gerade noch so ganz knapp unterbringen.

Chassis- Rückansicht

 

Rückbau auf original Netztrafo

Nach einiger Zeit erschien die Lösung mit dem Ersatz- Netztrafo als nicht mehr zufriedenstellend, u. A. da dieser überdimensioniert war und nur noch knapp auf das Chassis eingezwängt werden konnte.

Es wurden nun neue Überlegungen erstellt, ob man den alten original Transformator vielleicht doch verwenden könnte.

Wie schon erwähnt, wurde der original Netztrafo bei einer früheren Reparatur neu gewickelt. Nun zeigte sich bei einer neuen Untersuchung, dass dieser eine Heizwicklung für 4 und auch für 6,3V aufwies ! Damit konnten die damals raren 4 V- Röhren der A- Serie durch gut erhältliche 6,3 V- Röhren der Roten E- Serie ersetzt werden.

Dies konnte jetzt genutzt werden, um die Heizstrom fressenden A- Röhren durch sparsamere E- Röhren zu ersetzen, insbesondere die AL4 mit 4V/1,75A durch die EL3N mit 6,3V/0,9A, sowie die ABC1 mit 4V /0,65A durch eine EBC3 mit 6,3V/0,2A. Dadurch wurde die 4 V- Wicklung entlastet und die Last verteilt sich auch auf den 6,3 V- Wicklungsteil.

Auch wurde die Einweggleichrichtung der Anodenspannung als sehr nachteilig erachtet. Sie konnte eine Ursache für die verringerte Anodenspannung und der starken Erwärmung des Transformators sein, weshalb möglichst auf Zweiweggleichrichtung umgerüstet werden sollte.

Da der Netztrafo eine völlig getrennt herausgeführte Gleichrichter- Heizwicklung hat, ließ sich mit der Zweiweggleichrichterröhre AZ1 und zwei zusätzlichen Dioden eine Brückengleichrichtung realisieren.

Die verwendeten Dioden Typ EM513 haben eine Sperrspannung von 1600 V und damit eine sehr hohe Reserve. Hier hätten auch die normal üblichen 1N4007 mit 1000 V Sperrspannung genügt.

Durch die nun erhaltene Vollweg – Gleichrichtung erhöhte sich die Anodenspannung von zuvor nur 215 V auf nunmehr 246 V – ein beachtlicher Unterschied ! Auch die Erwärmung verringerte sich auf normale Werte. Dabei brauchten die oben erwähnten Schaltungsverbesserungen nicht etwa rückgängig gemacht zu werden.

Alle Erwartungen wurden übertroffen, d
er Rückbau auf den original Netztrafo wurde somit erfolgreich ausgeführt !

 

Jetzt wieder mit original Transformator & EL3 & EBC3 !

Jetzt wieder mit original Transformator !

 

Schatten- Abstimmanzeigeinstrument bei starkem Signal

Abstimmanzeigeinstrument bei mittlerem Signal

Abstimmanzeigeinstrument bei schwachem Signal oder ohne Empfang

Test mit PM84 statt Schatten- Abstimmanzeigeinstrument