Lorenz Super 200 "Export"

Veröffentlicht in Eigene Geräte und (Re-) Designs

 

Vom 4V- A- Röhren- Radio mit AK2, AF3, ABC1, AL4 und AZ1

zum 6,3V- E- Röhren- Radio mit ECH3, EF9, EBC3, EL3N und 1883

 

Schon vor Jahrzehnten erhielt ich einen „Lorenz Super 200“, ein Empfänger der oberen Mittelklasse in gutem Zustand, ein 7-Kreis Superhet mit Bandfilter-Eingang und Bandbreitenregelung, jedoch mit einen gravierenden Fehler: der Netztrafo war durchgebrannt ! Ersatz- Trafos für Superhets mit 4V- Röhren und Lautsprecher- Feldwicklung waren hier schon immer knapp, so, dass dieses an sich gute Radio im Reservelager ausharren musste. Einige Jahre später wurde mir ein Ausschlacht- Chassis des gleichen Modells angeboten, nur war hier der Trafo ebenfalls defekt ! Möglicherweise hat dieses Modell einen systematischen Fehler, der zum Trafotod führt.

Nun wollte ich nach all den Jahren dieses Gerät nicht noch länger nutzlos herumstehen haben. Da 4V- Trafos mittlerweile eher noch knapper sind, dachte ich darüber nach: warum rüste ich dieses Radio nicht einfach auf 6,3V- E- Röhren um ? An Bauteilen im Gerät konnte ich erkennen, dass es erst im Frühjahr oder Mitte 1939 gebaut wurde, da war außerhalb von Deutschland die 4V- A- Serie schon längst veraltet ! Als Exportgerät wäre es mit diesem Röhrensatz im Ausland kaum noch verkäuflich gewesen !

Da ein ein geeigneter französischer 6,3V- Netztrafo schnell gefunden war, entschloss ich mich, es als virtuelles Exportgerät auf die Rote 6,3V- E- Serie umzurüsten.

Außer Reinigung waren keine Arbeiten am Gehäuse notwendig, auch der Bespannstoff ist noch brauchbar, nur der Skalenhintergrund musste neu gesprayt werden.
Das Design der Skala ist sehr schlicht gehalten und für diese Geräteklasse eher unterwertig.

Zur Abstimm- und Feldstärkeanzeige dient ein Schattenzeiger. Dieser schwingt jedoch derart stark nach, dass er als Abstimmhilfe unbrauchbar ist. Abstimmen muss man also nach Gehör, als ob er nicht vorhanden wäre. Nur im beruhigten Zustand kann man an seinem Ausschlag die Signalstärke des empfangenen Senders abschätzen.

 

Das gereinigte, von Röhren und defektem Trafo befreite Chassis.

Bauteile und Verdrahtung im Fundzustand. Der kleine Trafo oben Mitte war ein Anpass- Trafo 4 auf 6,3V, um zuvor schon eine EBC3 statt der ABC1 zu betreiben.

  Die original Schaltung

 

Die Schaltung nach Umrüstung auf E- Röhren. Nur wenig musste geändert werden. Bei der Mischstufe wurde das Oktoden- Symbol belassen, obwohl hier jetzt eine Triode- Hexode ihren Dienst tut.

 

Anstelle der Oktode AK2 kam die Triode- Hexode ECH3 zum Einsatz. Die der AK2 entsprechende E- Röhre wäre zwar die EK2 gewesen, die hier jedoch knapp ist, aber die ECH3 dagegen eine Massenröhre. Außerdem wird damit demonstriert, dass eine Oktode ohne besonderen Aufwand durch eine Triode- Hexode zu ersetzen ist.

Für die AF3 kam die EF9 zum Einsatz, für die ABC1 die EBC3, für die AL4 die EL3N, für die Gleichrichterröhre AZ1 die 1883 mit 5V Heizspannung, wie es in französischen Radios mit der Roten E- Serie üblich war.

Bei keiner der Röhren war eine Umverdrahtung notwendig, alle Röhren sind pinkompatibel zu einander, sogar die ECH3 zur AK2 ! Nur wegen unterschiedlichen elektrischen Daten wurden mehrere Widerstände geändert: für die ECH3 und die EF9 jeweils die Katoden- und Schirmgitterwiderstände sowie der Vorwiderstand für die ECH3 Oszillator- Anode.

Da der Anodenstrom der EF9 geringer ist als der der AF3, wurde der Abstimm- Schattenzeiger (im Schaltbild SA) so geschaltet, dass er vom Anoden- und Schirmgitterstrom der EF9 durchflossen wird, zuvor war es nur der Anodenstrom.

Für die EBC3, die EL3N und die 1883 waren keine Änderungen erforderlich.

 Die Schaltung nach der Restaurierung. Kondensatorwerte, die nicht frequenzbestimmend sind, wurden oft großzügig nach oben aufgerundet,
(im Schaltbild nicht erwähnt), trotzdem sind diese winzig klein gegenüber den original Kondensatoren.

 

Von 4 der original- Hochvolt-Elkos konnten 3 wieder formiert und weiter verwendet werden, ansonsten wurden alle zweifelhaften Kondensatoren erneuert.

Die Inbetriebnahme des Gerätes verlief unproblematisch.

Wegen der Schaltkapazität der Röhren hätten eigentlich alle Kreise nachgestimmt werden müssen. Dies war jedoch nur möglich an den Trimm- Kondensatoren im Eingangs- und Oszillatorkreis.
Alle Spulen- Eisenkerne, auch die der ZF- Filter, sind jedoch verklebt und somit unbeweglich.

Stellt man die Bandbreitenregelung auf breit, erhält man eine relativ normale Empfindlichkeit des Empfängers, so dass kein weiterer Abgleich notwendig ist.

 

 Mit neuem Netztrafo und Röhren bestücktes betriebsfähiges Chassis.

Der größte Arbeitsauwand bestand im Einbau des neuen Netztrafos. Der original Trafo war auf Gewindebolzen montiert, die mit dem Chassis verschweist sind und daher nicht veränderbar waren. Daher mussten an den Ersatz- Trafo überbreite Fuß- Haltewinkel montiert werden.

Wie schon am alten original- Trafo war auch an diesem die Gleichrichterröhre seitlich angebaut, so dass auch hier kein besonderer Mehraufwand erforderlich war. Die vom neuen Trafo gelieferten Spannungen stimmten alle genau, was schon alleine wegen unterschiedlicher Lautsprecher-Feldwicklungen keinesfalls selbstverständlich ist.

 

 

Grob – fein Abstimm- Getriebe

Eine Besonderheit stellt der Skalenantrieb dar. Dieser ist während einer ca. ⅞ Umdrehung fein übersetzt, danach wird durch einen Nocken auf einen grobe Übersetzung gewechselt. Man kann dadurch schnell über große Bereiche der Skala wechseln und trotzdem sehr fein abstimmen.
Dies geschieht am einfachsten, wenn man über einen gefundenen Sender leicht darüber hinweg dreht, sobald man dann wieder in die andere Richtung dreht, befindet man sich automatisch im fein übersetzten Bereich, so dass man den Sender dann sehr präzise einstellen kann.

Die Skalen- Antriebsachse mit Nocken auf dem Umschalt- Anschlag. Dreht man nach rechts gegen den Anschlag, befindet man sich im Bereich der groben Übersetzung. Dreht man nach links vom Anschlag weg, ist man im fein übersetzten Bereich. 

Hier ist es genau umgekehrt:

Dreht man nach links gegen den Anschlag, befindet man sich im Bereich der groben Übersetzung. Dreht man nach rechts vom Anschlag weg, ist man im fein übersetzten Bereich.

 

 Hier ist man mitten im fein übersetzten Bereich. Erst wenn der Nocken wieder gegen den Anschlag gedreht wird, schaltet der Antrieb auf grob.