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Die Roten Röhren von Philips, Teil III, Ergänzungen 1940

Veröffentlicht in Glasröhren in traditioneller Quetschfuß-Technik (REN904, AF7)

Die roten 30er C- D- E- und K- Serien, die rote 1er U-Serie

Deutschland nach 1945: Aus rot wird (wieder) gold !

 

Röhren :

CBL1, CBL6, CCH2, CK3, CL4, CL6, CY1, CY2,

CBL31, CCH35, CL33, CY31, CY32,

DAC31, DAC32, DCH31, DF31, DF33, DK32, DL33, DL35, DLL31,

EBF2, EBL1, ECH4, ECF1, EF6, EF9, EL8, EM4, AZ1,

AZ31, EBL31, ECH33, EF39, EBC33, EM34, EL33,

KBC32, KF35, KK32, KL35, KLL32,

UBL1, UBL3, UCH4, UF5, UF6, UF9, UF10, UL2, UM4, UY1(N), UY3, UY4.

ECH4 : Triode-Heptode zur Frequenzumsetzung, HF- und NF-Verstärkung; ersetzt die ECH3, Vorstellung Anfang 1940.

Sc 0,75, S 2,2; If = 0,35 A .

Nachdem Philips mit den Oktoden, besonders aber mit ECH2 und EK3, vom geraden Weg der Mischröhrenentwicklung abgekommen war und mit der Triode-Hexode ECH3 wieder den Anschluss fand, so wurde nun mit der Triode-Heptode ECH4 ein richtungsweisendes Konzept gefunden, welches auf die ECH21 und später mit nur minimal veränderter Charakteristik zur ECH81 überging. Diese wurde dann in Europa der fast ausschließlich verwendete AM- Mischröhrentyp bis zum Ende des Röhrenzeitalters.

Im Gegensatz zur ECH3 ist das Mischsystem der ECH4 statt eine Hexode nun eine Heptode.
Eine Hexode wie die ECH3 verhält sich zur Anode hin wie eine Tetrode, da sich zwischen den letzten Schirmgitter kein Bremsgitter befindet. In der Heptode ECH4 wurde ein solches Bremsgitter eingefügt, so dass dieses System nun zur Anode hin Pentodenverhalten hat.

Das Triodengitter der ECH4 ist getrennt vom Gitter 3 des Mischsystems herausgeführt. Das Bremsgitter ermöglicht den Betrieb mit gleitender Schirmgitterspannung bei gleichbleibend hohem Innenwiderstand und verringertem Rauschen. Die Heptode kann außerdem wie eine Pentode als ZF- Verstärker verwendet werden. 

Zweck dieser Maßnahmen war die möglichst universelle Verwendbarkeit dieser Röhre über den Einsatz als Mischröhre hinaus mit dem Ziel, die Anzahl von Empfänger- Röhrentypen zu begrenzen. Mit einem Röhrensatz, bestehend aus ECH4, ECH4, EBL1 und AZ1 konnte man einen vollwertigen Superhet aufbauen. Dabei wird die erste ECH4 wie bisher als Mischröhre geschaltet. Von der zweiten ECH4 wird das Heptodensystem als ZF- Verstärker verwendet, indem das Eingangssignal dem ersten Steuergitter zugeführt und das zweite Steuergitter (G3) auf 0 V gelegt wird. Das Triodensystem dient als NF- Vorstufe, während von der Duodiode-Endpentode EBL1 die Dioden die HF- Gleichrichtung vornehmen und das Pentodensystem als NF-Endstufe wirkt.

Schon im Juli 1939 wurde von Telefunken die Triode+Endtetrode ECL11 vorgestellt.
Mit dieser neuen ECL11 war es nun möglich, zusammen mit den Röhren ECH11 und EBF11 einen kompletten Superhet- Empfänger mit nur 3 Röhren + Gleichrichterröhre zu bestücken.

Diesem Konkurrenzdruck konterte Philips mit ebenfalls nur einer neuen Röhrentype, der ECH4, einen Superhet-Röhrensatz mit auch nur 3 + 1 Röhren anzubieten, der aus 2 Stück ECH4 und der schon seit 1937 erhältlichen EBL1 bestand, zusätzlich einer Gleichrichterröhre.

Philips hob dabei besonders hervor, statt zwei verschiedener Typen, zwei mal die Universalröhre ECH4 verwenden zu können, die sowohl als Mischröhre wie auch als ZF + NF- Verstärker arbeiten kann.

Für Allstrom wurde für das gleiche Konzept der Röhrensatz mit den 100 mA- U- Röhren 2 * UCH4 + UBL1 + UY1 angeboten, um gegen den Telefunken Allstromröhrensatz UBF11, UCH11, UCL11 und UY11 zu konkurrieren.

Ab 1941 erschien in der damals ganz modernen Loktal- Allglastechnik die Typen ECH21 und EBL21, sowie für Allstrom die Typen UCH21 und UBL21 mit gleichen Daten wie die bisherigen Quetschfuß- Typen.

ECF1: Regelpentode-Triode zur HF- und NF-Verstärkung; erschien Anfang 1940.
Pentode S 2; Triode µ 20; 0,2 Af. 

Die ECF1 wurde offensichtlich von Philips- Tochterfirmen in Frankreich entwickelt und war außer wenigen Ausnahmen fast nur in Frankreich verbreitet.
Eine spezielle Ankündigung oder Vorstellung wurde bisher nicht gefunden.
Sie wurde erstmals im Juni 1940 in einer Liste von damals in Frankreich gebräuchlichen Röhren erwähnt, d. h. sie war zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Markt.

Sie wurde entwickelt, um zusammen mit einer Triode-Hexode ECH3, einer Duodiode-Endpentode EBL1 und einer Gleichrichterröhre einen vollwertigen 6-Kreis- Superhet aufbauen zu können. Dabei dient die ECH3 als Mischröhre, von der ECF1 dient die Pentode als ZF- Verstärker und die Triode als NF-Vorstufe, während von der EBL1 die Dioden die HF- Gleichrichtung vornehmen und das Pentodensystem als NF-Endstufe arbeitet.

Es ist klar ersichtlich, dass mit dem Röhrensatz ECH3, ECF1 und EBL1 das gleiche 3 + 1 – Röhrenkonzept angeboten wurde, wie es sonst von Philips mit dem Röhrensatz 2 * ECH4 + EBL1 entsprach.

Warum ECH4 und ECF1 ?

Warum wurden zur gleichen Zeit und zur gleichen Schaltungstechnik die ECF1 und die ECH4 parallel entwickelt ?

Das ist nicht ganz so einfach zu erklären.

Die Ursache liegt darin, dass es zu dieser Zeit in Frankreich noch viele Netze mit 110 – 130 V Netzspannung gab.

Der Allstrom – Röhrensatz der 100 mA- U- Röhren 2 * UCH4 + UBL1 + UY1, der parallel zu 2 * ECH4 + EBL1 angeboten wurde, benötigte jedoch eine Gesamt- Heizspannung von mindestens 145 V. Dadurch war dieser für niedrigere Netzspannungen ungeeignet, weshalb diese Serie in Frankreich nicht in eingeführt wurde.

Stattdessen war ein Röhrensatz gefragt, dessen Gesamt- Heizspannung bei maximal 110 V lag, wie er mit End- und Gleichrichterröhren der Allstrom- C- Serie und Vorstufen- Röhren der Roten E- Serie realisiert werden konnte, die alle für 0,2 A Heizstrom ausgelegt sind.

Außerdem war gewünscht, dass die Vorstufenröhren weiterhin die Heizdaten 6,3V / 0,2A haben, wie in der Roten Serie üblich, die sowohl an 6,3V Wechselspannung wie auch in 0,2A- Serienheizkreisen betreiben werden konnten. Verschiedene Röhren für Wechselstrom und Allstrom, wie ECH4 und UCH4, konnten so vermieden werden.

Die Triode-Heptode ECH4 mit ihrem enorm hohen Heizstrom 0,35 A schied hierbei aus, dafür passte die Triode- Hexode ECH3 mit Heizstrom 0,2 A in dieses Konzept und konnte nach wie vor als Mischröhre verwendet werden.

   

Jedoch war die Verwendung der ECH3 als ZF + NF- Verstärker, so wie die ECH4, aus zwei Gründen nicht möglich :

grundsätzlich schon nicht wegen der internen Verbindung des Triodengitters vom Gitter 3 des Mischsystems. Man hätte also eine Spezialversion der ECH3 benötigt mit getrennten Systemen und der Sockelschaltung der ECH4.

Im Betrieb als ZF- Verstärker hätte das Hexodensystem der ECH3 dann aber wegen dem fehlenden Bremsgitter wie eine Tetrode funktioniert, was besonders bei hohen Signalpegeln der ZF- Stufe nachteilig gewesen wäre.
Also ergab sich daraus die Forderung, das Hexoden- System der ECH3 in eine Pentode umzuändern – das war der direkte Weg, der zur ECF1 führte !

 

<-- Schnitt des ECH3- Hexodensystems in Seitenansicht.
Die Gitter 2 und 4 sind beide Schirmgitter und schon in der Röhre verbunden.
Gitter 3 ist mit dem Gitter der Oszillator- Triode verbunden.

   

Aufbau des ECF1 – Pentodensystems

Man erhält den Eindruck, dass man die Triode- Pentode ECF1 möglichst schnell haben wollte, ohne viel investieren zu müssen und verwendete offensichtlich als Basis zur ihrer Konstruktion die Triode- Hexode ECH3.

Von der ECH3 wurde alles beibehalten, was nicht unbedingt geändert werden musste. Kolben, Systemaufbau und Triodensystem blieben völlig identisch, lediglich das Hexodensystem der ECH3 wurde in eine Pentode umfunktioniert.

Von diesem Hexodensystem wurde der Gesamtaufbau mit Glimmerplatten, Halte- und Abschirmbleche - und sogar die Gitter 1, 2 und 3 beibehalten.

Da eine Pentode nur 3 Gitter benötigt, im Hexodensystem jedoch 4 Gitter vorhanden sind, wäre anzunehmen, dass ein Gitter überflüssig wäre und daher entfallen müsste.
Erstaunlicherweise ist dies nicht der Fall, - stattdesen sind schon in der Röhre das zweite (g2) und das dritte Gitter (g3) parallel geschaltet und dienen gemeinsam als Schirmgitter.

Das Gitter 2 arbeitete schon in der ECH3 als Schirmgitter, Gitter 3 führte jedoch bei der ECH3 die Oszillatorspannung im negativen Bereich und liegt aber nun parallel mit Gitter 2 an der positiven Schirmgitterspannung !

Dies ist verwunderlich, schien jedoch die besten Resultate zu ergeben, wie die Daten zeigen.

Man sah es wohl als vorteilhafter an, die gleichen Teile wie in der ECH3 verwenden zu können. Der Mehraufwand der 2 Schirmgitter parallel schien vernachlässigbar zu sein gegenüber dem Aufwand, ein neues einzelnes Schirmgitter eigens für die ECF1 zu entwickeln.

Lediglich das vierte Gitter der ECH3- Hexode, welches dort als zweites Schirmgitter diente, konnte in dieser dicht gewickelten Ausführung nicht beibehalten werden. Zur Pentodenfunktion musste es als Bremsgitter mit einer groben Steigung ersetzt werden.

Dieses Bremsgitter scheint das einzige erkennbar unterschiedliche Konstruktionsdetail zwischen der Triode- Pentode ECF1 und der Triode- Hexode ECH3 zu sein, abgesehen von der unterschiedlichen Beschaltung.

Zum Aufbau der Triode- Pentode ECF1 wäre es logisch richtiger gewesen, als Basis die Duodiode-Pentode EBF2 zu verwenden und deren Duodiodensystem durch die ECH3- Triode zu ersetzen.
Vermutlich war jedoch der Umbau der ECH3- Hexode in eine Pentode einfacher zu realisieren.

Mit den Typen ECH3 und ECF1 standen nun Vorstufenröhren zur Verfügung, die sowohl für Wechselstromempfänger mit 6,3 V Heizspannung wie auch für Allstromempfänger mit 0,2A Serienheizkreisen geeignet waren.

Als dritte Röhre kam in Wechselstromempfängern fast ausschließlich die EBL1 zur Anwendung, sowie einer Gleichrichterröhre, in Frankreich meistens die 1883, ansosnsten die AZ1.

Bei Allstromempfängern kam als dritte Röhre die CBL1 für Geräte bis 220 V zur Anwendung, für Geräte für nur 110 – 130 V stand eigens die CBL6 zur Verfügung.
Als Gleichrichterröhre wurde fast immer die CY2 wegen ihrem geringeren Innenwiderstand, mit beiden Systemen parallel, gegenüber der CY1 bevorzugt.

C- Röhren in der Roten Serie

Da der Heizstrom der meisten E- Vorstufenröhren nun einheitlich 0,2 A war, benötigte man für Allstromgeräte fast nur noch die bisherigen End- und Gleichrichterröhren der C- Serie. Diese wurden dann ebenfalls als Rote Röhren anerkannt, wobei die Endröhren meistens einen roten Abschirmkragen erhielten.

Als Endröhren kamen in der Rote Serie zur Anwendung: 

CBL1 (für 220V-Netze), CBL6 (für 110V-Netze), CL4 (220V), CL6 (110V), 

als Gleichrichterröhre wurde überwiegend die CY2 verwendet.

CY1: Einweggleichrichterröhre zur Gleichrichtung der Anodenspannung direkt aus der Netzspannung. 
Erschien 1934.

250V, 80 mA.

CY2 Einweggleichrichterröhre mit zwei Dioden zur Gleichrichtung der Anodenspannung direkt aus der Netzspannung.
Erschien 1934.

Bei 110V-Wechselstromnetzen ist Spannungsverdopplung möglich, jedoch nur bis maximal 60 mA.

Die CY2 wurde jedoch sehr häufig mit beiden Diodensystemen parallel betrieben, wodurch sich der Innenwiderstand verringerte und 120 mA entnommen werden können.

CL4 : Endpentode, ersetzt CL1, Allstromausführung der EL3, erschien 1936

9 W, 45 mA, 200Vb, S 8; -8,5 V.

CBL1 : Endpentode + Duodiode, Allstromausführung der EBL1, erschien 1937 zusammen mit dieser. Das Pentodensystem entspricht dem der CL4, mit zusätzlichen Dioden zur HF- Gleichrichtung.

9 W, 45 mA, 200Vb, S 8; -8,5 V.

CL6 : Endpentode, ersetzt CL2, Allstromausführung speziell für 100...120V- Netzspannung.

9 W, 45...50 mA, 100...200Va, 100Vg2, S 8; -8,5...9,5V.Die CL6 ist außer dem Schirmgitter für 100V identisch mit der CL4. Erschien 1938.

CBL6 : Endpentode + Duodiode, Allstromausführung speziell für 100...120V- Netzspannung.

9 W, 45...50 mA, 100...200Va, 100Vg2, S 8; -8,5...9,5V. Die CBL6 ist außer dem Schirmgitter für 100V identisch mit der CBL1. Erschien ca. 1939.

CCH2 und CK3

Für Allstromgeräten mit Serienheizkreisen konnten in den meisten Fällen Vorstufenröhren der Roten E- Serie verwendet werden, da deren Heizleistung von 1,26W sowohl einer Spannung von 6,3V wie auch einem Strom von 0,2A entsprach.

Für die beiden Monster-Mischröhren ECH2 und EK3 traf dies jedoch nicht zu, da deren Heizleistung erheblich höher war. Daher wurden hiervon die Allstromausführungen CCH2 und CK3 geschaffen, wobei die CCH2 als Heizspannung satte 29V fraß und es die CK3 immer noch auf 19V brachte.

 

Rote Octal Röhren:
 

Die roten 30er C- D- E- und K- Serien

Ab 1938 begannen die Firmen Philips und Mullard, eine Tochterfirma von Philips, in Großbritannien Rote Röhren mit dem amerikanischen Octalsockel zu liefern, nachdem sich Röhren mit Außenkontaktsockel in GB nicht durchsetzen konnten, möglicherweise aufgrund von Negativpropaganda durch die Konkurrenz.

Die Stiftzuordnung wurde an die der amerikanischen Octalröhren angepasst, mit der Heizung auf Stift 2 und 7, Abschirmung auf Stift 1, Katode auf Stift 8, auch die Gitterkappe hat den Durchmesser 6,35 mm entsprechend US- Octal. Die EBC33 hat die gleiche Sockelschaltung wie die 6Q7, die EL33 wie die 6V6, usw. Die Glaskolben behielten jedoch ihre Form wie zuvor.

Die Bezeichnung erfolgte in dem Sinne, dass zu der Typenzahl der entsprechenden Außenkontakt- Röhre die Zahl 30 hinzugerechnet wurde. Aus der Außenkontakt- EBC3 wurde die Octal- EBC33, die EL3N wurde zur Octal- EL33 und ist daher voll identisch zur 6M6 in Frankreich, dort ebenfalls eine Octal-Version der EL3. Außer einer ECH33 gab es eine ECH35 mit 0,3 Af, die damit fast identisch zur französischen 6E8 ist.

Einige dieser Röhren haben eine ungefähr ähnliche Charakteristik wie amerikanische Octalröhren und waren zum Teil austauschbar, z. B. EB34 mit 6H6 oder EF39 mit 6K7. Dabei sind die häufig anzutreffenden Angaben wie EF39 = 6K7 oder EB34 = 6H6 schlicht falsch. Zwar funktioniert in den meisten Fällen ein solcher Austausch mehr oder weniger, doch wird die "falsche" Röhre ggf. nicht die volle Leistung bringen und kann auch überlastet werden. Bei Serienheizung kommt es wegen den unterschiedlichen Heizströmen 0,2 / 0,3 A zu Problemen mit Unter- oder Überheizung.

Ein normaler Super konnte z. B. den Röhrensatz ECH33, EF39, EBC33, EM34, EL33 und AZ31 haben. Etwas verwunderlich ist, dass es zwar eine EBL31, aber keine zugehörige ECF31 oder ECH34 gibt, womit man den 4- Röhren- Spar- Super hätte bauen können, wie mit EBL1 + ECF1 oder ECH4. So konnte die EBL31 nur in Superhets ohne NF- Vorstufe verwendet werden. Ansonsten wäre wieder eine separate NF- Vorstufenröhre erforderlich gewesen, womit man mit der EBL31 aber nichts mehr gespart hätte.

Außer den Röhren der E- Serie kamen auch solche aus anderen Serien hinzu, z. B. aus der C-Serie CBL31, CCH35, CL33, CY31, CY32; aus der D- Serie DAC31 -32, DCH31, DF31 -33, DK32, DL33 -35 und DLL31; aus der K- Serie KBC32, KF35, KK32, KL35 und KLL32.

sh. Anlagen [30erRoe1]+ [30erRoe2] Anlagen: 

 

Die rote 1er U Serie

1940 bringt Philips als Reaktion auf die Telefunken- Stahl- U- Serie von 1939 ebenfalls eine 100 mA Allstrom U- Röhrenserie, bestehend aus UBL1, UCH4, UF9, UM4 und UY1(N) heraus. Es ist ebenfalls eine Rote Serie mit Octalsockel, die sich jedoch in der Technik deutlich von der englischen E30er Serie von Philips / Mullard unterschied.

Die Schaltungstechnik dieser Serie war im gleichen Sinne gedacht wie mit der Kombination von ECH4 und EBL1, d.h. ein Super konnte mit UCH4 + UCH4 + UBL1 + UY1 bestückt werden, größere Geräte konnten einen Röhrensatz mit UCH4 + UF9 (ZF) + UF9 (NF) + UBL1 + UY1 und ein Magisches Auge UM4 haben. 

Dabei entstand der prinzipielle Nachteil, dass nun die Allstromausführung einer Röhrenserie eine andere Sockelart hatte als die entsprechende Wechselstromserie, was die gleichzeitige Produktion von Wechsel- und Allstrommodellen der Gerätehersteller deutlich erschwerte.

Die Sockelbeschaltung wich von der amerikanischen Norm ab, indem die Heizung auf die Stifte 1 und 8 gelegt wurde, was grundsätzlich vernünftig ist. Die amerikanische Zuordnung der Heizung auf Stift 2 und 8 ist die zweit-unzweckmäßigste Zuordnung, die möglich ist, nur die Zuordnung auf zwei diagonale Stifte wäre noch unsinniger.

Man kann sich jedoch fragen, ob es sinnvoll war, die bisherigen Gitterkappen von 9 mm Durchmesser beizubehalten statt ebenfalls die US- Octal- typischen 6,35 mm Gitterkappen zu verwenden. Statt 30er Zahlen wurden ohne Rücksicht auf den anderen Sockel Zahlen von 1...9 gewählt.

Da ein Röhrensatz mit 2 x UCH4 + UBL1 + UY1 eine Heizspannung von 145 V benötigt, wurde diese Serie nicht in Ländern mit überwiegend 110... 127 V- Netzen (z.B. Frankreich, Spanien) eingeführt.

Sie erschienen in nur kurzer Zeit vor oder fast parallel zu der elektrisch identischen Allglas- Loktal- bzw. Schlüsselröhrenserie UBL21, UCH21, UF21 und UY21. Vermutlich wurde jedoch die Großserienfertigung dieser neuen Röhrentechnik noch nicht voll beherrscht, so dass paralell dazu die Octal-U- Serie in herkömmlicher Technik produziert wurde.

Die UBL1 hat prinzipiell die gleiche Funktion wie die EBL1, jedoch mit den Heizdaten 55 V 0,1 A , einer maximalen Anoden- und Schirmgitterspannung von 200 V bei 55 mA Anodenstrom, 11 W Anodenleistung und dabei 5,2 W Ausgangsleistung.

Die UCH4 ist außer den Heizdaten 20 V / 0,1 A und dem Sockel identisch mit der ECH4.

Die UF9 ist außer den Heizdaten 12,6 V / 0,1 A und dem Sockel identisch mit der EF9.

Die UM4 ist außer den Heizdaten 12,6 V / 0,1 A und dem Sockel ähnlich der EM4, wobei die UM4 jedoch auf Betriebsspannungen von 100...200 V optimiert wurde.

Die UY1(N) ist eine Einweggleichrichterröhre für maximal. 140 mA Anodenstrom bei maximal. 250 V Wechselspannung mit den Heizdaten 50 V 0,1 A. Die UY1N, welche früh die UY1 ersetzte, unterscheidet sich von dieser durch zusätzliche Drahtbrücken im Sockel. 

 

Batterie-Röhren 

Ebenfalls 1940 bringt Philips erstmals zum Betrieb an 1,4V- heraus, wodurch die für 2V- Akkubetrieb vorgesehenen Röhren der K-Serie abgelöst wurden. Die Heizung mit Trockenbatterien wurde wirtschaftlich möglich, als es gelang, den Heizstrom gegenüber den K- Röhren deutlich zu verringern. Als Kennbuchstabe wurde D zugeordnet.

Weniger geschickt war die Wahl der Zahlenserie 21, da diese Röhren mit Octalsockel versehen wurden, wo 21 auch schon für die E21- und U21- Locktal / Schlüsselröhren vergeben wurde. Die Verwirrung wurde noch gesteigert, indem in England ebenfalls D- Batterieröhren mit Octalsockel erschienen, jedoch normgerecht wie schon die Röhren der E- und C- Serie in der 31er Zahlenserie. Später erschienen dann doch noch Locktal- Batterieröhren in einer D25er Serie.

Es wurden zwei D- Röhrenserien angeboten :

Sparröhren mit geringstmöglicher Heizleistung und

Hochleistungsröhren für bestmögliche Empfängerleistung.

Die Sparröhren :

DK21 : Oktode, If 50 mA, Sc 0,5

DF21 : HF- ZF- Pentode, If 25 mA

DAC21 : Diode- Triode, If 25 mA

DL21 : Endpentode, If 50 mA, max. 260 mWout

Die Hochleistungsröhren :

DK21 : Oktode, If 50 mA, Sc 0,5 - wie zuvor, - etwas später folgte :

DCH21 : Hexode- Triode, If 150 mA, Sc 0,45

DF22 : Regel-Pentode, If 50 mA, S1,1

DLL21 : Doppel- Endpentode für Gegentaktbetrieb, 1,4 / 2,8Vf, 0,1 / 0,2Af, max. 1,5 Wout

DM21 : Magisches Auge, If 25 mA, 90...120Vb

Eine Spezialröhre :

DAH50 : Heptode- Diode mit Raumladegitter, 15Vb, S 0,65, für Miniatur- und Bastlerempfänger für Kopfhörerempfang

Deutschland nach 1945: 

Aus rot wird (wieder) gold !

Der Verlauf der Geschichte brachte es mit sich, dass ein Teil der Roten Röhren zu zwei verschiedenen Zeiten in zwei verschiedenen Gebieten gebräuchlich waren: Zuerst in den meisten Ländern Europas, aber nicht im Deutschen Reich, wo diese durch das Telefunken-Monopol verhindert wurden, dann, nochmals, nachdem sie anderswo z.T. schon überholt waren, von 1947 bis etwa 1950 in den Westzonen des nun ehemaligen Deutschen Reichs.

Zwar erschien schon 1941 die Philips- Allglas- Schlüsselröhrenserie (ECH21, EBL21) und ab 1947 bei Philips in Holland die ersten Rimlockröhren. Bei Valvo jedoch, der Herstellerfirma dieser Röhren, war man damals wegen der Kriegsfolgen nicht in der Lage, modernere als die in althergebrachter Quetschfußtechnik gebauten Außenkontaktröhren herzustellen.

Statt in rot erschienen sie jedoch mit goldenem Farbbelag. Damit wurde möglicherweise einer Diffamierungskampagne entgegengewirkt, die von Telefunken vor 1945 gegen die Roten Röhren geführt wurde, um den Alleinanspruch der Telefunken- Stahlröhren in Deutschland zu rechtfertigen. Nachdem diese Röhren in großer Anzahl als bekannt und bewährt galten, erschienen sie später, auch als Ersatzbestückung, wieder in rot.

Die größten Produktionszahlen erreichten dabei die Röhrentypen, die als Bestückungsröhren des damaligen Nachkriegs- "Standardsupers" verwendet wurden. Dieser war ein Gemeinschaftserzeugnis zunächst von den Gerätefirmen der britischen Zone und alsbald von allen Westzonen. Dessen Röhrensatz 2 x ECH4, EBL1 und AZ1 wurde zu dieser Zeit auch in vielen anderen Geräten verwendet und galt daher als der Standardröhrensatz allgemein.

Insgesamt wurden folgende Wechselstromröhren hergestellt :
EBF2, EBL1, ECH4, EF6, EF9, EL8, EM4 und AZ1.

Zu der nun wieder goldenen Wechselstromserie wurde natürlich auch eine Allstromserie benötigt.

Die Octal- U-Serie UCH4, UBL1, etc. wollte man jedoch nicht einführen, da dies die gleichzeitige Produktion von Wechsel- und Allstrommodellen der Gerätehersteller erschwert hätte und Octalröhren bisher in Deutschland nicht eingeführt waren. Daher wurden diese Röhren wieder mit Außenkontaktsockel versehen und erhielten eine andere Bezeichnungszahl.

Im Juni 1948 wurde zunächst diese Serie vorgestellt :

Die rote Octal- UCH4 wurde zur goldenen Außenkontakt- UCH5,

die UBL1 zur UBL3 und

die UY1 zur UY3

Die UF9 wurde als UF10 angekündigt, aber nie unter dieser Bezeichnung geliefert. Erst im Januar 1949 wurde sie zusammen mit der UF6 und der UL2 als UF5 vorgestellt. Wegen der Verwechselungsmöglichkeit mit der 11er Serie wurde statt UF10 nun UF5 gewählt, wobei die UF5 nichts mit der damals schon veralteten EF5 zu tun hat, sondern die Charakteristik der EF9 besitzt.

Auf eine Außenkontaktausführung der UM4 wurde verzichtet.

Da in dieser schwierigen Zeit kleinere Empfänger besonders gefragt waren, wurden hierfür spezielle Röhren neu entwickelt :

UF6 : lineare Pentode, vorzugsweise als Audionröhre für Ein- und Zweikreiser;

außer den Heizdaten 12,6 V / 0,1 A identisch mit der EF6. Vorstellung Januar 1949. 

UL2 : Endtetrode für kleinere Sprechleistung (2W), Vorstellung Januar 1949

5 Wa, 200Vb, 20 mA, S 5,5.

Die UL2 hat nichts mit der Autoradio- Endröhre EL2 zu tun. Da die EL2 nur eine geringe Empfindlichkeit hat, entschied man sich bei der UL2 für eine komplette Neuentwicklung. Die UL2 ist so empfindlich, dass sie direkt von einer Audionschaltung angesteuert werden kann, z. B. mit einer UF6

 

EL8 : die 6,3V- Ausführung der UL2, sonst völlig gleich. Vorstellung März 1949. 5 Wa, 250Vb, 20 mA, S 5,5.                            

Da es schon eine EL2 gab, musste die Bezeichnung EL8 gewählt werden.

Bemerkenswert ist, dass das Brems"gitter" der Röhren UL2 und EL8 nur aus den eigentlichen Haltestäben besteht, so wie dies schon bei den Telefunken-Röhren ECL11und UCL11 praktiziert wurde, welche man in der Literatur sinngemäß als Tetroden bezeichnete, während UL2 und EL8 stets Pentoden genannt wurden. 

Das Anodenblech hat eine elliptische Form, wobei in der Hauptstrahlrichtung der Elektronen der Abstand zur Katode am größten ist. Der technischen Exaktheit entsprechend müssen daher diese Röhren als Strahlbündel- Endtetroden genannt werden.

 
Einweggleichrichterröhre zur Gleichrichtung der Anodenspannung direkt aus der Netzspannung. Speziell für Geräte, welche die UL2 als Endröhre haben.
 
 250V, 55 mA. Vorstellung Mai 1949.
Mit dieser Anodenoberfläche und dieser Heizleistung 3,5 W (35 V * 100 mA) ist diese Röhre bei nur 55 mA entnehmbarem Anodenstrom sehr konservativ dimensioniert.
 
Zum Vergleich liefert ein System der CY2 bei 3 W Heizleistung 60 mA, die VY1 sogar bei nur 2,75 W Heizleistung auch 60 mA, die CY1 bei 4 W Heizleistung 80 mA, und die damals schon produzierte UY41 bei liefert mit nur 3,1 W Heizleistung volle 100 mA.
 
In einer Zeit, in der Sparen angesagt war, ist es verwunderlich, dass hier ohne besonderen Anlass eine Röhre völlig neu entwickelt und separat neben sehr ähnlichen anderen Typen produziert wurde, statt einfach auf vorhandene Konstruktionen zurückzugreifen.

Mit einer auf einem 100 mA- Heizfaden geänderten VY1 hätte man eine Röhre erhalten, die den Anforderungen noch besser als die tatsächlich gebaute UY4 entsprochen hätte.

VY1 und UY4 hätten sich dann bis auf den unterschiedlichen Heizer gemeinsam herstellen lassen.

Alternativ hätte sich auch ein Einzelsystem der CY2 gut geeignet.
Möglicherweise hätte zur Herstellung der Röhren CY2, VY1 und UY4 sogar nur ein einziges gemeinsames System ausgereicht.

Bestückungsmöglichkeiten:

Für die 1947 bis 1950 verwendeten Valvo- Außenkontaktröhren ergaben sich folgende Bestückungsmöglichkeiten :

ECH4 + ECH4 + EBL1 + AZ1 (Wechselstrom) bzw. UCH5 + UCH5 + UBL3 + UY3 (Allstrom) für den "Standardsuper" und viele andere Geräte.

ECH4 + EF9 + EBL1 + AZ1 bzw. UCH5 + UF5 + UBL3 + UY3 für 6-Kreis- Superhets ohne NF-Vorstufe.

Zur Abstimmanzeige diente immer die EM4, bei Allstrom musste die Octal- UM4 verwendet werden.

Für Geräte kleinerer Leistung :

EF6 + EL8 + AZ1 bzw. UF6 + UL2 + UY4 für Einkreiser,

EF9 + EF6 + EL8 + AZ1 bzw. UF5 + UF6 + UL2 + UY4 für Zweikreiser,

ECH4 + EF6 + EL8 + AZ1 bzw. UCH5 + UF6 + UL2 + UY4 für 4-Kreis- Audionsuper,

ECH4 + EBF2 + EL8 für 6-Kreis- Superhets ohne NF-Vorstufe.

 

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