Die Maxi - E - Philetta

Veröffentlicht in Eigene Geräte und (Re-) Designs

   

Mit zusätzlicher ZF- Stufe bei FM für maximale Empfangsleistung

Mit Abstimm-Anzeigeröhre EM84 („magisches Band“)

Mit dreistufigem NF- Teil bei FM mit der ECH81- Triode

Mit Höhen / Tiefen- Klangreglung ("Kuhschwanz- Entzerrung")

 

Nach der erfolgreichen Hochrüstung der Maxi- U – Philetta ergab es sich fast zwangsläufig, die andere vorhandene Philetta, Version B2D03A mit Netztrafo und dem E- Röhrensatz ECC85, ECH81, EF89, EABC80 und EL95, auf den technisch gleichen Stand wie die Maxi U – Philetta zu bringen. 

Analog zur UCL81 wäre es schön gewesen, hier eine ECL113 einzusetzen, die auch sehr gut zum vorhandenen Ausgangsübertrager der EL95 gepasst hätte. Leider wäre ein hierzu passender Röhrensatz, der noch eine EAA91 als Ratio-Detektor und eine EBF89 erfordert hätte, auf einen viel zu hohen Heizstrom gekommen, der den Netztrafo zu sehr belastet hätte. Daher blieb es hier bei EABC80 und EL95. Die hinzu gekommene zusätzliche ZF- Stufe mit einer E99F sowie das Magische Band EM84 stellen ohnedies schon eine Mehrbelastung dar, die aber noch sicher erträglich erscheint.

Bei dem U-Röhrensatz konnte man so viel Heizleistung verbraten, bis die Gesamt-Heizspannung gleich der Netzspannung entspricht. Hier beim E- Röhrensatz setzt der Trafo die Grenze. 

Die Röhren ECC85, ECH81 und EF89 behielten grundsätzlich ihre ursprüngliche Funktion und auch ihren Platz. Ansonsten waren auch hier erhebliche Umbauten erforderlich. An den früheren Platz der EABC80 kam eine E99F als zusätzliche ZF- Stufe, die wegen ihres geringen Heizstroms von nur 0,15 A gewählt wurde.

Da, wo sich zuvor die EL95 und die Netzsicherung befanden, wurde der neue ZF- Bandfilter eingebaut, ganz rechts in der Ecke fand die EABC80 ihren neuen Platz.

Da der Netzspannungswähler und dessen Verdrahtung störten, wurde dieser oben an den Netztrafo montiert. Die EL95 wurde vorn auf dem Chassis über dem Tastensatz auf Stelzen montiert.

Die andere Röhrenaufteilung erforderte teilweise Schaltungsabweichungen gegenüber der Maxi- U – Philetta, es wurde jedoch in jeglicher Hinsicht die gleiche Leistung wie die der Maxi- U – Philetta erreicht.

Als totaler Luxus für ein Gerät der Küchenradioklasse kam eine Abstimm-Anzeigeröhre EM84 zum Einsatz. Dieses „magische Band“ passte in horizontaler Lage genau in den Raum zwischen Skalenhintergrund und Chassis- Vorderseite, so, als ob dieser Platz eigens dafür vorgesehen wäre.

 

Der aufmerksame Betrachter wird vielleicht die nicht originalen schwarzen vorderen Knöpfe bemerkt haben, die von einem professionellem Gerät stammen. Da sie der Philetta ein besonders markantes Aussehen geben und von sehr viel besserer Qualität als die original-Knöpfe sind, werden sie auf Dauer beibehalten.

UKW - FM- Empfang :

Das UKW- Eingangsteil (Tuner)* mit der ECC85 verstärkt das 100 MHz Empfangssignal und setzt es auf die FM- ZF 10,7 MHz um und wird dann über die Kontakte 1 / 2 der ECH81 zugeführt. Dieses ZF- Signal wird nacheinander von der Heptode der ECH81 und den Pentoden EF89 und E99F verstärkt und gefiltert und dann dem Ratio-Detektor mit der EABC80 zugeführt.

*(im Schema nur teilweise angedeutet, entspricht sonst der Originalschaltung B2D0A3. Bei allen hier fehlenden Schaltungsdetails ist die Originalschaltung gültig.) 

Das dort gewonnene NF- Signal wird über R41 und den AM/FM- Umschaltkontakten 24/25 dem Gitter der ECH81-Triode zugeführt. Über 750 kΩ wird -7 V Vorspannung eingespeist. 

Die von der ECH81-Triode verstärkte NF wird über die Kontakte 29/30 einem Höhen / Tiefen- „Kuhschwanz“- Klangregler zugeführt. Dessen Ausgang wird über die Kontakte 18/19 und über das Lautstärke- Poti der EABC80- Triode zugeführt und dann von der EL95 auf Lautsprecherleistung gebracht. 

Im Gegensatz zu den meisten handelsüblichen Empfängern wird also hier die ECH81-Triode bei FM- Empfang aktiv als Klangregel- Vorstufe verwendet, während sie normalerweise nur bei AM- Empfang als Oszillator arbeitet (wie hier auch), bei FM- Empfang aber funktionslos bleibt.

L-M-K - AM- Empfang :

vom AM- Vorkreis gelangt über die Kontakte 3/2 das Signal auf das Gitter 1 der ECH81- Heptode. Über die Kontakte 25/26 und 30/31 wird die ECH81- Triode als AM- Oszillator geschaltet. An der Anode- Heptode wird die AM-ZF 460 kHz entnommen, die durch die EF89 verstärkt und danach dem Gitter 1 der E99F zugeführt wird.

Da bei AM- Empfang die E99F weder Anoden- noch Schirmgitterspannung erhält, (da über die Kontakte 16/15 die Spannung +222 V FM abgeschaltet ist), wirkt deren Gitter 1 bei AM lediglich als AM- Demodulator-Diode. 

Wie auch im FM-Betrieb kann hinter den ZF-Kreisen an R35 die Richtspannung abgegriffen werden, die auch das NF- Signal enthält. Diese NF wird über die Kontakte 28/27 und 20/19 der Vorstufen- Triode der EABC80 zugeführt.

 

HF- Verstärkungsregelung (AGC - automatic gain control) 

Regelung bei FM:

auch der FM-ZF- Verstärker arbeitet mit Verstärkungsregelung, was bei handelsüblichen Empfängern meistens nicht der Fall ist. 

Am Steuergitter der letzten ZF- Röhre E99F ist die Steuerspannung so hoch, dass auch schon bei den schwächsten empfangenen Sendern durch Gittergleichrichtung eine negative Richtspannung entsteht, welche als Regelspannung verwendet wird und nebenbei auch noch die Anzeigeröhre EM84 ansteuert. 

Diese Richtspannung kann hinter den AM/FM- ZF-Kreisen an R35 (270 kΩ) abgegriffen werden und wird über R65 der kleinen EABC80- Diode an Pin 6 zugeführt. Über R64 = 3 * 22 = 66 MΩ an +HF (ca. 224V) erhält diese Diode einen positiven Vorstrom. Dadurch bleibt die Spannung an der Diode solange auf 0V, bis der Strom durch R65 größer als der positiven Vorstrom wird. Erst ab dann bewegt sich die Diodenspannung in negative Richtung.

Dadurch arbeitet die Verstärkungsregelung mit verzögertem Einsatz, es wird also erst ab einem bestimmten Pegel abgeregelt.

Dabei erhält keines der ZF führenden Steuergitter Regelspannung, stattdessen wird diese über die Kontakte 40/41 nur dem zweiten Steuergitter der ECH81 Heptode zugeführt, das bei UKW ansonsten keine Funktion hat.

Dadurch wird verhindert, dass sich die parallel zu den Steuergittern liegenden Filterkreise verstimmen, indem eine sich ändernde negative Regelspannung eine Änderung der Raumladung Gitter- Katode und damit der Kapazität Cg1-k zur Folge hätte.

Obwohl elektrisch wenig wirksam, erhält auch die UKW- Eingangsstufe (ECC85) Regelspannung (über Ud-FM). In diesem Falle dient es der Schonung der Röhre, da diese Stufe besonderem Verschleiß unterlegen ist. Schon bei mittleren Empfangssignalen wird der Anodenstrom auf ca. 50 % abgeregelt. Mittels R69 - R70 - R71 erhält die UKW- Eingangsstufe ihren Soll-Arbeitspunkt ohne Signal.

Das „magische Band“ EM84 wird über R72 und R73 angesteuert und mit R73 auf Vollausschlag bei maximalem Empfangssignal abgeglichen.

Regelung bei AM:

über die Kontakte 28/27 und R66 wird die Demodulator- Richtspannung dem Gitter 3 der E99F zugeführt. Über R63 = 99 MΩ an +HF erhält auch dieses Gitter einen positiven Vorstrom und wirkt dadurch als Clamp-Diode. Dadurch bleibt die Spannung an diesem Gitter solange auf 0V, bis der Strom durch den R66 größer als der positiven Vorstrom wird. Somit wird auch hier eine Verstärkungsregelung mit verzögertem Einsatz erzielt. Die Regelspannung wird nun ganz konventionell den Steuergittern der EF89 und der ECH81 zugeführt. Mittels R67 / R68 an -15V wird eine Arbeitspunkt- Spannung von ca. -1,6V (ohne Signal) festgelegt.

 

NF- Teil

Bis in die obere Mittelklasse der UKW-fähigen Radios der 1950/60er Jahre fand man kaum ein Gerät, dessen NF- Teil aus mehr als zwei Stufen bestand. Auch eine vorhandene Höhen / Tiefen- Klangregelschaltung schaffte man noch, zwischen EABC80 und EL84 unterzubringen.

Mit einer dritten NF- Stufe eigens für die Klangreglung hat diese Philetta als Gerät der Küchen- und Nachttischradioklasse einen Schaltungsaufwand, der normalerweise nur in Geräten der Oberklasse zu finden war. 

Möglich wurde dies durch die Verwendung der ECH81-Triode bei FM- Empfang, also da, wo sich eine Klangreglung wegen der gesendeten Tonqualität überhaupt erst richtig lohnt. Da bei AM- Empfang die ECH81-Triode als Oszillator arbeitet, ist in diesem Fall die Klangreglung nicht in Betrieb, worauf aufgrund des eingeengten Frequenzbereiches auch verzichtet werden kann. Bei AM- Empfang führt z. B. eine Höhenanhebung lediglich zu stärkeren Störgeräuschen durch Rauschen und Nachbarkanalstörungen. 

Zur Bass-Einstellung wurde das ehemalige „Tonblenden“- Poti hinter dem Lautstärkeknopf verwendet, das Höhen-Poti musste leider auf die Geräte-Rückseite verlegt werden, was noch erträglich ist, da dies erfahrungsgemäß seltener betätigt werden muss. 

Das NF- Signal wird nach der Klangregelschaltung bei FM, bzw. bei AM direkt von R35, über das Lautstärke- Poti der EABC80- Triode zugeführt und anschließend von der EL95 endverstärkt. Für normale Wohnräume ist die Ausgangsleistung der EL95 ausreichend, eine stärkere Endröhre kann auch mangels Leistungsreserven des Netztrafos nicht eingesetzt werden. Da bei FM- Empfang die Anodenspannung deutlich absinkt, wird bei FM die Gittervorspannung der EL95 mittels R81 (= 77 MΩ an +FM156V) in positive Richtung verschoben, um auch bei FM den gleichen Arbeitspunktstrom wie bei AM zu haben. Zum Ausgleich wurde der Katodenwiderstand auf 390 Ω erhöht. 

Mit dem eingebauten Lautsprecher ist auch trotz „Kuhschwanz“- Klangreglung die Wiedergabequalität eher bescheiden, insbesondere im Bassbereich. Schließt man aber eine HiFi- Box mit gutem Wirkungsgrad an, hat man eine fast unglaubliche Klangfülle, die man der Philetta niemals zutrauen würde. Hierzu wurde eine DIN- Lautsprecherbuchse eingebaut, die sowohl Betrieb mit oder ohne internen Lautsprecher ermöglicht.

Netzteil

der original Selen- Gleichrichter wurde durch eine Si-Brücke ersetzt, ein 82 Ω Widerstand dient der Spannungsanpassung. Zur besseren Glättung der Anodenspannung wurde eine Netzdrossel eingefügt.

Zur Erzeugung von Gittervorspannungen wurde die 6,3 V Heizspannung in negative Richtung verdoppelt, wodurch bis zu -15 V erhalten wurden.

 Zur Schonung der EM84 wurde ein Schalter für deren Heizspannung vorgesehen.