Mende 215G - "WN"

Veröffentlicht in Eigene Geräte und (Re-) Designs

Diesmal DC/AC  ( - statt sonst immer AC/DC)

Vom reinen Gleichstromradio 

zum reinen Wechselstromradio 

 

Anoden-Gleichspannung mittels Gleichrichterröhre

Heiz- Gleichspannung verlustarm erzeugt durch LC-input

 

In der Frühzeit der Stromversorgung von Städten und Dörfern wurden häufig Gleichstromnetze mit 220 V oder mit nur 110 V Gleichspannung betrieben. 

Für die Bereitstellung der Anodenspannung war ein Gleichspannungsnetz, besonders wenn es 220 V führte, gegenüber einem Wechselspannungsnetz sehr praktisch, da der Transformator mit Anodenwicklung und die Gleichrichterröhre entfiel. Dagegen stellte die 220 oder 110 V Netz-Gleichspannung für die Heizung der Röhren ein Problem dar.

In Wechselstromradios werden Röhren mit niederer Heizspannung verwendet, wobei alle Heizfäden parallel an einer entsprechenden Heizwicklung des Netztrafos liegen. Da man an Gleichspannung aber keinen Transformator betreiben kann, wurden hierzu Röhren mit höherer Heizspannung, aber möglichst geringen einheitlichen Heizstrom entwickelt, wobei die Heizfäden aller Röhren in Serie geschaltet und direkt mit der Netzspannung betrieben werden, normalerweise noch über einen Vorwiderstand.

Zuerst erschienen in Europa ab 1931 Röhren mit dem einheitlichen Heizstrom von 180 mA, die ausschließlich nur mit Gleichspannung geheizt werden konnten.

Ein solches Gleichstromradio, besonders ein Superhet, stand schon seit vielen Jahren auf meiner Wunschliste. Auch wurden schon Röhren zur Bestückung eines Gleichstrom-Supers angesammelt.

Leider wurde über viele Jahre hinweg kein geeignetes Gerät gefunden, dafür konnte ich vor einigen Monaten einen Mende 215G, ein Reflex- Zweikreis- Empfänger, Baujahr 1935, günstig erwerben. Es ist eines der letzten Geräte, die mit diesen Gleichstromröhren bestückt wurden, den in diesem Jahr kamen auch in Deutschland endlich die Allstromröhren der C-Serie heraus, nachdem diese in anderen Ländern schon 1934 erschienen.

Dieses Gerät sollte zum Betrieb an Wechselspannung 230 V 50 Hz umgerüstet werden.

Bei der Umrüstung eines Radios mit Gleichstromröhren auf Wechselstrom ist es nicht möglich, diese Röhren statt mit Gleichspannung einfach mit Wechselspannung zu heizen. Dies würde zu starken Brummstörungen führen, da in diesen Röhren die notwendigen Abschirmungen fehlten und diese auch noch keine bifilaren Heizfäden hatten, bei denen das vom Heizstrom verursachte Magnetfeld neutralisiert wird. Erst die danach erschienenen Allstrom-Röhren der C- und U- Serie konnten sowohl mit Gleich- wie auch mit Wechselspannung geheizt werden. Daher muss zum Betrieb an Wechselstrom die Heizspannung gleichgerichtet werden.

Das Konzept zur Umrüstung des Mende 215G von Gleich- auf Wechselspannung.

Die Idee war, dieses Radio an 230 V Wechselspannung genau so betreiben zu können wie früher an 220 V Gleichspannung, ohne dass hierzu ein Netzgerät vorgeschaltet werden muss, das die Gleichspannung liefert. Die Gleichrichtung sowohl der Anoden- wie auch der Heizspannung sollte also im Gerät selbst stattfinden.

Wie bisher bildet ein Leiter der Netzspannung den Minuspol der Anodenspannung, der, wie üblich auf Masse, also auf dem Chassis liegt. Daher muss dringend beachtet werden, dass für das Masse-Potential der Netz- N-Leiter verwendet wird, der keine Spannung gegen Erde führt. Stecker und Steckdosen müssen eindeutig markiert werden, um eine Verwechslung zu vermeiden.
Auch im früheren Originalzustand als Gleichstromradio musste die Stecker-Polarität beachtet werden, da sonst das Gerät nicht spielte. 

Skala mit Anzeigelampe „Stecker falsch“ (links)

Um eine Stecker- Falschpolung erkennbar zu machen, erhielt das Gerät ein Dreileiter- Netzkabel mit Schuko-Stecker. 

Der PE- Leiter führt über den Vorwiderstand R21 zu einer in der Skala befindliche Glimmlampe H2, welche leuchtet, wenn der Netzstecker falsch eingesteckt wird und somit der spannungsführende Leiter L (Phase) auf dem Chassis liegt.

Andererseits liegt die Glimmlampe über einen 50 kΩ Widerstand R22 an Masse und zugleich am Gitterableitwiderstand R11 der Endröhre. Dadurch wird bei Falschpolung ein lästiger Brummton hörbar, wodurch auch akustisch auf den Fehler aufmerksam gemacht wird.

Das Sicherheitsbewusstsein schien dem damals schon bedeutenden Markenhersteller Mende zu dieser Zeit (1935) noch sehr wenig ausgeprägt gewesen zu sein, denn der nur einpolige Netzschalter S0 lag ursprünglich in dem auf Masse führenden Leiter. Damit stand das Chassis im ausgeschalteten Zustand rückwärts über den Röhrenheizkreis unter Spannung ! Auch sind die Schrauben in den Knöpfen wie auch die Schrauben zur Befestigung des Chassis im Gehäuseboden nicht vor Berührung sicher.

In der neuen Schaltung wurde der Schaltkontakt auf die „heiße“ Seite, also in den L- Leiter gelegt, um Rückspannung zu verhindern. Besser wäre natürlich ein zweipoliger Schalter gewesen, der leider nicht vorhanden ist.

Zur Gewinnung der Anodenspannung wurde eine Einweg-Gleichrichterröhre vorgesehen, genau wie bei einem Allstrom-Radio. Dies geschah insbesondere deshalb, weil je eine Loewe-Opta Gleichrichterröhre 24NG und 26NG vorhanden waren, die den zu den anderen Röhren passenden Heizstrom von 180 mA haben.

Der Heizkreis

besteht original aus einem 180 mA Serienheizkreis mit den Röhren BB1, RENS1894 und BL2, dazu kommt ein Skalenlämpchen mit etwa 4 V , ein Urdox- Widerstand U918 mit 11 V und die Lautsprecher-Felderregung mit 25 V Spannungsabfall. Parallel zu den Röhrenheizungen wird die Schirmgitterspannung für die beiden Pentoden abgegriffen, die dadurch einen niederen Innenwiderstand hat. Die Gesamtspannung summierte sich auf 105 V. Mit einem 700 Ω / 25 W- Heizkreis-Vorwiderstand mit Abgriffen wurde die Anpassung an verschiedene Netzspannungen ermöglicht.

Es wurde erkannt, dass beim Einschalten für ca. 10 s ein Heizstrom von 220 mA fließt, der danach auf ca. 200 mA zurückgeht und sich erst bei vollständig aufgeheizten Röhren auf 180 mA einstellt. Der Urdox erfüllte also seinen Zweck, einen Einschalt-Überstrom zu verhindern, nur unvollkommen.

Das Skalenlämpchen leuchtete daher nur am Anfang gerade noch brauchbar hell, um im späteren Betrieb dann nur noch sehr funzelig zu glühen. Laut der original Beschreibung handelt es sich um ein 6 V / 0,23 A Lämpchen, das man wählte, um bei dem hohen Einschaltstrom nicht durchzubrennen. Für die große Skala war dies eindeutig zu schwach.

Beim Heizkreis- Neudesign wurde dieses ersetzt durch ein 15 V, 2,5 W Lämpchen. Mittels 680 Ω Shunt und 15V- Z-Diode parallel wird nun Überspannung während der Aufheizzeit verhindert und die Skala ist jetzt dauerhaft richtig gut beleuchtet.

Dazu kam noch 40 V Heizspannung für die Gleichrichterröhre 24- oder 26NG, weshalb sich nun eine Heizkreis-Gesamtspannung von 145 V ergab.

Gleichspannung für den Röhren- Serienheizkreis 

Bei Allstrom-Radios, die an Wechselspannung betrieben werden, kann man für den Serienheizkreis sehr elegant einen Vorschalt- Kondensator verwenden. Dieser hat die Vorteile, keine Energie zu verbrauchen, keine unerwünschte Wärme zu entwickeln und bei kalten Heizfäden den Strom zu begrenzen. 

Zur Erzeugung der hier unumgänglichen Heiz- Gleichspannung ist es jedoch aus gewissen Gründen nicht ratsam, auch hier einen Vorschalt- Kondensator einzusetzen. Es bestand aber auch hier der Wunsch, den Heizkreis möglichst ohne energieverschwendende Vorwiderstände auszulegen.

Wie auch in den späteren Allstrom-Radios hat man auch hier einen Röhren- Serienheizkreis, dessen „kaltes“ Ende gemeinsam mit dem Anoden- Minus auf Masse liegt. Da auch diese Spannung möglichst direkt aus der Netzspannung gewonnen werden soll, kommt auch hier praktisch nur Einweggleichrichtung in Frage, wie schon für die Anodenspannung.

Bei der Umrüstung eines historischen Gerätes an die heute vorhandenen Bedingungen ist die Verwendung modernerer Bauteile oft unumgänglich, so dass auch hier Halbleiter- Dioden zum Einsatz kamen. Wegen ihrer geringen Größe konnten diese gut getarnt und praktisch unsichtbar eingebaut werden.

Bei Einweggleichrichtung ist der Formfaktor 0,45 , d. h. der Mittelwert der Gleichspannung beträgt das 0,45-fache der Effektiv-Wechselspannung.

Bei einer Netzspannung von 230 V erhält man also hinter der Diode 103,5 V Gleichspannung.
Dies erscheint besonders günstig, wenn die tatsächlich benötigte Heizspannung in der Nähe dieses Wertes liegt. Allerdings ist diese Spannung stark pulsierend und muss daher geglättet werden, was am besten mit einem LC- Filter zu erreichen ist.

Das Bild zeigt die Grundschaltung:

D1 bewirkt die Einweggleichrichtung der Netzspannung, L16 ist die Längsdrossel, C4 ist die Parallelkapazität, R-Last stellt den Heizkreis dar; D2 wirkt als Freilauf- Diode, durch die der durch die Drossel L16 erzeugte Induktionsstrom weiterfließen kann, wenn D1 gesperrt ist.
Nimmt man die Werte von L16 und C4 als unendlich groß an, so hätte man über R-Last eine reine Gleichspannung, die genau das 0,45-fache der zwischen L und N anliegenden Wechselspannung beträgt, also 103,5 V Gleichspannung bei 230 V Wechselspannung.

Der 400 µF- Kondensator C4 hat einen Wechselstromwiderstand von Xc = 8 Ω, was sehr klein im Verhältnis zu den 740 Ω von R-Last ist, wodurch für eine ausreichende Glättung gesorgt ist.

Dieser R-Last mit 740 Ω stellt den Ersatzwiderstand des Heizkreises und der Schirmgitterströme beider Röhren dar, an dem im Betrieb 145 V bei ca. 0,19 A anliegen sollen. (Die 0,19 A setzen sich aus dem Heiz- und Schirmgitterstrom zusammen.)
Diese 145 V sind jedoch deutlich mehr als die 103,5 V in obigen Beispiel. Die 103,5 V hätte man auch nur bei einer Drossel mit unendlich großem L bzw. Xl erhalten, je kleiner aber der Xl - Wert dieser Drossel ist, um so höher wird die Ausgangsspannung.

Bei einer Drossel mit 0 H, also einer Drahtbrücke, hätte man wieder die normale Einweggleichrichter- Schaltung mit C- input und man hätte am Ausgang eine Gleichspannung von 230 V * (1/√2) = 325 V. (1/√2 = 1,41)

Demnach kann man mit dieser Schaltung bei konstanten Lasten durch Wahl der Drossel fast jede beliebige Spannung im Bereich von U-dc = 0,45...1,41 * U-ac-eff erhalten.

Die mathematischen Voraussetzungen, wie man eine solche Drossel berechnet, um bei einer bestimmten Last eine bestimmte Spannung zu erhalten, dürften wohl sehr komplex sein und sind hier nicht gegeben.

Experimentell wurde folgende Tendenz ermittelt:

der Wechselstromwiderstand der Drossel Xl wirkt etwa wie ein parallel- Widerstand zu der als unendlich groß angenommen Induktivität, mit welcher U-dc = 0,45 * U-ac-eff erhalten wird. Da aber durch die Einweggleichrichtung die Stromflussphase noch weniger als 50 % (bzw. 180°) beträgt, muss dieser Widerstand Xl entsprechend geringer sein, als ein Ohmscher Vorwiderstand, der notwendig wäre, um von 230 V-dc nach 145 V-dc zu kommen.

Schon vor der Umrüstung des Mende 215G - Heizkreises wurden mit einem Heizkreis- Ersatzwiderstand 740 Ω und verschiedenen Drosseln nach obiger Schaltung Versuche unternommen. Zur Verfügung standen die folgenden Leuchtstoffröhren-Drosseln № 1 – 3.
Drossel № 4 ist die original Mende- Drossel, die im Gerät als Netzeingangs-Filterdrossel (25 Ω) schon eingebaut war.

L (H) Xl (Ω) R (Ω) I-n (A)
1 2,15 675 102 0,22
2 1,36 427 52 0,325 / 0,345
3 0,72 226 43 0,37 / 0,43
4 0,84 254 25  

Mit diesen Drosseln wurde versucht, bei 230 V 50 Hz Netzspannung auf die Ausgangswerte 145 V-dc und ca. 0,19 A am Ersatzwiderstand 740 Ω zu kommen.

Natürlich war klar, dass mit diesen Festwert- Drosseln auch nur ebenfalls willkürliche und zufällige Strom- und Spannungsfestwerte zu erwarten waren.
Daher wurde nach einer Lösung gesucht, wie man Ausgangsstrom und Spannung auf einen gewünschten Wert abstimmen kann.

Die anfängliche Idee war, eine Drossel zu wählen, die niedrigere als die gewünschten Werte liefert. Mit einem ausgesuchten Kondensator C17 direkt hinter der Diode D1 sollte dann der Mittelwert der Einweg-gleichgerichteten Spannung soweit erhöht werden, bis die Ausgangswerte stimmen. (Der Widerstand R15 = 3,3 Ω soll Stromspitzen über D1 verhindern).

Wäre dieser Kondensator sehr groß, hätte man praktisch wieder die normale Einweggleichrichter- Schaltung mit C- input und man hätte am Ausgang eine Gleichspannung von 230 V * (1/√2) = 325 V; L16 und C4 würden dann nur noch als Glättungsfilter arbeiten.

Die ersten Versuche wurden mit der Drossel № 2 (mit 1,36 H) ausgeführt, bei welcher der Ausgangs-Spannung und -Strom zu niedrig waren. Erst mit einer Kapazität von 12 µF von C17 konnten nur 182 mA erreicht werden, weshalb diese Drossel als zu hochohmig erschien.

Dafür wurde bei bestimmten C- Werten ein Effekt beobachtet, der zwar nicht erwartet wurde, aber auch nicht verwunderlich ist:

Bei der Untersuchung zeigte sich, dass während der Sperrphase von D1 eine Eigenschwingung von L16 mit C17 entsteht und der dabei fließende Schwingstrom dem Lastwiderstand entzogen wird !

Damit ist es also auch möglich, Ausgangs-Spannung und -Strom zu verringern, wenn man eine Drossel hat, die etwas zu hohe Werte liefert. Man kann also die Ausgangswerte, welche die Drossel von sich aus alleine liefert, durch die Wahl des Kondensators C17 sowohl nach oben wie nach unten variieren !

Danach wurden die Drossel № 3 (0,72 H) getestet.
Diese war fast schon genau richtig, da sich ohne C17 schon ca. 183 mA (statt 190) ergaben. Mit knapp 1,5 µF von C17 wurden die gewünschten 190 mA erhalten.

Damit war die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass auch die im Mende 215G schon vorhandene Drossel № 4 mit 0,84 H ebenfalls brauchbar sein müsste. Diese war natürlich vorzuziehen, da für sie schon ein Halteblech neben dem Lautsprecher bestand, während für die 0,72 H- Drossel ein neuer Einbauplatz hätte geschaffen werden müssen.

Durch einen Versuch bestätigte sich die Eignung der 0,84 H- Mende-Drossel. Allerdings brummte diese enorm laut, was nach einer Tränkung von Kern und Wicklung mit Spulenlack kuriert werden konnte. Mittels C17 von 0,55 µF konnten die gewünschten Ausgangswerte 145 V-dc und ca. 0,19 A eingestellt werden, d. h. der Abgleich erfolgte dabei auf genau 180 mA Heizstrom.

Man kann es schon als einen seltenen glücklichen Zufall ansehen, dass die schon im Gerät eingebaute Drossel genau die richtigen Werte hatte für den nunmehr sehr zweckentfremdeten Einsatz gegenüber ihrer ursprünglichen Aufgabe als Filterdrossel ! Ursprünglich wurde es als eines der größten Probleme überhaupt angesehen, eine geeignete Drossel zu finden !

Ein weiterer Vorteil dieser Drossel ist ihr ohmscher Widerstand von nur 25 Ω. Dadurch wurde die Bereitstellung der Heiz-Gleichspannung fast so verlustarm erzeugt wie mit einen Vorschaltkondensator im Serienheizkreis von Allstrom-Radios. Auch nach längerem Betrieb erwärmt sich die Drossel nur minimal.

Durch dieses Heizkreis-Konzept wurde dieser Empfänger vom vormals ausschließlichen Betrieb mit 220 V Gleichspannung auf nunmehr ausschließlichen Betrieb mit 230 V / 50 Hz Wechselspannung umgerüstet.

Ein Betrieb an 220 V Gleichspannung ist nun unzulässig, da die Drossel die volle Spannung fast unvermindert auf den Heizkreis durchlassen würde. Dagegen wäre ein Betrieb an ca. 150 V Gleichspannung möglich, womit die tatsächliche Gesamt- Heizspannung erreicht wird, nur die Ausgangsleistung wäre dann verringert.

 

Durch den Einbau eines Heiz- Vorwiderstands und entsprechender Umschaltung wäre auch ein Betrieb an 220V Gleichspannung möglich, damit hätte man ein echtes Allstrom- Gerät. Da es aber keine Gleichspannungsnetze mehr gibt, wurde auf diese Option verzichtet.

Die Elektrolyt-Kondensatoren C22 (400 µF) und C23 (100 µF) bestehen aus einem TV- Mehrfach-Elko 200 + 200 + 75 + 25 µF der 1960-70er Jahre, welcher genau in einen vorherigen 8 + 4 µF- Kondensator-Kasten hineinpasste.

Das hier angewandte Heizkreis-Konzept hat praktisch keine strombegrenzende Wirkung, wie dies bei einem Vorschalt- Kondensator der Fall ist. Durch die Einweggleichrichtung hat man lediglich einen Teil-Ausschnitt der Netz- Wechselspannung, weshalb diese Spannungsquelle niederohmig ist. Der Urdox- Widerstand U918 zur Begrenzung des Einschalt-Überstromes der kalten Heizfäden ist daher unverzichtbar.

Die Hauptsicherung F1 musste auf 2 A träg festgelegt werden, um dem hohen Einschaltstrom von C22 und C23 standzuhalten. Dafür kam vor die Gleichrichterröhre eine Anodensicherung F2 mit 200 mA und vor den eigentlichen Heizkreis eine 250 mA Sicherung F3.

Die Empfängerschaltung

wurde größtenteils beibehalten, aber auch hier waren einige kleinere Änderungen erforderlich.

Wie schon erwähnt, wurde zur Erzeugung der Anodenspannung eine Loewe-Opta Gleichrichterröhre 24NG oder 26NG als Einweggleichrichter eingesetzt, die am Platz des nicht mehr benötigten großen 700 Ω / 25 W- Heizkreis-Vorwiderstandes eingebaut wurde.

Die 24/26NG- Röhren enthalten 2 Dioden und sind der CY2 sehr ähnlich. Der Innenwiderstand dieser Gleichrichterröhren ist sehr gering, so dass hinter der original 10 H / 250 Ω Siebdrossel immer noch 261 V anstehen. Damit bestehen hier eher die Spannungsverhältnisse eines Wechselstromempfängers mit Anodenwicklung als die eines Allstrom-Radios !

Passend zu der höheren Anodenspannung hat der Ausgangsübertrager eine gemessene Impedanz von 6 statt 5 kΩ und wegen verringerter Schirmgitterspannung zieht die Endröhre BL2 auch weniger Anodenstrom, so dass auch hier die Betriebswerte der Endstufe eher der von Wechselstromröhren wie AL1...AL4 entsprechen als die von Allstrom-Endröhren.

Der Mende 215G ist ein Zweikreisempfänger in Reflexschaltung mit den Röhren RENS1894, BB1 und BL2. Die Pentode RENS1894 arbeitet zunächst als HF- Verstärker. Die verstärkte HF- Spannung wird mit der BB1 gleichgerichtet und die daraus gewonnene NF erneut der RENS1894 zugeführt und verstärkt.
Die dann verstärkte NF- Spannung wird der Endpentode BL2 zugeführt. Durch diesen Trick erreicht man eine dreistufige Verstärkung mit nur 2 Verstärkerröhren.

Im Originalzustand befand sich im Anodenkreis der RENS1894 eine 200 H / 3300 Ω Drossel, von der die NF-Spannung entnommen wurde. Diese NF-Drossel war notwendig, um auch bei nur 110 V Netzspannung noch einen genügend hohen Spannungshub zu erreichen, um die Endröhre ansteuern zu können.

Bei der Wiederinbetriebnahme erwies diese sich jedoch als empfindlicher Empfänger für Brummeinstreuungen ! Da jetzt mehr als ausreichend Anodenspannung vorhanden ist, konnte auf diese NF-Drossel verzichtet werden. Sie wurde durch einen 62 kΩ NF- Arbeitswiderstand ersetzt, wie allgemein bei Reflexstufen üblich.

Im Originalzustand wurde die Lautstärke (nur) mit dem Differential-Drehko CVL1 (früher „L“) direkt im Antennenkreis geregelt.
Aus langjähriger Erfahrung ist jedoch bekannt, dass bei dreistufigen Verstärkern unangenehme Rausch- und Brummgeräusche sowie verzerrte Wiedergabe auftreten, wenn sich der Lautstärkeregler am Eingang dieser 3 Stufen befindet und auf nur geringe Lautstärke eingestellt wird. Die Verzerrungen entstehen, weil ein HF-Gleichrichter (Demodulator) unlinear arbeitet, wenn er nur mit geringen Spannungen betrieben wird.

Aus diesen Gründen ist es vorteilhaft, die HF- Vorstufe möglichst hoch auszusteuern, um die HF-Gleichrichterdiode mit einem satten Signal zu speisen und erst danach den NF-Pegel einzustellen.

Im Originalzustand wurde das aus der BB1- Diode gewonnene NF-Signal wieder komplett der RENS1894 zur weiteren Verstärkung zugeführt. In der neuen Schaltung wurde jedoch das Potentiometer R7 eingefügt, das nunmehr zur Einstellung der Lautstärke dient. Dieses wurde eingebaut am Platz des früheren „Klangfarbenregler“- Schalters K, der eher unnütz war, indem er nur der weiteren Verschlechterung der Höhen- Wiedergabe diente.

Der Differential-Drehko CVL1 dient jetzt nur noch zur Aussteuerung der HF- Vorstufe zum Ausgleich unterschiedlicher Empfangspegel.

Wie schon zuvor, wird über R7 immer noch die Dioden- Richtspannung dem Steuergitter der RENS1894 zugeführt, so dass auch teilweise eine automatische Regelung stattfindet.

Der nun zum Mende 215G-Wn gewordene Zweikreiser ging im Sommer 2015 in Betrieb. Damit blieb hier im Saarland noch viel Gelegenheit, die beiden Programme Deutschlandfunk auf 1422 kHz, 400 kW und die „Antenne Saar“, 1179 kHz, 10 kW ausgiebig zu empfangen.  

Die Selektivität ist immerhin so gut, dass der Empfang des nur 10 kW schwachen Senders auf 1179 kHz völlig ohne Durchsprechen des starken 400 kW- Senders auf 1422 kHz möglich war, wozu Einkreiser (wie VE / DKE) nicht in der Lage sind.

Leider ist es seit der Abschaltung aller deutschen MW- und LW- Sender mit diesem Vergnügen nun für immer vorbei.

Auf Langwelle herrscht jedoch noch reger Betrieb durch französischsprachige Sender.

Hier kommt der nicht weit entfernte Sender Europe 1 auf 183 kHz knüppeldick an, welcher mit 2000 kW nun der einzige verbliebene AM- Hochleistungs-Rundfunksender auf deutschem Boden ist, wie auch RTL auf 234 kHz immer noch sehr gut rein kommt. France Inter auf 162 kHz ist auch hörbar, wird aber wegen der mangelnden Selektivität des Zweikreisers stark von Europe 1 gestört.

Wegen der ungeeigneten Sprache sind diese Sender jedoch leider alle nur wenig brauchbar, außer, wenn man demonstrieren will, dass ein Empfänger in der Lage ist, irgendwelche Sender zu empfangen.
So bleibt nur noch die Möglichkeit, den „Heimsender“ vom Zimmer nebenan zu hören, was letztendlich doch ein wenig frustrierend ist im Vergleich zu früher, als man noch echte Sender aus einer gewissen Entfernung empfangen konnte.

Wegen eines fehlenden Knopfes wurden vorläufig zwei nicht originale Knöpfe montiert, die durch ihre Markierungen den Vorteil bieten, die Einstellung zu erkennen.

Referenzen:

Mende 215G

Mende 215G Serviceunterlagen